Prolixletter
Dienstag, 28. Oktober 2025
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Verschiedenes

 
DIETER HILDEBRANDT AM KAISERSTUHL
So steht es fettgedruckt auf der Eintrittskarte vom 22. Januar 1983 für eine Veranstaltung der Volkshochschule Wyhler Wald. Ort: die Stadthalle Endingen. Kaum hingen die Plakate, waren auch schon die 2.000 Tickets ausverkauft. So voll war die Stadthalle seit ihrer Eröffnung noch nie gewesen. «Dieter Hildebrandt am Kaiserstuhl» – das war damals eben eine Sensation. Und diese Sensation war dem VGH Mannheim geschuldet, der kürzlich alle Klagen gegen den Bau des AKW Wyhl abgeschmettert hatte. Seither hing ein Damokles-Schwert über den Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Niemand wusste, wann und mit welcher Streitmacht die Stuttgarter Regierung nun den Bau würde durchsetzen wollen. Aber bevor Filbingers Nachfolger Lothar Späth einmarschieren konnte, kam eben dieser Dieter Hildebrandt, er hatte es uns versprochen.

Im Februar 1980 – der Mannheimer Prozess war schon in vollem Gange – hatten wir zu viert, zusammen mit Wolf Biermann und Hanns Dieter Hüsch, auf dem Stuttgarter Killesberg ein Benefizkonzert für die Familie Dutschke absolviert, und ich hatte zwischen den Liedern (u.a. «Krönungszug Lothars des Erstbesten») darüber gesprochen, dass wir nach dem Mannheimer Prozess ganz neue Widerstandformen finden müssten. Das hat Dieter Hildebrandt interessiert. Keine Selbstverständlichkeit für einen Sozialdemokraten, denn seine SPD brauchte noch fünf weitere Jahre, um sich von der Atompolitik zu verabschieden. «Wie kann ich euch helfen?» – «Komm halt bei uns vorbei, ich ruf Dich an, wenn es so weit ist!».

Zwei Jahre später war es dann soweit, ich habe angerufen, er hat sofort zugesagt, ganz selbstverständlich, und ohne Gage, wie die anderen Beteiligten auch. Die Volkshochschule Wyhlerwald organisierte ein Programm, das disparater nicht sein konnte, mit Annemarie Sacherer, Ernst Schillinger, Buki und d'Jokili-Brünnler vom Kaiserstuhl und den jungen Kabarettisten des Ensembles Schmeißfliege aus Freiburg und eben dem berühmten Gast und Zuschauermagneten Dieter Hildebrandt. Die Endinger Blasmusik gab das Startsignal mit «Ein Prosit der Gemütlichkeit!». Wolfgang Prosinger zwei Tage später in der Badischen Zeitung: «Gemütlichkeit und Dieter Hildebrandt? Das schließt sich aus. Drei Stunden später ist der Berichterstatter eines Besseren belehrt. Die vielen Köche haben den Brei nicht verdorben. Warum? Weil niemand versuchte, das Unvereinbare zu vereinen. Da stand Stück für Stück nebeneinander, kantig, auch klotzig, aber immer unverwechselbar, authentisch, kompromisslos...» Und ganz nebenbei haben wir auch an diesem Abend in einem satirischen Sketch mit einer neuen Widerstandform gedroht – Grenzverstopfung auf allen Brücken zwischen Straßburg und Basel. Auch diese Idee hat Dieter Hildebrandt außerordentlich gefallen und er hat sie lustvoll mitpropagiert.

Seit gestern konnten wir zahlreiche Nachrufe lesen, voller Bewunderung, Respekt, Begeisterung, Zuneigung, und alle haben sie Recht, die Nachrufer, keine Frage. Zusätzlich möchte ich nur auch daran erinnern, wie uns dieser großartige Kabarettist geholfen hat in einer Situation, als es noch kein Politikziel «Energiewende» gab und als wir noch keineswegs wissen konnten, wie die Wyhlgeschichte einmal ausgehen würde – grand merci! Und die Biermösel mögen ihm ein schönes Ständchen blasen, mit denen zusammen und mit ihrer schrägen Volksmusik hat Dieter Hildebrandt nämlich just ebenfalls in den frühen 80ern (zum Schrecken der CSU) begonnen, in manchen bayrischen Dörfern sein Unwesen zu treiben.

