Ein Jahrzehnt erfolgreiche Umweltbildung in der Wonnhalde
Kurse, Grünholzwerkstatt, Ausstellungen, Ferienbetreuungen, Vorträge: Mittlerweile kommen 31.000 Interessierte pro Jahr
Das Waldhaus, diese einzigartige Einrichtung der Umweltbildung in der Wonnhalde, feiert Geburtstag. Bei einem Pressetermin zum zehnjährigen Jubiläum haben heute die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Waldhaus, Bürgermeisterin Gerda Stuchlik, die Leiterin des städtischen Forstamtes, Nicole Schmalfuß, Forstpräsident Meinrad Joos und Waldhaus-Leiter Markus Müller eine Erfolgsbilanz gezogen.
Dabei hob Bürgermeisterin Stuchlik hervor: „Seit seiner Eröffnung im Oktober 2008 hat sich das Waldhaus zu einem wichtigen Akteur in unserer Bildungslandschaft entwickelt. Durch seine Angebote und innovativen Projekte konnte es inzwischen über 200.000 Besucher und Besucherinnen begrüßen. Darauf darf das Waldhaus-Team stolz sein.“
Von anfangs 4000 (2009) stieg die Zahl der Interessierten, die an den Angeboten des Waldhauses teilnehmen, auf mittlerweile 31.000 (2017). Dazu zählen Kurse im Wald und in der Grünholzwerkstatt, Seminare, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen, Gruppenführungen, Kindergeburtstage, Ferienbetreuungen und Fachveranstaltungen. 30.000 Schüler und Schülerinnen haben bisher den Wald mit dem Klassenzimmer getauscht, Berührungsängste mit dem Wald und seinen Bewohnern abgebaut und viel über das komplexe Ökosystem, seinen Schutz und seine Nutzung gelernt.
Weil Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Bildungspläne des Landes einbezogen ist und außerschulische Lernorte aufgewertet wurden, erfährt die Arbeit des Hauses einen stetig wachsenden Zuspruch. „Vor allem junge Menschen im urbanen Umfeld“, sagt Forstpräsident Meinrad Joos, „sollen im Waldhaus ein realistisches
Bild von der Wald- und Forstwirtschaft erhalten. Das unmittelbare Erleben der Natur wird hier zum ersten Schritt bei der Vermittlung von Wissen.“ Das Regierungspräsidium stellt hierfür eine halbe Lehrerstelle zur Verfügung. Alle Schulformen von der Grund- bis zur Berufsschule, von Förder- bis zu bilingualen Klassen nutzen die Waldhaus-Angebote. Die Fortbildung für Lehrer trägt dazu bei, waldökologische Zusammenhänge in die Bildung zu integrieren, und macht fächerübergreifendes Lernen möglich.
Kurz nach der Eröffnung des Waldhauses nahm auch die Grünholz-Werkstatt den Betrieb auf. Azubis der Gewerbeakademie und der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule hatten den Holzbau errichtet. An traditionellen Schneideseln und mit Ziehmessern stellen Teilnehmer und Teilnehmerinnen leim- und nagelfreie Holzstühle, Pfannenwender oder Wikingerschachspiele für die Klasse aus frischem Holz her. Sogar „seetüchtige“ Holzboote sind in der Waldhaus-Werft entstanden. Beim Werken erfahren die Schülerinnen und Schüler nicht nur viel über die Eigenschaften des Rohstoffs Holz, sondern auch über die eigenen Fähigkeiten.
Durch die Etablierung langfristiger und innovativer Bildungsprojekte konnte das Waldhaus Akzente in der Umweltbildung setzen. So wurde 2010 mit Anschubfinanzierung des Innovationsfonds der badenova der Freiburger Schulwald eröffnet. Im bundesweit einmaligen Projekt „Schulverwaldung“ können Schüler der Mittelstufe unter den Kriterien der Nachhaltigkeit wochenweise im Wald wirtschaften und sich durch praktische Arbeit bewähren. Das Projekt wurde 2011 von der UNESCO ausgezeichnet und arbeitet mittlerweile im achten Jahr, finanziert durch die Förderung für Umweltbildungsprojekte Freiburg, die Allianz-Umweltstiftung und eine Spende der BBBank-Stiftung.
Ähnlich konzipiert ist das Projekt „Naturrefugien schaffen – Vielfalt fördern“. Dabei setzen sich Schüler und Schülerinnen mit Flucht- und Migrationshintergrund für Natur- und Artenschutz ein, etwa indem sie Hochbeete bauen oder Biotope pflegen. Dieses Projekt wird von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert.
