Konzept sieht gesamtstädtische Betrachtung von Beherbergung und Stadtplanung vor
Mit neuer Datengrundlage kann künftig besser gesteuert werden – FWTM und Bauverwaltung beraten Investoren bei künftigen Anfragen zu Neuansiedlungen
Freiburg ist ein attraktives touristisches Ziel. Bereits heute stehen rund 6000 Betten in Hotels, in Pensionen und Gasthöfen oder auf Campingplätzen zur Verfügung. Seit 2016 stiegen Angebot und Nachfrage bei den Übernachtungen in Freiburg stark an. Neue Hotelangebote, das Internet und Privatanbieter setzten damit die Hotels teilweise unter Druck, sinkende Zimmerpreise waren die Folge. Ab 2020 brach dann Corona-bedingt die Zahl der Übernachtungen um 38 Prozent ein. Dem gegenüber stehen die städtebaulichen Ziele einer nachhaltigen, bedarfsgerechten und dezentralen Siedlungsentwicklung in Freiburg. Das Beherbergungsgewerbe kann hier Flächenkonkurrenzen mit anderen Nutzungen wie Wohnen oder Gewerbe auslösen und verstärken.
Der Bedarf eines gemeinsamen Beherbergungskonzepts für Freiburg wurde sowohl von der FWTM wie auch der Stadtverwaltung gesehen und auch vom Tourismusbeirat und dem Gemeinderat unterstützt.
Baubürgermeister Martin Haag sagt: „Freiburg ist eine attraktive Stadt, die Touristen, Messe- und Kongressbesucher anzieht. Daher brauchen wir auch gute und passende Unterkünfte, allerdings müssen sich die Beherbergungsbetriebe, wie alle anderen Nutzungen auch, in ihr städtisches Umfeld einfügen. In Freiburg sind dabei Konkurrenzen um knappe Wohn- und Gewerbeflächen zu beachten. Einer Verdrängung des Wohnens ist vorzubeugen Die Analyse zeigt, dass Freiburg im Vergleich gut aufgestellt ist.“
Und Hanna Böhme, Geschäftsführerin der Freiburger Wirtschaft, Touristik und Messe (FWTM) ergänzt: „Freiburg ist ein hochattraktives Reiseziel. In den Jahren vor Corona sind Besucherzahlen und Bettenangebot stark angestiegen. Mehrere große Hotels haben neu eröffnet. Hieraus ergeben sich Chancen, aber auch Risiken für unseren Beherbergungsmarkt. Das Beherbergungskonzept wird uns hierbei unterstützen.“
In dem Beherbergungskonzept werden das Beherbergungsgewerbe und die Stadtplanung gleichberechtigt betrachtet. Mit dieser ganzheitlichen Herangehensweise wird im Vergleich zu den Konzepten anderer Städte Neuland betreten. In diesem Spannungsfeld ist es Aufgabe des Konzepts, mögliche Auswirkungen von Planungen und Projekten auf die Gesamtstadt und auf einzelne Quartiere zu erkennen und zielorientiert zu steuern. Die Untersuchung möglicher Entwicklungsszenarien zeigt allerdings, dass derzeit kein nennenswerter Zusatzbedarf an Übernachtungsangeboten besteht.
Mit der Erstellung des Konzeptes wurden zwei externe Unternehmen beauftragt. Ein Marktforscher aus Ludwigsburg hatte den Auftrag die relevanten Segmente des Beherbergungsgewerbes zu betrachten, ein Stadtplanungsbüro aus Berlin analysierte stadträumliche Aspekte, mögliche Steuerungsoptionen und Handlungsansätze. Neben Stadt und FWTM wurden auch die IHK Freiburg und die DEHOGA Baden-Württemberg miteingebunden.
Das Gutachten zeigt unter anderem Trends zu mehr Hotelketten, höherer Qualität, günstigeren Übernachtungsangeboten und privaten Anbietern. So werden Serviced Appartments zunehmend in Konkurrenz zur traditionellen Hotellerie treten. Auch Ferienunterkünfte nehmen an Bedeutung zu. Ein akuter Handlungsdruck besteht hier aus Sicht der Gutachter aber nicht, da die Zweckentfremdungsverbotssatzung weiterhin steuernd eingreifen kann.
Die höchste Bettendichte stellen die Gutachter im Bereich der Innenstadt fest, die für Beherbergungsbetriebe aller Art von hoher Attraktivität ist. Hieraus können sich potenziell Nutzungskonflikte und Flächenkonkurrenzen ergeben.
Bei Neuansiedlungen ist die frühzeitige Beratung interessierter Investoren besonders wichtig, um stadtplanerisch steuern zu können. Hier sind besonders die FWTM und das Beratungszentrum Bauen und Energie gefragt.
Die Steuerung von Beherbergungsbetrieben durch Bebauungspläne ist, so die Gutachter, jeweils einzelfallabhängig zu betrachten. In den ohnehin laufenden Bebauungsplanverfahren sollen die Ziele des Beherbergungskonzepts generell mit berücksichtigt werden.
Unter anderem formuliert das Beherbergungskonzept folgende Schwerpunkte: Gesamtstädtische Planungsziele sind zu beachten, Hotelprojekte sollen an der Nachfrageentwicklung ausgerichtet und qualitative Entwicklungen unterstützt werden, der Wohnraumversorgung Priorität gegeben werden, die Innenstadt entlastet, potenzielle Ergänzungsstandorte genutzt, die Belange des Gewerbes berücksichtigt, der verfügbare Wissensstand genutzt und vermittelt, die Informations- und Beratungsangebote zielorientiert eingesetzt und die Situation in einem Monitoring weiter beobachtet werden.
Mit dem Beschluss durch den Gemeinderat soll das gemeinsame Beherbergungskonzept bei den künftigen Planungen in Freiburg berücksichtigt werden. Die ausführliche Broschüre dazu wird dann zeitnah auf der städtischen Homepage unter www.freiburg.de/beherbergungskonzept veröffentlicht. |