Baden-WĂĽrttembergische Kulturdenkmale in neuer Nutzung
STUTTGART, 27. Oktober 2021 – Deutschlands Süden ist reich an Geschichte. Davon zeugen nicht nur die vielen Schlösser, Burgen und Klöster in Baden-Württemberg, sondern auch zahlreiche weitere historische Monumente, die seit Jahrhunderten überdauern und im Wandel der Zeit nicht selten einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Wir zeigen gelungene Fusionen aus Alt und Neu – vom Luxushotel im ehemaligen Knast bis zur Jugendherberge in der mittelalterlichen Ritterburg.
Mini-Hotel im Industriedenkmal – SIST Hotelturm Karlsruhe
Könnte der Alte Wasserturm am ehemaligen Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn in Karlsruhe sprechen, hätte er sicher viel zu erzählen: Von seiner Errichtung im Jahr 1877, den vielen Lokomotiven und Dampfmaschinen, die hier repariert wurden und der nahezu vollständigen Zerstörung des ihn umgebenden Areals im Zweiten Weltkrieg. Oder vom Wiederaufbau, der Stilllegung des Werks in den 1990er Jahren und schließlich dem Abriss im Rahmen des Bauprojekts „City Park Karlsruhe“, den nur er und die Kantine überdauerten. Heute beherbergt der denkmalgeschützte Turm ein äußerst exklusives Hotel: Es verfügt nur über ein einziges Doppelzimmer.
towersuite.de
Hochkultur im Alten Bahnhof – Festspielhaus Baden-Baden
Wohlhabende internationale Gäste aus Adel, Wirtschaft, Politik und Kultur verliehen Baden-Baden im 19. Jahrhundert den Ruf der mondänen „Sommerhauptstadt Europas“ und prägten die UNESCO-Bäderstadt nachhaltig. Anreisen konnte das illustre Publikum bereits ab 1845 bequem mit der Eisenbahn. Da der erste Bahnhof im Schweizerhaus-Stil den wachsenden Anforderungen schnell nicht mehr genügte, ersetzte man ihn bald durch einen neoklassizistischen Kuppelbau, der seit 1998 das Entree des Baden-Badener Festspielhauses bildet. Mit 2.500 Sitzplätzen gehört es zu den größten Spielstätten klassischer Musik in Europa. Dass Zuschauerhaus und Bühne auf dem ehemaligen Gleiskörper stehen, tut dem Klangerlebnis dabei keinen Abbruch.
festspielhaus.de
Designer-Luxus hinter Gittern – Hotel Liberty Offenburg
Dicke Mauern, Zellentüren und Gitter vor einzelnen Fenstern lassen es erahnen: Das fast 200 Jahre alte Backsteingebäude in Offenburg erfüllte ursprünglich andere Funktionen. Von 1845 bis 2009 wurden hier politisch Verfolgte, Kriminelle und Widerstandskämpfende eingesperrt. Doch enge Zellen und Häftlinge sucht man mittlerweile vergebens. Mit hochwertiger Ausstattung und einem modernen Glaskubus wurde aus der bedrückenden Gefängnisatmosphäre ein Wohlfühltempel für Genuss-Suchende. Das Designhotel verfügt über 38 Zimmer und Suiten. Im Restaurant sorgt das Küchenteam dafür, dass nicht nur Wasser und Brot auf den Tisch kommen.
hotel-liberty.de
Speakeasy trifft Safe – Jigger and Spoon Stuttgart
Nichts als ein dezentes Klingelschild weist auf die Bar im Untergrund des Stuttgarter Hospitalviertels hin. Nach dem Einlass gelangt man über einen Fahrstuhl in den Keller und tritt durch eine tonnenschwere Tür in eine andere Welt. „Jigger & Spoon“ ist eine Bar mit einem Hauch von Exklusivität. Es gibt mehrere abtrennbare Bereiche und eine Zigarren-Lounge. Aber noch etwas macht sie zu einem geheimnisvollen Ort: Die Räume dienten früher einer Bank als Tresorraum – mit achtzig Zentimeter dicken Wänden. Aushängeschilder der Bar sind die überregional bekannten Barmeister Eric Bergmann und Uwe Heine, die ihren Gästen erstklassige Spirituosen, hand-crafted Cocktails und edle Weine anbieten.