(vgl. auch Badische Zeitung vom 24.1.1983 «Notizen in der Provinz» von Wolfgang Prosinger, mit einem Bühnenfoto)
 
Autor: © Walter Mossmann 2013

 
Schwerpunkt Frankreich: Sprechstunde am 22. November
... für Grenzgängerinnen und Grenzgänger in der Stadtbibliothek

Das Europe-Direct-Informationszentrum, der Info-Point Europa
Freiburg und die Infobest-Auskunftstelle für grenzüberschreitende
Fragen Vogelgrun-Breisach bieten zum Thema Arbeiten und
Soziales in Deutschland und Frankreich gemeinsame
Sprechstunden an.

Vor dem Umzug oder der Arbeitsaufnahme im jeweils anderen
Land stehen Grenzgängerinnen und Grenzgänger vor vielen
Entscheidungen. Sie müssen sich beispielsweise mit fremden
Sozialversicherungs-, Steuer- und Bildungssystemen
auseinandersetzen. Häufig gefragt wird etwa, wie Kranken- und
Sozialversicherung sowie Familienleistungen bei Arbeit in
Frankreich als Grenzgänger geregelt sind. Was ist bei der Steuer
im Nachbarland zu beachten?

Für Fragen zu Arbeit, Sozialversicherung, Familienleistungen,
Steuern und Rente in Frankreich/Deutschland findet ein
Beratungsnachmittag am Freitag, 22. November, von 14 bis 17
Uhr in der Stadtbibliothek (1. Stock) am Münsterplatz statt.
 
 

 
Lese- und Arbeitsheft zur NS-Geschichte: Lernen mit regionalem Bezug
Die Juden von Buttenhausen – Vom Leben und Untergang einer Landgemeinde in Württemberg

„Wir als Juden können diese Zeit nie vergessen“ – so lautet der Titel des neuen Lese- und Arbeitshefts in der Reihe MATERIALIEN, herausgegeben von den Gedenkstätten in Baden-Württemberg und der Landeszentrale für politische Bildung (LpB). Die Publikation, die ab sofort kostenlos erhältlich ist, führt insbesondere Jugendliche an die Geschichte einer jüdischen Landgemeinde heran.

Mehr als 150 Jahre lebten Juden in Buttenhausen auf der Schwäbischen Alb. Die Geschichte erzählt vom Mit- und Nebeneinander der christlichen und jüdischen Dorfbewohner, von wirtschaftlicher und kultureller Blüte im 19. Jahrhundert, aber auch von Ausgrenzung und Verfolgung und schließlich von Deportation und Ermordung. Am Beispiel Buttenhausens lassen sich historische Entwicklungen nachvollziehen. Die Ortsgeschichte gibt zugleich Auskunft über die Entstehung einer bürgerschaftlich getragenen Erinnerungskultur nach 1945.

Das Lese- und Arbeitsheft gliedert sich in Texteinheiten und Arbeitsblätter mit Dokumenten, Quellentexten, Fotografien und Aufgaben, darunter Anregungen zum selbstständigen Erkunden der Geschichte, zur Vorbereitung von Präsentationen oder eines Werkstattbuchs. Es ist in der LpB-Reihe MATERILAIEN in enger Kooperation mit einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Jüdischen Museums Buttenhausen entstanden. Die Gedenkstätten in Baden-Württemberg und die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) greifen mit der Reihe die Aufforderung der Bildungspläne des Landes Baden-Württemberg auf, Angebote mit regionalem Bezug an außerschulischen Lernorten zu entwickeln.

Zuletzt erschienen die Hefte "`Wohin bringt ihr uns?‘ - Grafeneck 1940. NS-`Euthanasie´ im deutschen Südwesten“ (2012) und „`Wir sind gezeichnet fürs Leben, an Leib und Seele´. Unternehmen `Wüste´: das südwürttembergische Ölschieferprojekt und seine sieben Konzentrationslager“ (2012). Zudem liegen Ausgaben u.a. zur Deportation der Juden aus Baden („Ich weiß nicht, ob wir nochmals schreiben können") und aus Württemberg und Hohenzollern „'Evakuiert' und 'Unbekannt verzogen'“) vor.

