Mutige Veranstaltung feiert am 21. und 22. Oktober Premiere in Freiburg
Donnerstag, 29. September 2022 · Beim Spielen im Wohnzimmer fragt das Kind plötzlich: „Friert Opa nicht, wenn er unter der Erde liegt?“ – ganz unbefangen und mit kindlicher Neugier. Bei Erwachsenen sorgen Fragen wie diese erst einmal für Unsicherheit. Kann ich mit Kindern offen über die Themen am Lebensende sprechen oder mute ich ihnen damit zu viel zu? Antworten versprechen Expert:innen im Rahmen der 1. LEBEN UND TOD am Freitag und Samstag, 21. und 22. Oktober, in der Messe Freiburg. In rund 40 Vorträgen und Lesungen erfahren interessierte und betroffene Besucher:innen, wie sie mit jungen Menschen auf Augenhöhe über das Sterben, den Tod und die Trauer reden können.
Den Tod als etwas Natürliches verstehen
Unter dem Titel „Gibt es im Himmel Eiscreme?“ geht es um Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene in der Sterbe- und Trauerbegleitung. Mechthild Schroeter-Rupieper, Trauerbegleiterin und Referentin bei der LEBEN UND TOD, weiß: „Erwachsene haben es in der Regel als junge Menschen nicht gelernt, unbefangen über Tod und Trauer und damit einhergehend über Krisenbewältigung zu sprechen. Es macht sie unsicher und sie übertragen ihre eigene Not auf die nächste Generation.“ Aus diesem Grund rät sie erwachsenen Bezugspersonen, sich mit den eigenen Sorgen auseinanderzusetzen und Beratungsangebote anzunehmen. So können sie jungen Menschen eine gute Stütze sein und sie spüren lassen, dass der Tod etwas Natürliches ist. In ihrem Vortrag am Freitag, 21. Oktober, thematisiert sie unter anderem, ob und wenn ja, ab welchem Alter Kinder mit ins Krankenhaus, zum Bestatter oder zur Beerdigung genommen werden sollten.
„Komm, wir spielen Beerdigung“
Eine weitere Möglichkeit der Annäherung bietet der Niederländer Richard Hattink. Getreu dem Motto „Komm, wir spielen Beerdigung“ hat der Bestattungsunternehmer und Trauerpädagoge spezielles Bestattungsspielzeug entwickelt, um Kindern einen leichten Zugang zu den Themen am Lebensende zu ermöglichen und gleichzeitig mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Kinder entwickeln verrückte Phantasien, wenn man nicht ehrlich mit ihnen spricht“, sagt Hattink und verweist auf das Beispiel des vierjährigen Marco, der seine Mutter fragte, wie man den verstorbenen Opa durch die Kloschüssel hinunterspülen wolle und ob man ihn dafür kleinschneiden müsse. Was im ersten Moment verstörend wirkt, ist laut Hattink aus Kindersicht eine logische Schlussfolgerung: „Durch feinfühliges Nachfragen ergab sich: Der wenige Wochen zuvor gestorbene Goldfisch war über die Toilette entsorgt worden. Der Junge hatte seinen Opa mit dem Goldfisch gleichgestellt und folglich war für ihn klar, dass die Toilette der übliche Ort sei, um
Verstorbene zu entsorgen.“
Bunte und vielfältige Messe
Das Beispiel des kleinen Marco zeigt, wie wichtig es ist, die Gefühle und Gedanken der Kinder ernst zu nehmen und offen über das Sterben zu sprechen. Hier setzt das diesjährige Schwerpunktthema der LEBEN UND TOD an. „Wir möchten zeigen, dass es gar nicht schlimm sein muss, sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen“, sagt Projektleiterin Meike Wengler. „Unsere Veranstaltung ist bunt und vielfältig, es wird gesungen und gelacht. Wer eine getragene und traurige Stimmung erwartet, wird überrascht sein.“ Die mehr als 80 Ausstellenden wurden sorgfältig ausgewählt, unter ihnen befinden sich Vereine, Künstler:innen und Dienstleistende ebenso wie Anbieter:innen von Literatur, Trauerschmuck, Aromaölen, Erinnerungsstücken oder handgefertigten Holzurnen. „Gleichzeitig gibt es aber auch ganz praktische Beratungsangebote zu Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung“, ergänzt Wengler.
Ein Gewinn für die Region
Bereits seit 13 Jahren findet die LEBEN UND TOD erfolgreich in Bremen statt – nun wagen die Veranstalter:innen den Weg nach Süddeutschland. In Kooperation mit der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM) soll das deutschlandweit einzigartige Konzept zukünftig auch den Süden der Republik erobern. Daniel Strowitzki, Geschäftsführer der FWTM, sieht die Veranstaltung als Gewinn für die Region: „Hier kommen haupt- und ehrenamtlich Tätige verschiedener Professionen zusammen, Privatbesuchende finden Anregungen, Tipps und die richtigen Ansprechpartner:innen – und das alles in einer hellen und lebensbejahenden Atmosphäre. Eine vergleichbare Plattform zu diesen Themen gibt es bisher im süddeutschen Raum nicht.“
Die 1. LEBEN UND TOD Freiburg findet am Freitag und Samstag, 21. und 22. Oktober, in der Messe Freiburg statt. Sie richtet sich an Betroffene und Interessierte ebenso wie an Fachteilnehmende aus Pflege, Palliative Care, Hospiz, Trauerbegleitung, Seelsorge und Bestattungskultur. Das Messeticket kostet ab 8 Euro und bietet Zugang zu den offenen Vorträgen und Lesungen sowie zur vielseitigen Ausstellung. |