Dekan Engelhardt: Anonymität im Internet schafft neue Opfer
Freiburg (gh). „Im Tod Jesu hat Gott allen Opfern ein für alle Mal ein Ende gesetzt.“ Das sagte Stadtdekan Markus Engelhardt in seiner Karfreitagspredigt in der Auferstehungskirche in Freiburg-Littenweiler. Heutige Menschen empfänden „das Opfer“ häufig als Ausdruck vom Barbarei und Primitivität. Für die Menschen vor 2000 Jahren seien Opfer jedoch etwas Alltägliches gewesen, so der Theologe. Die Menschen hätten Tieropfer als „Gnadengeschenk Gottes“ verstanden, denn damit sei auch die Möglichkeit geschaffen worden sich von schwerer Schuld reinigen zu können. Denn in den Tod des Opfers hinein sei der eigene Tod aus Schuldhaftigkeit einbezogen. So schaue Gott auf diesen rettenden Opfertod und gewähre zugleich einen „Neueintritt ins Leben“. Soweit die alte Vorstellung.
Seit dem Tod Gottes in Jesus allerdings brauche es nun keine Opfer mehr. Denn, so Engelhardt: „In diesem Tod ist der Tod schon gestorben, den du jetzt sterben willst. In diesem Tod ist dein schuldbeladenes, verzweifeltes Leben, von dem du ja möchtest, dass es vergeht, schon vergangen.“ „Und nun kehre zurück ins Leben, zu den Menschen, die dich als Lebenden brauchen, zu deiner Familie, deiner Sippe, deinem Volk!“
Engelhardt beschrieb von der theologischen Erkenntnis ausgehend aber auch die aktuelle Wirklichkeit. Denn obwohl es das Opfer von Menschen nach biblischem Verständnis nicht mehr bräuchte würden Menschen geopfert, „überall in der Welt in Kriegen, Gefängnissen und Lagern und in Beziehungen, die nach außen Intakt scheinen“. Im Blick auf die Geschehnisse der vergangenen Woche in Emden und die Reaktionen im Internet meinte der Dekan, dass das was vor den Häusern des zu Unrecht Verdächtigten und dann des mutmaßlichen Täters geschehen sei, „einem die Schamesröte ins Gesicht“ treibe. Es sollte nachdenklich machen, „ob man ernsthaft einer immer mehr als hip und anziehend geltenden Partei die Stimme geben kann, die als ihr politisches Hauptziel die Sicherstellung der „Freiheit im Internet“ propagiert“, so Engelhardt. Denn durch seine Anonymität würde dieses Medium den „übelsten Bodensatz dessen befördern, wozu Menschen fähig sind“.
Mit dem Tod Jesus habe Gott sich selbst zum Opfer gemacht und damit „ein für alle Mal deutlich gemacht, dass wir es nicht mehr nötig, dafür andere Menschen zu opfern, mit Vernichtung zu bedrohen, fertigzumachen, ins Unrecht zu setzen.
Die Menschen könnten durch Karfreitag erkennen „wir sind ja schon auf der Seite des Lebens!“
Hinweis: Die komplette Predigt zu Karfreitag 2012 von Dekan Engelhardt finden sie im Internet |