Die Hefte sind kostenlos und können bestellt werden bei der Landeszentrale für politische Bildung, Stafflenbergstr. 38,70184 Stuttgart, Fax: 0711.164099-77, E-Mail: marketing@lpb.bwl.de, Webshop: www.lpb-bw.de/publikationen.html
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Freiburg: Gegen das Vergessen
Gedenkveranstaltung erinnert an die Deportation
von Freiburger Sinti vor 70 Jahren

Die Deportation von Freiburger Sinti jährt sich 2013 zum 70.
mal. Mit einer Gedenkveranstaltung am Mittwoch, 20.
November, erinnern die Freiburger Sinti und die Stadt Freiburg
an die Opfer dieses Verbrechens. Die Veranstaltung beginnt
um 19.30 Uhr in der Kirchstraße 4 (Außenstelle der Gertrud-
Luckner-Gewerbeschule, hinter der Johanneskirche).
Eingeladen sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Hintergrund der Deportation war der „Auschwitzbefehl“ des
damaligen SS-Reichsführers Heinrich Himmler im Jahr 1943,
mit dem er die systematische Verfolgung, Deportation und
Tötung der Sinti und Roma anordnete. Zuvor schon, in seinem
grundlegenden Erlass vom 8. Dezember 1938, hatte Himmler
von der „endgültigen Lösung der Zigeunerfrage“ gesprochen.

Im Mai 1940 wurden die ersten Sinti- und Roma-Familien,
etwa 2500 Menschen, aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen
in polnische Zwangslager deportiert. Unter ihnen waren auch
zahlreiche Kinder und alte Menschen. Vor 70 Jahren, im März
1943, wurden dann Sinti und Roma aus 52 Orten des heutigen
Baden-Württembergs in das sogenannte „Zigeunerlager“ nach
Auschwitz-Birkenau verschleppt und ermordet, darunter auch
Sinti-Familien aus Freiburg. Bis zum Kriegsende 1945 fielen
über 500.000 deutsche und europäische Sinti und Roma den
Nazis zum Opfer.

Die Gedenkveranstaltung soll die Erinnerung an dieses
Verbrechen und an das Schicksal der Sinti und Roma im
Nationalsozialismus wach halten. Das betont auch
Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, der die geplante
Veranstaltung begrüßt: „Sinti und Roma wurden im
Nationalsozialismus systematisch verfolgt und ermordet. Wir
alle tragen die historische Verantwortung dafür, dass so etwas
nie wieder geschieht.“

Der Bürgermeister wird die Gäste gemeinsam mit zwei
Vertretern der Sinti und Roma begrüßen. Danach folgt ein
Vortrag von Max Matter. Er spricht über den Umgang mit Sinti
und Roma im Nationalsozialismus, zeigt aber auch auf, dass
sie schon vor und auch nach dem NS-Regime Opfer von
Vertreibung und Diskriminierung waren und noch immer sind.
Anschließend erinnern Freiburger Sinti in eigenen Beiträgen
an die Verfolgungen im Nationalsozialismus. Ab etwa 21 Uhr
bietet ein Empfang mit musikalischer Umrahmung Gelegenheit
zum Austausch.

Programm zur Gedenkveranstaltung
am 20. November, 19.30 Uhr, Kirchstr. 4

19.30 Uhr: Grußworte von Sozialbürgermeister Ulrich von
Kirchbach, Daniel Strauß, Vorsitzender des Landesverbands
der Sinti und Roma Baden-Württemberg, und Daniel Kobi,
Vorsitzender der Sinti-Siedlung Freiburg
20 Uhr: Vortrag von Prof. Dr. Max Matter, Zürich:
„Regionalgeschichtliche Aufarbeitung - Umgang mit Sinti und
Roma vor, während und nach dem Nationalsozialismus“
Literarischer Beitrag von Tomas Wald: „Gedenken an die in
Auschwitz-Birkenau ermordeten Sinti und Roma“
20.30 Uhr: Beiträge von Freiburger Sinti gegen das Vergessen
ab 21 Uhr: Empfang mit Gelegenheit zum Austausch

Das Trio Faty Mettbach sorgt für die musikalische Umrahmung.
 
 

 
Freiburg: Corosol am 15.11.2013 Vernissage und Konzert
„Sand – Weite – Licht“ Fotografien der tunesischen Sahara von Corinna Scherg

Corinna Scherg wird mit einer Bildershow von ihren Erlebnissen beim Kamel-Trekking erzählen, von den ganz besonderen Stimmungen beim Barfuß-Gehen im feinen Sand, vom Einmummeln am knisternden Lagerfeuer, vom spannenden Brotbacken, den umsorgenden Beduinen, von bunten Sonnenuntergänge und sternreichen Nächten unter freiem Himmel.Auf diese Bilderreise durch die Sahara könnt ihr bis Mitte Januar 2014 im Hofcafé gehen.

