Iran, Frankreich 2021 - 105 Minuten
Regie: Behtash Sanaeeha, Maryam Moghaddam
Darsteller: Maryam Moghaddam, Alireza Sanifar, Pourya Rahimisam, Avin Purraoufi, Farid Ghobadi
Die iranisch-französische Ko-Produktion erzählt in intensiven Bildern von einem fatalen Justizirrtum – und stellt das ganze System in Frage. Es geht um die Todesstrafe, ihre Konsequenzen, ihre Bedeutung, ihr moralisches Gewicht. Denn sowohl die, die das Urteil befürworten, als auch die, die sich gegen sie stellen, sehen sich moralisch legitimiert. Großes iranisches Kino, das tief berührt.
Ihrer kleinen Tochter erzählt Mina (Maryam Moghaddam), dass der Papa weit weg wäre. In Wirklichkeit wurde er hingerichtet. Ein Jahr nach seinem Tod erfährt Mina, dass ihr Mann unschuldig war. Die Behörden stellen ihr eine finanzielle Entschädigung in Aussicht. Doch Mina nimmt den Kampf gegen ein menschenverachtendes System auf und fordert mehr als nur materielle Wiedergutmachung. Eines Tages begegnet Mina einem Freund ihres Mannes, der eine alte Schuld begleichen will. Mina lässt ihn in ihr Leben, ohne sein Geheimnis zu kennen... „Man darf den Menschen nicht ihre Rechte verweigern. Die Todesstrafe ist ein Menschenrecht", wird zu einem der Richter gesagt, der diese an einem Unschuldigen verhängte und darüber am Verzweifeln ist. Er ist Sinnbild für ein System, an dem auch die gesellschaftlich nun als Alleinerziehende gebrandmarkte Witwe Mina verzweifelt. Maryam Moghaddam führte zusammen mit Behtash Sanaeeha Regie und hat zugleich die Hauptrolle übernommen – und spielt exzellent. Der Film ist exakt inszeniert, erzählt eindringlich und lebt von eindrucksvollen Bildkompositionen. Der Titel spielt auf die Koransure Al-Baqara – Die Kuh an, die in den Versen 67-71 das Schlachtopfer einer gelben Kuh fordert. Dabei stellt diese „Ballade" die Frage nach Schuld und Sühne, nach Recht und Gesetz, und wie dieses in den Händen von Menschen zerfasern kann. Die Figur des Richters, der an seinem eigenen Urteilsspruch darbt, wird mit der Moral seines Handelns konfrontiert. Sein Sohn führt an, dass dem Verbrechen auch in Ländern ohne Todesstrafe Einhalt geboten wird, sein Kollege sieht sie als göttlichen Willen. Das Werk zeigt, wie jemand versucht, das Nichtwiedergutzumachende dennoch irgendwie gutzumachen – und lässt das Drama dieses Versuchs zugleich schmerzhaft gewiss werden. Die Wechselwirkung dieser beiden Lesarten macht die Erzählung sehr intensiv.
"Ein kraftvoller, zur Diskussion anregender Film aus dem Wettbewerb der Berlinale, der lange nachwirkt. Ein in kleinen, intensiven Gesten erzähltes, ganz großes Kino über Schuld und Sühne." 3SAT KULTURZEIT
Läuft im Friedrichsbau Freiburg ab Donnerstag (3. Febr.) |