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| | | Rauch über den Baumwipfeln, aber kein Grund zur Sorge | Begleitend zur Stadtwald-Ausstellung im Waldhaus entzündet das Forstamt einen Kohlenmeiler im Sägendobel
Verkauf der Kohle ab August über das Forstamt
Traditionelles Schwarzwälder Waldgewerbe zum Anfassen bietet der Kohlenmeiler im Sägendobel am Schauinsland. Das Forstamt schichtet ihn ab morgen auf und entzündet ihn am Freitag, 19. Juni. Im Herbst können die Freiburger und Freiburgerinnen ihre Grillkohle dann direkt beim Amt kaufen. Zuletzt gab es einen solchen Meiler mit anschließendem Kohleverkauf vor fünf Jahren.
Mit der Aktion erweckt das Forstamt die Holzkohleherstellung, wie sie im Mittelalter am Schauinsland ausgeübt wurde, zum Leben. Interessierte erhalten einen seltenen Einblick in das traditionsreiche Handwerk. Eine klasse Idee, findet auch Bürgermeisterin Gerda Stuchlik: „Holzkohle ist ein Co₂-neutraler, nachwachsender Energieträger, der als besonders energiereicher und volumenarmer Brennstoff geschätzt wird. Damit ist der Kohlemeiler auch heute noch ein gelungenes Beispiel für klimafreundliche Energieerzeugung.“
Nach dem Anzünden schwelt der Meiler zwei Wochen lang. In dieser Zeit bietet das Forstamt täglich um 14.30 Uhr eine kurze Führung an. Das Amt bittet dabei darum, die Abstände zueinander einzuhalten und sich in die Anwesenheitsliste einzutragen. Wer den Meiler außerhalb der Zeiten besucht, soll den Kohlplatz jenseits des Geländers und der Absperrungen nicht betreten. Wird der Erdmantel beschädigt, besteht die Gefahr, dass der Meiler unkontrolliert abbrennt.
Mitte Juli öffnet das Forstamt den Meiler dann. Da die frische Kohle noch heiß sein kann, beginnt das Amt aber erst nach deren Absacken und Erkalten mit dem Verkauf. Ab August ist es soweit:
Die „Holzkohle aus dem FSC-zertifizierten Freiburger Stadtwald“ ist beim Forstamt in der Günterstalstraße 71, 79100 Freiburg, erhältlich. Jeder 5-kg Sack kostet 7,50 Euro. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Holzkohle finanzieren die Aktion. Übrigens: Vor Ort können Interessierten bereits ab kommender Woche Kohle aus dem alten Kohlemeiler aus 2015 erwerben.
Das Forstamt weist darauf hin, dass bis Freitag, 3. Juli, aus dem Sägendobel teils starker Rauch aufsteigt. Je nach Windrichtung kann es im Ortsteil Bohrer zu Geruchsbelästigungen kommen. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge.
Der Sägendobel liegt hinter Günterstal. Wer zum Meiler will, kann auf dem Parkplatz rechts vor der Abzweigung nach Horben parken. Ab dort weist die Beschilderung den 800 Meter langen Weg.
Der Kohlenmeiler wird schwarzwaldtypisch als stehender Rundmeiler aufgebaut. Dafür werden rund 50 Raummeter („Ster“) Brennholz von Buche, Esche verwendet. In der inneren Schicht wird das ein Meter lange Kohlholz senkrecht um einen zentralen Feuerschacht („Quandel“) gestellt. Darüber kommt die zweite Schicht in Form einer Halbkugel. Das Ganze wird mit Fichtenreisig („Rauhdach“) und anschließend mit Erde („Losche“) abgedeckt. Auf diese Weise kann das Feuer kontrolliert schwelen. Nach dem Entzünden beginnt im Feuerschacht der Verkohlungsprozess, gesteuert durch manuell regulierte Luftzufuhr. Die Dauer des Schwelbrands hängt von der verwendeten Holzmenge ab. Beim Kohlemeiler im Sägendobel dauert er je nach Witterung zehn bis 18 Tage. In dieser Zeit ist der Köhler ständig vor Ort, um den Abbrand zu beobachten und zu regulieren. Dann ist der Meiler „gar“. Übrig bleibt energiereiche Holzkohle, die gegenüber Holz etwa 50 Prozent weniger Volumen und 75 Prozent weniger Gewicht hat. Deshalb war der Kohlemeiler im Mittelalter die einzige Möglichkeit, Holz aus entlegenen Waldgebieten abzutransportieren und zu nutzen.
Auf dem Schauinsland wurde Holzkohle früher in großen Mengen benötigt, um Metalle aus den im Bergbau gewonnenen Erzen auszuschmelzen. Bis zur Nutzung fossiler Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) war sie neben Holz der wichtigste Energieträger. Holzkohle ein unbelastetes, klimafreundliches Naturprodukt. Grillfans schätzen die typische, feine Note, die Holzkohle den Speisen verleiht: Der Geschmacksunterschied zum Gasgrill ist klein, aber durchaus wahrnehmbar. Die gute Qualität der Holzkohle erkennt man übrigens daran, dass sie „klingt“, wenn man zwei Stücke aneinander schlägt.
Wer mehr über das Waldhaus und die dort gezeigte Ausstellung zur Geschichte des Stadtwaldes wissen möchte, wird im Internet unter www.waldhaus-freiburg.de fündig.
zum Bild oben:
Ein Foto des Kohlenmeilers vor fünf Jahren (damals noch ohne Corona-Mindestabstand!)
Quelle: Stadt Freiburg | | | Eintrag vom: 17.06.2020 | |
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