Gedenkfeier zum 83. Jahrestag der Deportation Freiburger Juden nach Gurs
Mit einer Gedenkfeier am Freitag, 20. Oktober, um 16 Uhr auf dem Platz der Alten Synagoge erinnern die Stadt und weitere Veranstalter an den 83. Jahrestag der Deportation Freiburger Jüdinnen und Juden in das südfranzösische Konzentrationslager Gurs. Im Anschluss findet ein Schweigemarsch zum Mantel-Mahnmal auf der Wiwili-Brücke statt. Dort werden Kränze niedergelegt.
Erinnert wird dabei an den 22. Oktober 1940, dem damals letzten Tag des jüdischen Laubhüttenfestes (hebräisch: Sukkot): In einer konzertierten Aktion ließen die nationalsozialistischen Gauleiter Robert Wagner und Josef Bürckel mehr als 6500 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportieren; aus Freiburg waren es mindestens 379 Menschen.
Viele der in Gurs Internierten starben aufgrund völlig unzureichender Nahrung, katastrophaler hygienischer Zustände und fehlender medizinischer Versorgung an Entkräftung, Hunger und Krankheit. Ab August 1942 wurden die noch Lebenden über das Sammellager Drancy bei Paris in die Vernichtungslager im Osten vor allem nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.
Zunächst spricht der Erste Bürgermeister Ulrich von Kirchbach. Es folgen Beiträge von Irina Katz, Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Freiburg, und von Cornelia Haberlandt-Krüger, Vorsitzende der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher.
Im Anschluss spricht Judi Beecher über die Verfolgung und Rettung ihrer jüdischen Großeltern Adolf Paul und Alice Reutlinger und ihrer Mutter Ronja. Die drei wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Ronja war damals vier Jahre alt. Der Familie gelang die Flucht über viele Stationen. Sie reiste 1946 in die USA aus. Derzeit arbeitet Judi Beecher, Schauspielerin und Filmemacherin, an einer filmischen Dokumentation über die Überlebensgeschichte ihrer Familie. Auf Einladung der Israelitischen Gemeinde ist sie bereits am 18. Oktober als Gast in bei der Vorpremiere des Films „Tango Shalom“ im Friedrichsbau Kino, bei dem sie auch mitspielt.
Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust sprechen dann Vertreterinnen und Vertreter der Israelitischen Gemeinde Freiburg und der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher die Gebete El Male Rachamim und Kaddisch.
Zur Gedenkfeier ist die Bevölkerung herzlich eingeladen. Infos unter Tel. 0761 201-2101, kulturamt@stadt.freiburg.de und www.freiburg.de/gurs
Veranstaltung zum Jahrestag der Deportation nach Gurs von Gescher:
Freitag, 20. Oktober, 19 Uhr: Gedenk-Kabbalat-Schabbat-Gottesdienst der Egalitären Jüdische Chawurah Gescher. Der Ort wird nach Anmeldung unter vorstand@gescher-freiburg.de bekannt gegeben.
Veranstaltungen im Rahmen der „Jüdischen Kulturtage 5783“ der Israelitischen Gemeinde:
Donnerstag, 19. Oktober, 19 Uhr: Vortrag von Edouard Drommelschlager und Catherine Grynfogel mit musikalischer Begleitung von Moshe Hayoun und Mike Kaufmann-Portnikow: Luisia, eine verzweifelte junge Frau, wirft einen Brief aus dem Fenster des Zuges, der sie nach Auschwitz bringt. Sie und ihr Mann kehren nicht mehr zurück. Die hastig geschriebenen Worte sind an ihren zweijährigen Sohn Edouard gerichtet, den sie kurz vor der Razzia bei einem Nachbarn verstecken konnten. 43 Jahre später erreicht dieser erschütternde Abschiedsbrief seinen Empfänger Edouard Drommelschlager. Gemeinsam mit seiner Frau Catherine begibt er sich daraufhin auf die Suche nach Spuren seiner Mutter. Vortrag auf Französisch, Übersetzung ins Deutsche: Thierry Frenkel, Eintritt 10 Euro, Anmeldung unter info@jg-fr.de , weitere Infos unter 0176-23372839 (Ort: Gemeindesaal der Neuen Synagoge, Engelstraße 1)
Mittwoch, 25. Oktober, 19 Uhr: Vortrag von Andreas Meckel, Publizist, und Marlis Meckel, Stolpersteine in Freiburg, über „Jüdisches Leben in der Wiehre“. Anmeldung unter info@jg-fr.de, der Eintritt ist frei, Gemeindesaal der Neuen Synagoge, Engelstraße 1. |