Einstimmig hat es der Gemeinderat am 14. November beschlossen, zum Fahrplanwechsel der VAG am 10. Dezember geht es jetzt an den Start – das neue Frauennachttaxi in Freiburg.
Ein ähnliches Angebot hatte schon von 1991 bis 2003 bestanden, dann wurde es aus Geldnot vom Gemeinderat eingestellt. Vom früheren unterscheidet sich das „neue“ Frauennachttaxi aber in vielen Details, die Oberbürgermeister Dieter Salomon, die städtische Frauenbeauftragte Simone Thomas und VAG-Vorstand Stephan Bartosch heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt haben.
Dabei betonte Salomon: „Die Gewalttaten des vergangenen Jahres haben viele Frauen verunsichert, in Freiburg wie auch im Umland. Um ihnen nachts einen sicheren Heimweg zu ermöglichen, hat die Verwaltung im vergangenen halben Jahr ein Konzept FrauenNachtTaxi erarbeitet. Es ist ein zentraler Baustein in unserem Einsatz für Sicherheit und Ordnung in Freiburg.“
Die Frauenbeauftragte Thomas unterstrich: „Ich freue mich, dass der Gemeinderat die Einführung befürwortet und bin sicher, dass das Angebot gut angenommen wird. Mir ist es seit langem ein wichtiges Anliegen, da der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist. Der Start des Frauennachttaxis beschließt die Aktionswoche 16-Tage Stopp Gewalt gegen Frauen.“
„Die Freiburger Verkehrs AG sieht das neue, aus dem städtischen Haushalt co-finanzierte Angebot als sinnvolle Ergänzung zu unseren nächtlichen Safer-Traffic-Linien an den Wochenenden“, hob VAGVorstand Bartosch hervor. „Wir sind froh, die Konzeption mittragen, das Angebot koordinieren und die Taxigutscheine vertreiben zu können".
Die Flotte des Frauennachttaxis besteht aus vier Großraum-Fahrzeugen, die je acht Frauen Platz bieten. Zwei der Taxis haben Vorrichtungen, um auch Rollstuhlfahrerinnen im Rollstuhl sitzend befördern zu können. Sie stehen in den Nächten von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag und vor Feiertagen jeweils zur vollen Stunde von 0 bis 4 Uhr am Standort Auf der Zinnen gegenüber dem Drogeriemarkt Müller bereit. Sobald die Stadtbahn Rotteckring fertig gestellt ist, starten die Fahrten dann von der VAG-Haltestelle Siegesdenkmal.
Die Fahrtstrecke richtet sich nach den Zielen der Nutzerinnen, der Eigenanteil beträgt 7 Euro pro Fahrt. Barzahlung in den Taxis ist nicht möglich. Gutscheine für die Fahrten sind vorab an 22 VAGVerkaufsstellen, unter anderem Pluspunkt und Fahrradstation, zu den regulären Öffnungszeiten zu erwerben.
Frauen, die sich nachts spontan entschließen, das Frauennachttaxi zu nutzen, erhalten Fahrscheine für sich und für weitere Personen unmittelbar vor Fahrtantritt per Smartphone als Mobilticket über die VAGmobil-App oder jederzeit bar an der Rezeption/Bar des Motel One beim Siegesdenkmal. Sobald wie möglich werden die Tickets auch an VAG-Automaten angeboten; dafür werden die Automaten innerhalb der nächsten sechs Monate umgerüstet.
Im Grundsatz hatte der Gemeinderat am 27. Juni 2017 beschlossen, dass das Frauennachttaxi den städtischen Haushalt höchstens mit 60.000 Euro pro Jahr belasten und der VAG keine Kosten entstehen dürften. Auch war eine Kannibalisierung des VAG-Angebotes „Safer Traffic“ oder des regulären Taxibetriebes zu vermeiden. Mit dem Eigenanteil der Frauen von 7 Euro pro Fahrt soll rund die Hälfte der Kosten für das Frauennachttaxi gegenfinanziert werden.
Die Gesamtkosten für das Frauennachttaxi belaufen sich jährlich auf 115.500 Euro. Bei 50 Prozent Auslastung und dem erwähnten Eigenanteil kämen bei fünf Fahrten pro Nacht pro Jahr 62.000 Euro Einnahmen zusammen. Damit läge das Defizit unter 54.000 Euro.
Frauennachtfahrdienst 1991-2003
Das neue Frauennachttaxi hat einen historischen Vorfahren, allerdings mit feinen Unterschieden in der Machart. Im Oktober 1991 hatte die Freiburger Taxivereinigung einen Frauennachtfahrdienst aufgenommen, den der Gemeinderat nach einjährigem Probelauf im Dezember 1992 zur festen Einrichtung erhob.
Der Vertrag mit der Taxivereinigung sah einen festen städtischen Zuschuss von 42.000 DM (später 21.500 Euro) pro Jahr vor. Der Fahrpreis betrug bis 5 Kilometer 5 DM, bis 10 km 7 DM, über 10 km 11 DM. Nach der Einführung des Euro im Januar 2002 waren bis 5 Kilometer 3 Euro, bis 10 km 4 Euro, über 10 km 6 Euro zu entrichten.
Angeboten wurde der Frauennachtfahrdienst in herkömmlichen Taxen jede Nacht von 19 bis 2 Uhr, am Wochenende bis 3 Uhr. Genutzt wurde er gemäß einer Aufstellung der Taxivereinigung in den Jahren 1997 bis 2001 im Schnitt von 5190 Frauen pro Jahr.
Als die Verwaltung im Angesicht leerer Kassen eine Verkürzung auf vier Wochentage empfahl, entschied der Gemeinderat, den Frauennachtfahrdienst zum 31. März 2003 einzustellen. Jetzt biegt er in neuem Gewand auf den Zinnen um die Ecke. |