Von 12. bis 14. September fand im Kommunalen Kino Freiburg und im Haus der Jugend erstmals das Festival HerStories zu arabischen Filmpionierinnen statt. Das Festival war im wahrsten Sinne des Wortes Pionierarbeit und eine erstmalige Kooperation von Cine Arab, Kommunales Kino und zusammen leben e.V.
Die von den Kuratorinnen Hend Ammann, Neriman Bayram und Johanna Dangel ausgewählten Filme gewährten nicht nur einen Blick auf selten gesehene Facetten der arabischen Gesellschaft, sie zeigten auch ein Frauenbild, das weit entfernt ist von westlichen Klischees und Stereotypen. Ein Festival wie dieses ist gerade in Zeiten, in denen die arabische Welt im Zentrum einiger großer Kriege und Konflikte steht, umso wichtiger.
Die drei Festivaltage von HerStories waren für alle Beteiligten äußerst inspirierend und die Veranstaltungen wurden vom Publikum und den angereisten Gästen euphorisch aufgenommen: Das Festival hatte über 800 Besucher*innen. Gezeigt wurden insgesamt 13 Filme aus fünf Jahrzehnten (LEILA ET LES LOUPS aus dem Jahr 1984 als ältester Beitrag und LES FILLES DU NIL aus dem Jahr 2025 als jüngster Beitrag) und 14 beteiligten Ländern (Tunesien, Ägypten, Marokko, Algerien, Libanon, Saudi-Arabien, Katar, Palästina, Belgien, Frankreich, Dänemark, Kanada, Vereinigtes Königreich, USA). Hinzu kamen Vorträge, Panels, Filmgespräche, Konzerte, Tanz, Netzwerktreffen und ein Workshop.
Die Rückmeldungen unserer Gäste und Zuschauer*innen kann man in etwa so zusammenfassen: Ein Raum für Utopien wurde geschaffen, der die Perspektiven arabischer Frauen, die Vielfalt arabischer Geschichten (fern von westlichen Stereotypen) und unterschiedliche Positionierungen gegen Kriege, Patriachat und Klassismus behandelte. All das wurde sichtbar an einem hohen künstlerischen Niveau der Filme, der Konzerte und des Tanzes.
Für die Leiterin des Kommunalen Kinos Neriman Bayram war ein Highlight des Festivals der Film LEILA ET LES LOUPS und der Besuch der libanesischen Filmemacherin Heiny Srour, die für ihre antikolonialen, feministischen Filme bekannt ist. „Von ihrem Spielfilm aus dem Jahr 1984 hatte ich schon viel gehört, ihn aber noch nie gesehen. Der Film ist kaum öffentlich zu sehen, außer auf internationalen Festivals oder Cinematheken. Die 80-jährige Grand Dame des libanesischen Films persönlich kennenzulernen und mit ihr zu diskutieren, war sehr eindrücklich. Eine Kollegin schrieb mal, dass Heiny Srour trotz ihrer internationalen Erfolge als Filmemacherin immer noch den alten Ordnungen unterworfen ist. In mehrfacher Hinsicht sogar: als Jüdin in einer arabisch-islamischen Gesellschaft und als Frau in einer jüdisch-patriarchalen Familie.“
Hend Ammanns ganz persönliches Highlight war „der Vortrag über die Frauen des arabischen Kinos von Irit Neidhart, der stellvertretend für das ganze Festival stand und die Geschichte der Pionierinnen seit 1920 gebündelt dargestellt hat. Für mich war besonders wichtig daran zu erinnern, dass Frauen schon immer aktiv waren.“
„Mit HerStories wollten wir eine Vielheit von Stimmen und Perspektiven arabischer Filmemacherinnen – über Zeit und Raum – nach Freiburg holen, die aufgrund von kolonialen oder rassistischen oder patriarchalen Unterdrückungssystemen in Europa wenig rezipiert wurden. Wir sind glücklich, dass uns das gelungen ist", sagt Johanna Dangel von zusammen leben e.V.
„Bitte bitte, macht es irgendwie möglich, dass so ein Festival wieder stattfindet. Gerade in Zeiten wie diesen sind Orte der Begegnung und des Austausches über die Vielfalt der arabischen Kultur wichtig“, so einige Zuschauer*innen.
Das Festival präsentierte eine Vielzahl an engagierten Ansichten, die einen tiefen und verantwortungsvollen Wunsch zum Ausdruck bringen, präzise über ihre jeweiligen Länder zu sprechen. Sie erzählen die Geschichte der Regionen, die gesellschaftlichen Umwälzungen und ihre Bedeutung für die Situation der arabischen Frauen und stellen herausfordernde Fragen über unsere Zeit.
Dies ist unserer Meinung nach eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, denn Kunst und Kultur bringen Menschen unterschiedlicher Haltung und Herkunft zusammen, wirken Polarisierungen entgegen und ermöglichen den Austausch unterschiedlicher Perspektiven. Eine Fortsetzung des Festivals im kommenden Jahr ist angedacht, falls die finanziellen Mittel es möglich machen. Die erste Ausgabe wurde gefördert vom Kulturamt der Stadt Freiburg (Projektförderung: Kulturelle Zugänge) und vom Amt für Integration und Migration.
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