UND IM ANSCHLUSS AB 20:30 UHR
"Mister Macke and the Mekong Monkeys" meets Bukowski

Konzert mit Gitarre und Stimme. Verfeinert mit Texten von Charles Bukowski
"Mister Macke and the Mekong Monkeys" ist keine 5-köpfige Rockband, wie der Name vermuten lässt.
Vielmehr handelt es sich um eine Ein- Mann- Gitarren- Kapelle mit deutschem Liedgut, die soviel über das Leben zu sagen hat,... wie sie eben zu sagen hat!
Mister Macke singt ekstatische Lobeshymnen an das Leben. Clownesk, schräg, liebestoll und tragisch.
An diesem Abend trifft "Mister Macke and the Mekong Monkey" auf den dirty old man, Charles Bukowski.....

HOFCAFÉ COROSOL
Ferdinand-Weiß-Straße 9 - 11, 79106 Freiburg
Eintritt frei(willig)
 
 

 
Freiburg: Forstamt und VABE verkaufen ab 18. Nov. Schmuckreisig.
Selbst schneiden unter Aufsicht von Forstamt möglich

Auch in diesem Jahr verkauft das Forstamt mit dem Verein zur
Förderung kommunaler Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen
(VABE e.V.) wieder Schmuckreisig. Um den Aufwand gering zu
halten, verkauft der VABE das Reisig in kleinen Mengen selbst,
nachdem er es zuvor im Stadtwald gewonnen hat. Das Reisig
stammt aus dem nach hohen Standards bewirtschafteten, FSCzertifizierten
Freiburger Stadtwald.

Der Verkauf in haushaltsüblichen Mengen findet von Montag, 18.
November, bis Freitag, 20. Dezember, auf dem Holzhof des VABE
(Hermann-Mitsch-Straße, an Zufahrt zum Flugplatz) zu folgenden
Öffnungszeiten statt: Mo-Do 8-17 Uhr, Fr 8-15 Uhr, Sa 9-13 Uhr.
Kontakt: Tel. 0761/556 5772, Mail: holzhof@vabe-freiburg.de.

Wie bisher können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Reisig für
Kindergärten und andere soziale Einrichtungen zum ermäßigten
Preis an gefällten Bäumen im Wald unter Aufsicht von Forstpersonal
selbst gewinnen (eine Berechtigung ist vorzulegen). Dazu bietet das
Forstamt zwei Termine in den Revieren Waldsee und Günterstal an:
am Dienstag, 26. November, 14.30 Uhr, an der Zufahrt zum
Parkplatz Möslestadion, parallel zur Bahnstrecke beim Konrad-
Guenther-Park und am Mittwoch, 27. November, 14:30 Uhr, am
Waldhaus, Wonnhaldestraße 6. Die Abgabestellen sind etwa einen
Kilometer vom Treffpunkt entfernt.
 
 

 
Verlosung: 1 x 2 Freikarten für das Live-Hör-Spiel "Historix' GEISTERSTUNDE ..."
Wir verlosen unter unseren Lesern 1 x 2 Freikarten für das Live-Hör-Spiel "Historix' GEISTERSTUNDE bei den Immoralisten" am Sonntag, 24. November 2013, um 17 Uhr mit Peter Haug-Lamersdorf und Oliver Genzow.

Um an der Verlosung teilzunehmen, bitte eine eMail mit dem Kontaktformular schreiben (Betreff: Geisterstunde) sowie Namen und Adresse angeben. Teilnahmeschluss ist am 19. November. Der Gewinner wird am 20.11. benachrichtigt. Viel Glück!!
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Freiburg: 25 Jahre Städtefreundschaft mit Wiwili
Ermordung des Freiburger Arztes Tonio Pflaum 1983 in
Nicaragua gab Anstoß zu ungewöhnlicher Verbindung

Freiburg-Wiwili-Verein blickt auf 30jähriges Bestehen zurück

42 Schulpatenschaften geben Kindern Hoffnung auf ein
besseres Leben

Im Jahr der vielen Jubiläen mit den Freiburger Partnerstädten
kommt jetzt auch das Jubiläum der Städtefreundschaft mit
Wiwili hinzu: Seit 25 Jahren ist Freiburg mit der kleinen Stadt
im Norden Nicaraguas freundschaftlich verbunden. Am kommenden
Donnerstag findet aus diesem Grund ein kleiner
Festakt im Historischen Ratssaal des Rathauses statt. Oberbürgermeister
Dieter Salomon wird mit dem Wiwili-Verein und
den Freunden und Förderern Wiwilis das Jubiläum feiern. .

