Relativ unbekannt blieb lange, dass Franz Kafka (1883-1924) sich schon früh
für das Medium Film interessierte – bereits 1907 sah er in den ersten
Lichtspieltheatern Prags Filme, und verfolgte daraufhin das Kinogeschehen
genau. So war der Film früh eine wichtige Inspirationsquelle für Kafka, der
sowohl filmische Erzählweisen für sein literarisches Werk adaptierte, als
auch Motive für seine Erzählungen und Romane übernahm. Der Freiburger
aka-Filmclub präsentiert am 18. Januar an der Uni Freiburg ein
Stummfilmprogramm, wie Kafka es selber in der Frühzeit des Kinos in Prag
gesehen hat. So werden einige Kurzfilme zu sehen sein, die unter dem
Stichwort „Kino der Attraktionen“ mit witzigen, exotischen und
majestätischen Aufnahmen den damaligen Zuschauern Anregung und Zerstreuung
boten. Im Anschluss wird der erste anerkannte Spielfilm „Der Andere“
gezeigt, der Kafka für Szenen aus „Der Prozeß“ inspirierte. Die
Musikbegleitung des Filmabends wird der Freiburger Stummfilmmusiker Günter
A. Buchwald übernehmen.
Doch können Kafkas beklemmenden, soghaften Texte auch treffend fürs Kino
umgesetzt werden? Ein erster großer Klassiker unter den relativ wenigen
Kafka-Verfilmungen ist „Der Prozeß“ von Orson Welles, in welchem ihm mit den
Darstellern Anthony Perkins und Romy Schneider eine relativ freie aber sehr
fesselnde Adaption des Romanfragments geglückt ist. Aufgrund dieser schon
bestehenden, spektakulären Verfilmung wandte sich Michael Haneke stattdessen
mit „Das Schloss“ dem anderen großen Roman Kafkas zu, und hielt sich dabei
sehr nahe am Text. Ulrich Mühe gelang in diesem Film das Kunststück, als
„K.“ ähnlich wie den Lesern auch den Zuschauern eine Projektionsfläche zu
bieten – der man sich kaum entziehen kann, sobald man es wagt, sich auf die
Widersprüche und Abgründe dieser universellen Figur einzulassen. Des
Weiteren zeigt der aka-Filmclub Steven Soderberghs „Kafka“, in dem der
Regisseur biographische Elemente mit Figuren und Motiven aus den Romanen auf
spannende Weise vermischte.
Alle Filmvorführungen beginnen um 20:00 Uhr im Hörsaal 2006 des
Kollegiengebäude II (Platz der Alten Synagoge).
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.aka-Filmclub.de |