jiggerandspoon.de
Sehnsuchtsort im Sperrgebiet – Albgut Münsingen
Bis vor wenigen Jahren rollten noch Panzer durch das ehemalige militärische Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes bei Münsingen. Inzwischen liegt hier mit 6.700 Hektar einer der größten unzerschnittenen Naturräume Baden-Württembergs und das Herz des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Das „Alte Lager“, einst Generals- und Truppenunterkunft, empfängt seine Besucher heute als „Albgut“. Cafés, wie das Bistro „Leib & Seele“, gläserne Manufakturen, Kultureinrichtungen, Eventlocations und Museen hauchen den historischen Gebäuden neues Leben ein. Darüber hinaus bietet das weitläufige Areal ideale Möglichkeiten zum Walken, Wandern oder E-Bike-Fahren und dient regelmäßig als Schauplatz für besondere In- und Outdoormessen. Etwa „schön&gut“ und „Slow Schaf“ vom 29. Oktober bis 1. November 2021.
albgut.de
Von der Textildruckfirma zum Inklusionscafé – Café Pausa in Mössingen
Ehemals entstanden in Mössingen auf der Schwäbischen Alb feine Stoffe mit ausgefallenen Designs. Die Textildruckfirma Pausa engagierte namhafte Künstler wie Verner Panton, Willi Baumeister oder Hap Grieshaber und erlangte damit internationale Bekanntheit. Mit den zwischen 1951 und 1961 von Manfred Lehmbruck erbauten Gebäuden ist das Pausa-Areal außerdem ein Industriedenkmal des Neuen Bauens. Die hellen Räume der früheren Werkskantine beherbergen heute das Café Pausa samt Regionalladen. In der Event-Gastronomie arbeiten Menschen mit und ohne Handicap zusammen und haben sich den Erhalt der Kulturlandschaft Streuobstwiese zum Ziel gesetzt.
cafe-pausa.de
Gewerbepark mit Geschichte – Neckartal Rottweil
Die Geschichte der Pulverherstellung in Rottweil reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Angesiedelt waren die Pulvermühlen traditionell im Neckartal unterhalb der Schwarzwaldstadt, was ihm den Beinamen „Pulverloch“ einbrachte. Der Ausbau des Standorts zur Pulverfabrik Rottweil im 19. Jahrhundert läutete seine erfolgreichste Ära ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gelände weiter erschlossen und bis 1994 auch zur Textilproduktion genutzt. Einige der Bauten in dem denkmalgeschützten Industriekomplex stammen von namhaften Architekten wie Paul Bonatz oder Heinrich Henes und beherbergen heute Veranstaltungsorte, Werkstätten, Ateliers und Gastronomien. Erkunden kann man das Areal auf dem Themenweg „Industriepfad“.
rottweil.de
Schlafen wie die Ritter – Burg Wildenstein Leibertingen
Auf einem Felsen hoch über dem Donautal thront eine der ältesten Jugendherbergen Baden-Württembergs. Auch die Bauzeit von Burg Wildenstein liegt weit zurück, im 13. Jahrhundert. Heute empfängt sie ihre Gäste als frühneuzeitliche Festung, zu der sie im 16. Jahrhundert umgebaut wurde. Aus dieser Zeit stammen auch die großflächigen Wandmalereien im Speisesaal. Das Innere der Anlage ist aufgrund der ausladenden Burggräben nur über Brücken erreichbar. Während der grandiose Ausblick von der Spornburg den Burgherren einst als Frühwarnsystem diente, macht er jetzt in erster Linie Lust auf Ausflüge ins Donautal, das sich zu Füßen der Burg erstreckt und zahlreiche Möglichkeiten bietet.
jugendherberge-bw.de |