Der eigentliche große Festakt wird jedoch nächstes Frühjahr
in Wiwili stattfinden, wenn eine offizielle Freiburger Delegation
mit OB Salomon und Bürgermeister von Kirchbach dort zu
Besuch sein wird.

Unter den neun Freiburger Städteverbindungen ist die
Freundschaft mit Wiwili die außergewöhnlichste: Man ist zwar
nicht durch eine formelle Partnerschaft verbunden, dennoch
ist diese Städtefreundschaft vitaler als manche offizielle Partnerschaft
mit Brief und Siegel: Sie war und ist Grundlage
zahlreicher Hilfsprogramme, aus denen unter anderem eine
Gesundheitsstation, eine Wasserversorgung, Schulpatenschaften
für 42 Kinder, die Wiederaufforstung von kahlgeschlagenen
Waldflächen oder Programme zum Aufbau einer

ökologischen Landwirtschaft entstanden sind – in der Regel
als Hilfe zur Selbsthilfe, für die die Stadt, der „Freiburg-Wiwili-
Verein“ und die Europäische Union finanzielle und organisatorische
Unterstützung bereitstellen und die heute vor Ort überwiegend
durch die „Asociatión de Desarollo Municipal“ (ADEM,
zu deutsch: Verein für Kommunalentwicklung) betreut
und umgesetzt werden.

Die Geschichte der Städtefreundschaft Freiburg-Wiwili ist jedoch
nicht nur eine Geschichte solidarischer Hilfe, sondern
auch eine Geschichte von Tod und Leid. Drei Menschen, die
sich besonders für die Städteverbindung engagiert hatten,
wurden Opfer von Mordanschlägen. Am 30. April 1983 erschossen
Contras den Freiburger Arzt Albrecht „Tonio“
Pflaum in Wiwili zusammen mit 13 anderen Menschen, darunter
zwei Krankenschwestern. Wiwili, nur eine halbe Stunde
von der Grenze entfernt, war immer wieder Opfer von Angriffen
der Contras, die vom nahen Honduras aus in das Land
eindrangen. Tonio Pflaum war 1980 im Auftrag des Deutschen
Entwicklungsdienstes nach Nicaragua gegangen und
arbeitete am Aufbau einer Gesundheitsstation mit. Bis zu seiner
Ermordung – er wurde nur 36 Jahre alt – hatte er mit seinen
Kollegen rund 25.000 Patienten behandelt, über 200 Entbindungen
und 79 Operationen durchgeführt.

Um sein Lebenswerk weiterzuführen, gründeten sich der
„Freundeskreis Tonio Pflaum“ und der „Verein zur Förderung
einer Städtepartnerschaft Freiburg-Wiwili“ und initiierten den
Bau einer Trinkwasserleitung in Wiwili. Bei den Bauarbeiten
starb ein weiterer Freiburger: Berndt Koberstein, der als Aufbauhelfer
nach Nicaragua gereist war, wurde im August 1986
nahe Wiwili von Contras ermordet.

Die Trinkwasserversorgung sollte das erste von mehreren
erfolgreichen Projekten werden, die bis heute die Städtefreundschaft
zwischen Freiburg und Wiwili mit Leben erfüllen.
Im Oktober 1988 lud der damalige Oberbürgermeister Rolf
Böhme den Bürgermeister von Wiwili, Don Javier Barahona,
zu einem Besuch ein, in dessen Rahmen die Städtefreundschaft
offiziell besiegelt wurde. Auch Javier Barahona wurde
später ein Opfer des Krieges. In den 90er Jahren erschossen
Contras den Kommunalpolitiker, in dessen Haus Tonio
Pflaum einst die Medizinstation gegründet hatte.

