Prolixletter
Donnerstag, 21. November 2024
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Nachjustierungen bei Lockerungen im Pflegebereich dringend benötigt
Nach den Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) steigen die Coronainfektionen in Senioreneinrichtungen besonders schnell an. Daher warnen wir vor den möglichen Folgen der verfrühten Lockerungen (in Bezug auf die Ausgangsregelungen vom 04.05.2020 und die angekündigten Besuchslockerungen ab dem 11.05.2020) im Pflegebereich als verfrüht. Das Evangelische Stift Freiburg bittet die Politik daher um drei konkrete Nachjustierungen bei den Lockerungen.

1.) Frühzeitige Information der Pflegeeinrichtungen

Als Pflegeeinrichtung und Sozialunternehmen haben wir eine erhöhte gesellschaftliche Verantwortung, die Sicherheit unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten, aber auch unseren Mitarbeitenden gegenüber.
Zuletzt hat der Gesetzgeber den Einrichtungen über das Wochenende nur zwei Tage eingeräumt, um die Änderungen der Verordnung umzusetzen. Um die Verordnung wirksam und rechtskonform umzusetzen, benötigen Pflegeeinrichtungen mehr Zeit.
Eine vorherige Information ist vor allem wichtig, da wir sicherstellen müssen, dass wir unseren Schutzauftrag vollumfänglich übernehmen müssen und unsere Seniorinnen und Senioren – soweit möglich – vor einer Covid-19-Erkrankung geschützt werden. Wenn wir, wie jetzt geschehen, zur gleichen Zeit wie die breite Öffentlichkeit informiert werden, können wir nicht reagieren und den verständlichen Anfragen der Angehörigen nicht zufriedenstellend nachkommen.

2.) Langfristige Stärkung des Altenpflegebereichs

Selbstverständlich verstehen wir das Bedürfnis nach Besuchen, die aber durchdacht und geplant stattfinden müssen. Es geht um den Schutz der Gesundheit und die Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten für Bewohnerinnen und Bewohner und Mitarbeitende. Für Planung und Durchführung wird Zeit und Personal benötigt. Beides ist nicht erst seit Ausbruch der Pandemie, besonders aber im Moment, knapp.
Das Evangelische Stift Freiburg freut sich über die positiven Zeichen aus der Politik in Sachen Anerkennung des Pflegebereichs – zu nennen ist hier vor allem die sogenannte Corona-Prämie für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Um den Pflegenotstand zu beheben, der alle Altenpflegeeinrichtungen und die ambulanten Pflegedienste trifft, werden jedoch weitere langfristige Zeichen der Wertschätzung benötigt. Dies bedeutet auch, dass es einer Verbesserung der (finanziellen-) Rahmenbedingungen für die Pflegebranche bedarf.

3.) Ausarbeitung einer Strategie, um Pflegepersonal zu schützen

Im Evangelischen Stift Freiburg mit allen Verbundseinrichtungen haben wir konkrete Hygienekonzepte erarbeitet und eine Risikobewertung der Arbeitsplätze vorgenommen. Alle Mitarbeitende können derzeit mit ausreichend Schutzkleidung versorgt.
Dennoch bleibt für Pflegepersonal in allen Branchen ein Restrisiko bestehen. In Pflegeeinrichtungen ist es schlicht unmöglich, das in Corona-Zeiten empfohlene Abstandsgebot durchgängig zu beachten, da die Seniorinnen und Senioren bei uns zu Hause sind. Die Auswertungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Berufstätigen im Gesundheitswesen in den letzten zwei Wochen deutlich angestiegen ist.
Unsere bis jetzt ergriffene Maßnahmen und Anstrengungen werden ausgehebelt und wir befürchten und erleben bereits, dass dies zu Frustrationen in der Mitarbeiterschaft führt. Wir wünschen uns eine klare Strategie von der Politik im Sinne unserer drei Forderungen.
 
Eintrag vom: 08.05.2020 Autor: Evangelisches Stift Freiburg




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