Die Freiburger Ehrenamtskarte kommt an. Bisher 1200 Karten ausgegeben. Einzigartige „Extras fürs Ehrenamt“
Das erste Jahr ist geschafft – und die Freiburger Ehrenamtskarte mausert sich zur Erfolgsgeschichte. 1200 Ehrenamtskarten wurden bislang an Menschen ausgegeben, die sich in Freiburg übers Jahr mindestens 200 Stunden fürs Gemeinwohl engagiert haben. So verlangt es das Sozialministerium für dieses Modellprojekt, an dem neben Freiburg auch Ulm, der Landkreis Calw und der Ostalbkreis teilnehmen.
Eine Verlängerung des Projektzeitraums bis Ende März 2025 wurde nun vor den Sommerferien vertraglich festgelegt. Mitunterzeichner in Stuttgart: Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach und seine Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Modellregionen. Dabei ließ Sozialminister Manne Lucha erkennen, dass der Erfolg des Modellprojekts eine landesweite Einführung der Karte nahelege. Die weitere Entwicklung hänge aber von den Haushaltsberatungen Ende des Jahres ab.
In Freiburg hofft man auf eine Entscheidung für die Ehrenamtskarte, denn die Resonanz auf die damit verbundenen Reduktionen und auf die „Extras fürs Ehrenamt“ ist deutlich. Preisnachlässe im Theater, im Planetarium, in den Schwimmbädern und anderen Einrichtungen wurden bislang über 500 Mal in Anspruch genommen. Dazu kamen seit Januar die „Extras fürs Ehrenamt“, die 600 Karteninhaberinnen und -inhabern genutzt haben: Die sehr besonderen – und durchweg kostenlosen – Extra-Angebote von Akteuren der Stadtgesellschaft sind beredter und vielfältiger Dank. Die Palette reicht vom eigenen Kino-Event über „Erdmännle fürs Ehrenämtle“ bis zu Exkursionen, dem Besuch einer Generalprobe im Stadttheater, einem Crashkurs Esperanto und zu Einblicken, die der Baumflüsterer gibt. Mit diesen Veranstaltungen will Julia Littmann, die Verantwortliche für Freiburgs Ehrenamtskarte, neue und andere Impulse für die Anerkennung von Ehrenamt setzen.
Folgerichtig ist die Ehrenamtskarte jüngst zu ihrem ersten Geburtstag spektakulär baden gegangen: Die Regio Bäder GmbH hatte die Inhaberinnen und Inhaber der Ehrenamtskarte mit einem Nachtschwimmen im Lorettobad beschenkt. Schwimmbadleiter Thomas Hässler hatte für die zweistündige nächtliche Aktion das Personal aufgestockt – und obschon der wacklige Sommer nach gewittrigem Spätnachmittag nur noch einen kühlen, verregneten Abend nachlegte, nahmen 60 Ehrenamtliche die Herausforderung an. Philipp Koch, Ehrenamtlicher bei der Bergwacht lobte: „Wir erleben hier etwas ganz Besonderes und Großartiges, das man für Geld nicht kaufen kann.“
Ein Abend vor ungewohnter Kulisse also. Eine Teilnehmerin erzählt: „Die Idee ist so klasse! Seit es hieß, wir machen das, egal wie das Wetter wird, haben meine Freundin und ich nur noch gelacht.“ Alle freuten sich, auch der kleine Paul, der mit seiner Großmutter die abenteuerlich späte Ferienunternehmung mitmachte. Nachts ins Schwimmbad, das war für viele ein Traum – jetzt ist er wahr geworden. Am Ende traf man sich am Kiosk, feierte den Abend, sprach über die je anderen Ehrenämter, tauschte Ideen und Telefonnummern, sinnierte auch schon über die nächsten Extras. Im September wird das eine kompakte Führung mit dem Historiker Heinrich Schwendemann sein, der über jüdisches Leben in Freiburg durch die Jahrhunderte spricht und beispielhaft Orte zeigt, die damit verknüpft sind. Im Oktober ist ein Abend im Carl-Schurz-Haus geplant, bei dem, aus aktuellem Anlass, das amerikanische Wahlsystem verständlich gemacht wird.
Viele, die das erste Dutzend Extra-Veranstaltungen ermöglicht haben, sind auch in der aktuellen Fortsetzung der Erprobungsphase dabei. Andere kommen neu hinzu und sehen: Da entsteht in alle Richtungen mehr Verbindung, ein anderes Wahrnehmen, ein anderes Miteinander. Dass ein Nachtschwimmen im Lorettobad eine großartige Weise ist, den Ehrenamtlichen zu zeigen, dass ihr Engagement geschätzt wird, motiviert auch Schwimmbadleiter Hässler. Sein Team hat mitgezogen, wetterfest und gut gelaunt wie jene, die mit dem Extra beschenkt wurden. |