Die Stadt Freiburg hat ihre Unterstützung von Beginn an als
humanitäre Hilfe verstanden. Für den Bau der Trinkwasserleitung
als erstes Projekt stellte der Gemeinderat insgesamt
365.000 DM bereit, was rund einem Viertel der Gesamtkosten
entsprach; darüber hinaus lieferte die damalige Freiburger
Energie- und Wasserversorgung (FEW) technisches Gerät
und Rohrleitungen und bildete in Freiburg nicaraguanische

Helfer für den Bau und Betrieb der Anlage aus. Von 1993 bis
1998 finanzierte die Stadt Freiburg ein Programm für die Wiederaufforstung
und den Erosionsschutz von gerodeten Waldflächen
mit rund 300.000 DM mit; den Löwenanteil zu den
Gesamtkosten von ca. 1,5 Mio. DM stellte die Europäische
Union zur Verfügung. An das Wiederaufforstungsprogramm
knüpfte auch die Unterstützung für ökologischen Landbau an,
für die im städtischen Haushalt 2001 bis 2005 jährlich 25.000
Euro gewährt wurden. Von 2007 bis 2012 konnte das zweite
EU-Projekt durchgeführt werden, das Umweltschutz und
nachhaltige integrierte ländliche Entwicklung in Wiwili und den
ländlichen Gemeinden unterstützte.

Bei allen Vorhaben arbeitet das Bürgermeisteramt eng mit
dem „Freiburg-Wiwili-Verein“ zusammen, der aus eigenen
Spendenmitteln Gelder beisteuert und die Verbindungen in
die Partnergemeinde hält, sowie vor Ort mit der Organisation
„Asociatión de Desarollo Municipal“, in deren Hand die konkrete
Umsetzung liegt. Die Wiwili-Kommission des Gemeinderats,
in der alle Fraktionen vertreten sind, lässt sich regelmäßig
informieren und begleitet die Arbeit mit eigenen Anregungen.

Dass Solidarität mit Wiwili nicht nur eine Sache des Gemeinderats
und des städtischen Haushalts ist, erwies sich unter
anderem nach dem verheerenden Wirbelsturm „Mitch“ im Oktober
1998. Weil der Hurrikan zahlreiche Menschenleben gefordert
und große Teile von Wiwili zerstört hatte, rief die Stadt
zu Spenden für den Wiederaufbau und für die Reparatur der
beschädigten Trinkwasserleitung auf. Binnen weniger Tage
kamen mehr als 500.000 DM zusammen, um die größte Not
lindern zu können.

Nach einer Reise nach Wiwili im Frühjahr 2004 rief Oberbürgermeister
Dieter Salomon die „Aktion Bildungsbaustein“ ins
Leben, um Kindern aus armen Familien einen Schulbesuch
zu ermöglichen – bis heute können in ländlichen Gebieten
trotz der von den Sandinisten begonnenen Alphabetisierungskampagne
rund 40 Prozent der Menschen nicht lesen
und schreiben. Auf den ersten Aufruf kamen 10.000 Euro zusammen,
mit denen das Gehalt von Lehrern finanziert wird.
Mittlerweile haben Freiburgerinnen und Freiburger Schulpatenschaften
für 42 Kinder in Wiwili übernommen, um ihnen
einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen. Mit jährlich
360 Euro pro Kind werden die Schulgelder und Lehrer bezahlt.

Welchen Stellenwert die Städtefreundschaft hat, zeigt das
Interesse an Reisen nach Wiwili. Nach einer ersten Bürgerreise
im Mai 2006 war im Februar 2008 eine Delegation der
Gewerkschaft verdi zu Gast in Wiwili, und im Mai 2008 be-
suchte eine Schülergruppe des Droste-Hülshoff-Gymnasiums
mit ihrer Lehrerin Marlu Würmell-Klauss, der Vorsitzenden
des Freiburg-Wiwili-Vereins, die kleine Stadt am Rio Coco in
Nordnicaragua. Im Frühjahr 2009 kam es zum Gegenbesuch
zweier Jugendlicher aus Wiwili, im April 2012 fand die bislang
zweite Bürgerreise des Freiburg-Wiwili Vereins statt. Anfang
März 2014 wird eine städtische Delegation nach Wiwili reisen.

Seit Montag dieser Woche sind zudem zwei Mitglieder des
Wiwili-Vereins vor Ort, um das dritte EU-Projekt zu planen.

In Freiburg ist Wiwili an prominenter Stelle im Stadtbild präsent.
2003 benannte der Gemeinderat die im Volksmund als
„Blaue Brücke“ bekannte Fußgänger- und Radfahrerbrücke
zwischen der Bismarckallee und dem Stühlinger in „Wiwili-
Brücke“ um.
 
 



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438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 
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