In den letzten Jahren wurden die beiden Schaubecken 25 und 27 im Vivarium des Zoo Basel umgebaut. Sie ergänzen die Schaubecken 21 und 23 und zeigen weitere Lebensräume aus dem Korallenriff. Seit ein paar Monaten sind sie nun wieder in Betrieb, doch Veränderung gehört bei der Entwicklung solcher Becken zum Alltag. Mit den Korallenriff-Becken will der Zolli seine Gäste für diese durch Übernutzung und Klimawandel bedrohten Lebensräume sensibilisieren. Mit den Einnahmen aus dem freiwilligen Naturschutzfranken unterstützt er zudem ein Korallen-Wiederaufforstungsprojekt auf Sansibar.
Die Schaubecken 25 und 27 waren die letzten beiden Becken des aquaristischen Teils des Vivariums, die seit dessen Eröffnung 1972 nicht grundlegend renoviert wurden. Dies wurde in den vergangenen Jahren nachgeholt: Die Grundmauern wurden saniert, die Scheibe wurde ausgetauscht, die gesamte Dekoration ersetzt und die komplette Technik erneuert. Die Becken gehören zum Bereich der Tropischen Meere im Vivarium und widmen sich dort dem Thema «Korallenriff».
Für jedes Riff ein Becken
Schon im Schaubecken 21 sind Korallenfische zu sehen; jedoch hauptsächlich solche, die Korallen fressen. In den anderen Becken wurde daher Wert daraufgelegt, sowohl Korallen als auch Fische zu zeigen. Das schon vor Jahren fertig gestellte Schaubecken 23 zeigt den Bereich des Innenriffs; die der Küste zugewandte und vom Wellengang verschonte Seite. Das neue Schaubecken 25 ist dem Riffdach gewidmet; dem höchsten Punkt des Korallenriffs, der das Innenriff vom Aussenriff trennt. Entsprechend ist das Aussenriff, das dem offenen pelagischen Ozean zugewandt ist, in Schaubecken 27 dargestellt.
Tägliche Arbeit erforderlich
Ähnlich wie bei einem echten Korallenriff gehört Veränderung in den Schaubecken zum täglichen Leben. Die Felsen werden zunächst von sogenannten Pionierarten besiedelt. Diese werden im Laufe der Zeit von anderen Arten verdrängt und ersetzt. Speziell im Schaubecken 25 werden typische Pionierarten herangezogen, die ins Schaubecken 27 umgesetzt werden, sobald sie eine gewisse Grösse erreicht haben. Dazu zählen die Schalenkoralle (Montipora foliosa), die Griffelkoralle (Stylophora pistillata), die Blumenkohl-Steinkoralle (Pocillopora damicornis) oder die Nadelkoralle (Seriatopora caliendrum). Erst mit der Zeit werden Tischkorallen (Acropora hyacinthus) oder Erdbeerkuchenkorallen (Acropora microcladus) ins Schaubecken 25 eingesetzt. Diese etwas empfindlicheren Arten bilden die für das Riffdach charakteristische Tischform aus. Das eigentliche Riff wird vor allem von Stein- und Hornkorallen gebildet. Mit der Gelappten Lederkoralle (Sinularia brassica), dem Kenya-Bäumchen (Capnella imbricata), der Pilzlederkoralle (Sarcophyton elegans) oder der Meerhand (Alcyonium sp.) leben aber auch Weichkorallen im Riff. Zusätzliche Wirbellose wie Schnecken, Muscheln, Putzergarnelen, Krabben, Seeigel und Schlangensterne reinigen das Riff insbesondere von Algen. Vervollständigt wird das Riff durch die Fische. Während im Schaubecken 27 im Wesentlichen verschiedene Doktorfische und der Traum-Kaiserfisch (Pomacanthus navarchus) unterwegs sind, leben im Schaubecken 25 auch Lippfische und Zwergkaiserfische. Die Gelbrücken-Fahnenbarsche (Pseudanthias evansi) kommen stets im Schwarm vor, während der Halfterfisch (Zanclus cornutus) als Einzelgänger unterwegs ist.
Biodiversitäts-Hotspot «Korallenriff»
In Korallenriffen ist die Artenvielfalt besonders hoch und divers. Deswegen gelten sie als sogenannte «Hotspots der Biodiversität», die in den Bemühungen gegen die Verarmung der Meeresfauna eine entscheidende Rolle spielen. Auch im Vivarium sind die Schaubecken 25 und 27 die Becken mit dem artenreichsten Besatz: Im Schaubecken 25 leben derzeit 75 Tierarten (7 Fischarten, 56 Korallenarten und 12 Wirbellose). Im Schaubecken 27 sind es deren 35 (5 Fischarten, 22 Korallenarten und 8 Wirbellose).
Auch in der Natur aktiv
Zusammen mit der Organisation marinecultures.org engagiert sich der Zolli seit 2015 für den Schutz mariner Ökosysteme auf Sansibar. Die Organisation hat erfolgreich nachhaltige Schwammzuchten aufgebaut und umfangreiche Erfahrungen in der Wiederaufforstung von Korallenriffen gesammelt. Bisher setzte sie dabei auf die etablierte Methode der asexuellen Korallenreproduktion durch Fragmentierung. Nun startet marinecultures.org ein neues Korallenprojekt. Zum ersten Mal in der Region des Westindischen Ozeans soll in Jambiani die sexuelle Korallenreproduktion erforscht und implementiert werden. Ziel ist es, die genetische Vielfalt der Korallen zu erhöhen und dadurch geschädigte Riffe langfristig widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. In Jambiani entsteht dafür ein kostengünstiges, wartungsarmes Labor, in dem gesammelte Eizellen mit Samenzellen befruchtet und zu Larven herangezogen werden. Anschliessend wachsen die Larven auf geeigneten Substraten zu jungen Korallen heran.
Zentrum für Forschung, Aus- und Umweltbildung
Das Labor bildet das Herzstück eines Forschungs-, Ausbildungs- und Informationszentrums, das derzeit im Aufbau ist. Ein begleitendes Informationsangebot soll sowohl der lokalen Bevölkerung als auch dem Tourismus die Bedeutung gesunder Korallenriffe näherbringen und das Bewusstsein für den Schutz mariner Ökosysteme stärken. Zudem soll die neue Methode über Ausbildungsprogramme, die marinecultures.org anbietet, in die gesamte Region des Westindischen Ozeans getragen werden, sodass lokale Organisationen künftig selbst davon profitieren und eigene Korallenrestaurationsprojekte mit der neuen Methode betreiben können.
Ein Franken für den Naturschutz
Neben dem Korallenprojekt von marinecultures.org unterstützt der Zoo Basel eine Vielzahl von Projekten zum Erhalt bedrohter Arten und ihrer Lebensräume. Die dafür eingesetzten Mittel stammen von den Zoo-Besucherinnen und -Besuchern. Beim Kauf des Eintrittstickets können sie freiwillig einen Franken zugunsten des Natur- und Artenschutzes spenden. Der Zoo Basel wählt die Projekte sorgfältig aus, begleitet deren Entwicklung und informiert die Öffentlichkeit regelmässig über Fortschritte und Ergebnisse. |