Prolixletter
Dienstag, 3. Dezember 2024
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WIR SIND RAUS
Zelten im Wald ist normalerweise verboten. Spannende Ausnahme: die sechs neuen Trekkingcamps im Schwarzwald

Die Luft ist frisch und klar, der wolkenlose Himmel trägt zartes Blau – perfektes Wanderwetter. Nur die von den Bäumen aufsteigenden Dampfschleier verraten, dass es gerade noch wie aus Eimern gegossen hat, wir schutzsuchend unter dichtes Nadelwerk geflüchtet sind und uns gefragt haben, ob das nun so weitergehen würde. Schließlich ist heute erst Tag eins unserer dreitägigen Trekkingtour durch den Nordschwarzwald. Was wir hier vorhaben, ist eigentlich strikt verboten: Camping mitten im Wald. Doch in sechs Trekkingcamps im Naturpark Schwarzwald darf man seit Kurzem ganz offiziell sein Zelt aufschlagen. Die Plätze sind ausgestattet mit nicht mehr als einer Feuerstelle und einer Komposttoilette.

Rundherum nur Natur, Wald und Wildnis. Alles, was man braucht, muss in den Rucksack – Zelt, Schlafsack, Proviant, auch Klopapier und Taschenlampe sollten nicht fehlen. Morgens, beim Frühstück im Hotel, hatte uns der alte Herr vom Nebentisch noch einen Rat mitgegeben: „Immer dem blauen Fleck am Himmel hinterher“, so verliere man angesichts dunkler Wolken nicht die gute Laune. Wie viel Wanderer-Weisheit in diesem Satz steckt, wird uns erst später bewusst. Der schöne, alte Marktplatz von Freudenstadt und die letzten Häuser der Stadt liegen schnell hinter uns, das Blätterdach des Schwarzwalds breitet sich nun über uns aus. Auf die breiten Forstwege zu Beginn folgen schmale und verschlungene Wege, die zu steilen und wurzelbewachsenen Trampelpfaden werden und uns immer tiefer in den Wald hineinführen. Der wird mehr und mehr zum undurchdringlichen grünen Dickicht, stellenweise wuchert mannshoher Farn über den Weg. Hier ein Bächlein, dort ein moosiger Hang. Zwischendrin öffnet sich der Blick auf mächtige Fichten und Tannen und die phantastische Landschaft.

Die Camps findet man nur, wenn man die GPS-Koordinaten kennt

Am frühen Abend erreichen wir unser erstes Nachtlager. Und stecken erst einmal die Füße in den eisig kalten Bach, der direkt neben dem Platz verläuft. Was für eine Wohltat! Nachdem das Zelt aufgebaut ist und wir uns auf dem Campingkocher ein paar Nudeln gekocht haben, ist es spät geworden. Denken wir, dabei ist es gerade erst 21 Uhr. Das kleine Feuer knackt und prasselt, oben funkeln die Sterne. Eine Weile lauschen wir noch dem Plätschern des Bachs und dem Rauschen des Walds, bis wir selig und erschöpft einschlummern.

Leicht zu finden sind die sechs Camps zwischen Baden-Baden und Freudenstadt nicht – nur wer die GPS-Koordinaten kennt, kommt ans Ziel. Die Plätze liegen jeweils eine Tageswanderung auseinander, jedes ist für drei Zelte ausgelegt.

Am zweiten Tag führt uns der Weg entlang mehrerer toller Naturschauspiele. Schon von Weitem funkelt der Sankenbachsee zwischen den Bäumen hervor. Ein schmaler Weg schlängelt sich an der steil aufragenden, moosigen Felswand entlang bis zu den Sankenbachfällen. Die entpuppen sich erst als Rinnsal, das sanft am Fels hinunterplätschert, dann als Highlight: Das Wasser wird aufgestaut, Wanderer können das Wehr öffnen und so den Wasserfall „auslösen“.

Mit der Zeit stellt sich ein GefĂĽhl entspannter Leichtigkeit ein

Die Wegbeschreibungen sind ziemlich detailliert, dennoch stehen wir an jedem Wegweiser mit der Wanderkarte – rechts, links, geradeaus? Nach einem Picknick am Sankenbachsee laufen wir entlang eines Bachlaufs über einen wildromantischen Pfad – nur leider in die falsche Richtung. Das hat Zeit gekostet, kurz kippt die Stimmung. Wir beschließen, die zusätzlichen Kilometer als Bonus zu verbuchen, der Weg war schließlich wunderschön. Von der Panoramakanzel genießen wir den Blick über die Ebene und den Ellbachsee, klettern über verschlungene, steinige Pfade hinab zu dem Gewässer, das eine beinahe mystische Ausstrahlung hat. Obwohl schönster Sonnenschein herrscht, wirkt es, als läge dunstiger Nebel darüber – wir hätten uns nicht über Elfen und Feen gewundert. So geht es von Aussicht zu Aussicht, mal erinnert die Landschaft an Kanada, mal an die Tropen – und ganz oft ist sie einfach nur ganz einzigartig.

Als wir am Camp unser Zelt aufgebaut haben, dämmert es bereits. Wieder liegen wir zeitig in unseren Schlafsäcken. Irgendwann scheint selbst der letzte Vogel schlafen gegangen zu sein; dann ist es nicht nur sehr dunkel im nächtlichen Wald, sondern auch sehr still. Umso früher sind wir auf den Beinen, klatschen uns das klare Wasser des nahen Bergbachs ins Gesicht. Nach dem Frühstück brechen wir auf zur letzten Etappe, zum Bahnhof Baiersbronn, um von dort zurück nach Freudenstadt zu fahren. Am liebsten würden wir noch bleiben, denn nach nur drei Tagen hat sich neben einem Robinson-Crusoe-Gefühl eine entspannte Leichtigkeit eingestellt. Wie großartig es sein kann, mal drei Tage kein Internet, Fernsehen und (fast) keinen Handyempfang zu haben.

Die Übernachtungen in den Trekkingcamps können über das Onlineportal von Trekking Schwarzwald gebucht werden ...
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Eintrag vom: 29.07.2018  




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