In der Freiburger Klimapflanzschule, dem jüngsten Projekt der Stiftung Waldhaus, beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler über einen Zeitraum von drei Jahren mit dem Thema Klimawandel. Sie erfahren, wie sie selbst für den Klimaschutz aktiv werden können, indem sie Bäume heranziehen und pflanzen. Durch die regelmäßigen Termine über drei Schuljahre lernen sie ökologische Zusammenhänge kennen und erfahren die langfristigen Folgen des eigenen Handelns. Dieses Projekt wird vom Innovationsfonds der badenova gefördert.
Heiß begehrt sind die Waldwochen für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter, die den Wald in der Wonnhalde quasi auf eigene Faust erkunden. Die begleitenden Pädagogen lassen ihnen dabei möglichst großen Spielraum. Dieses Projekt ist Teil der „Freiburger
Forschungsräume“, die die Stadt Freiburg mit verschiedenen Kooperationspartnern entwickelt hat und finanziert.
Darüber hinaus bietet das Waldhaus ein breites Jahresprogramm für alle. Dazu gehören Waldspaziergänge, Exkursionen, Konzerte, die Reihe „Wälder der Welt“ und der jährliche Waldherbst. In der Sonntagswerkstatt können Väter, Mütter und Großeltern mit den Kindern gemeinsam werkeln, sei es beim Schnitzen, Buchbinden oder Backen. Großereignisse wie der Waldtag locken jährlich Tausende Besucher in den Stadtwald, wo sie sich über Wald- und Forstwirtschaft informieren können.
Wechselausstellungen im Obergeschoss vermitteln Wissen und Eindrücke über forstliche Themen. Viele erinnern sich noch an die Ausstellung „Und wenn der Wolf kommt?“. Aktuell lädt die Ausstellung „Wild & Jagd“ zu Grenzgängen zwischen Kultur und Natur ein.
Schon immer war die Wonnhalde, in die das Waldhaus eingebettet ist, für Waldausflüge beliebt. Im Juli 2018 hat das Waldhaus mit dem Forstamt hier den Walderlebnispfad Wonnhalde eröffnet. Zu seinen 12 Stationen zählen alte Attraktionen wie Arboretum, Waldmenschen oder Mycelium, aber auch Neuigkeiten wie der Pirschpfad oder die Tierweitsprunggrube. An Sonn- und Feiertagen kann der Spaziergang mit einem Besuch im Waldhaus-Café kombiniert werden.
Den Vorstand der Stiftung Waldhaus bilden Bürgermeisterin Gerda Stuchlik, Forstamtsleiterin Nicole Schmalfuß und Forstpräsident Meinrad Joos. Die Arbeit der Stiftung ist ohne zahlreiche Förderer und Unterstützer nicht möglich. So gilt der Dank besonders der Eugen-Martin-Stiftung, der ASF GmbH, dem Naturpark Südschwarzwald, der Sparkasse Nördlicher Breisgau, der Waisenhausstiftung Freiburg, der Geschwister-Stäb-Stiftung, der Stiftung Pro Juventute und der Stoll-Vita-Stiftung. Auch die personelle Unterstützung des Landes durch die Forst- und Schulverwaltung ist hervorzuheben. 2017 hat sich der Förderverein Waldhaus gegründet, über den engagierte Bürger und Bürgerinnen das Waldhaus auf vielfältige Weise unterstützen können.
Inhaltlich arbeitet das Waldhaus seit Jahren eng mit einer Vielzahl an Partnern zusammen (u.a. Albert-Ludwigs- Universität Freiburg, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt, anderen Umweltbildungseinrichtungen, Naturpark Südschwarzwald e.V., PH Freiburg, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald).
Neben dem Ertrag aus dem Stiftungskapital erzielt das Waldhaus Einnahmen aus der Vermietung seiner Räumlichkeiten für Fachveranstaltungen, der Akquise von Fördermitteln und dem Café-Betrieb. Mit der Arbeit ist seit 2008 auch das Team gewachsen. Heute sind 13 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf 7,5 Stellen fest angestellt. Unterstützt werden sie von jungen Menschen im Freiwilligendienst. Daneben wächst die Zahl freiberuflicher Referenten und Praktikanten.
In naher Zukunft steht dem Waldhaus eine Veränderung bevor. Die Stiftung plant einen Anbau, um dringend benötigte zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Das städtische Forstamt wird als Mieter einziehen und so das Cluster Wald in der Wonnhalde mit dem Waldhaus und der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg komplettieren. |