Zeit- und regionaltypische VerÀnderungen
50.000 Euro stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlĂŒcksSpirale im vergangenen Jahr fĂŒr die DĂ€cherinstandsetzung des Schusterhauses in Kochel am See zur VerfĂŒgung. Nun besucht Axel Hofstadt, Ortskurator MĂŒnchen der DSD, am Donnerstag, den 14. Februar 2019 um 11.00 Uhr im Beisein von BĂŒrgermeister Thomas Holz und Beatrix Numberger von Lotto Bayern den Vorsitzenden des Vereins fĂŒr Heimatgeschichte im Zweiseenland Kochel e.V., Max Leutenbauer, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die anstehenden Arbeiten von Architekt Michael Holzer erlĂ€utern zu lassen. Das Schusterhaus, das kĂŒnftig als Museum und in der Tenne als Veranstaltungsraum genutzt werden soll, ist eines der ĂŒber 420 Projekte, die die private Denkmalstiftung dank Spenden, ErtrĂ€ge ihrer Treuhandstiftungen und Mittel der GlĂŒcksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.
Das sogenannte Schusterhaus liegt in der Ortsmitte von Kochel. Nachweisbar sind 12 Besitzer des Ă€uĂerlich ortstypischen Kleinbauernanwesens. Erster Lehensnehmer dieser 1581 gegrĂŒndeten Sölde war Andre Reiser. Das bruchsteinerne Erdgeschoss von 1580/1581 ist weiterhin erhalten. Der zweigeschossige Flachsatteldachbau mit einem Obergeschoss in Blockbauweise und einer verschalten, nachtrĂ€glich in der zweiten HĂ€lfte des 18. Jahrhunderts angebrachten Giebellaube umlĂ€uft beim Wohnteil auf der Westseite im ersten Obergeschoss dreiseitig eine Laube mit eng gestellten, reich verzierten Brettbalustern. Die Blechdeckung wirkt altertĂŒmlich. Die Tenne am östlichen Ende ist mit senkrechten Brettern verkleidet und Bundwerk ausgestattet. Das Obergeschoss mit hölzernem Dach datiert auf 1782, der Rundholzboden im Stall auf 1844. 1938 erfolgte der Einbau eines kleinen LadengeschĂ€fts, 1955 der Anbau eines Waschhauses und eines Schweinestalls. Im Erdgeschoss des Wohnteils finden sich KĂŒche, Speisekammer, Kammer, WC, Flur und Treppe sowie in der ehemaligen Stube die SchusterwerkstĂ€tte und ein kleines LadengeschĂ€ft. Im Obergeschoss sind vier Kammern, ein Lagerraum fĂŒr Leder und der Flur mit Treppe untergebracht, im Wirtschaftsteil Tenne, Stall, Durchfahrt und Anbau. Abgesehen vom Einbau der Toilette und dem Anbau ist das GebĂ€ude unverĂ€ndert erhalten. Von 1647 bis 2010 wirkte hier ununterbrochen ein Schuster. Die Ausstattung der Schusterei ist vollstĂ€ndig erhalten und soll museal prĂ€sentiert werden. Typologisch fortschrittlich ist die beim SchusterhĂ€usl vorliegende Integration eines giebelseitig erschlossenen Hausflurs in das Vierraumsystem. Die zeit- und regionaltypischen VerĂ€nderungen des spĂ€ten 19. Jahrhunderts betreffen Farbigkeit, Fenster, TĂŒren und Lauben, die des 20. Jahrhunderts die sekundĂ€re Blechdeckung statt des Schindeldachs und den Schaufenstereinbau. |