Prolixletter
Dienstag, 3. Dezember 2024
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Freiburg: Sanierter Schlossbergturm wurde eröffnet
Mit ZinkĂŒberzug ist eine Schutzdauer von ĂŒber 100 Jahren möglich

Eines der meistbesuchten Spaziergangsziele in Sichtweite der Innenstadt ist wieder zugĂ€nglich: Der Schlossbergturm wurde nach ĂŒber zweijĂ€hriger Schließung wieder eröffnet. Beim Pressetermin vor Ort sagte BaubĂŒrgermeister Martin Haag:

„Die Wartezeit war lĂ€nger als ursprĂŒnglich gedacht, aber das Ergebnis kann sich jetzt sehen lassen. Wir sind ĂŒberzeugt davon, dass wir mit den neuen StĂŒtzen aus Stahl die richtige Wahl getroffen haben. Und dass sie deutlich lĂ€nger halten werden als ihre VorgĂ€nger aus Holz. Dieser wunderschöne Turm wird unseren BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern sowie GĂ€sten in den kommenden Jahrzehnten viel Freude und der Stadt als seiner EigentĂŒmerin keine Sorgen mehr bereiten.“

Seit Mai 2015 war der im Jahre 2002 errichtete Schlossbergturm gesperrt, weil seine sechs HolzstĂŒtzen unrettbar von Pilzen und SchĂ€dlingen befallen waren. Deshalb wurden die neuen, rund 33 Meter langen TrĂ€ger jetzt aus Stahlrohren gefertigt. Ihre Montage vor Ort musste – unter anderem wegen der anhaltend guten Baukonjunktur – mehrfach verschoben werden.

In der ersten AugusthĂ€lfte begannen dann die Arbeiten am Schlossberg, gut 15 Fußminuten oberhalb des Kanonenplatzes. Nachdem alles nach Zeitplan lief und die Schlussabnahme mit GebĂ€udemanagement (GMF), Tragwerksplaner und dem Baurechtsamt erfolgt ist, steht der Turm nun wieder fĂŒr alle offen.

Jetzt ist alles auf Dauerhaftigkeit angelegt. Die neue Konstruktion besticht durch schöne, klare Linien und eine hohe bauliche QualitĂ€t. Dank Vorfertigung mussten keine Arbeiten vor Ort durchgefĂŒhrt werden, bei denen die Verzinkung hĂ€tte beschĂ€digt werden können.

Korrosionsschutz: Was, wie, warum
Wie die meisten Stahlkonstruktionen ihrer Art erhalten die sechs TrĂ€ger des Schlossbergturms einen ZinkĂŒberzug. Zink bildet infolge von Bewitterung eine Deckschicht aus vorwiegend basischen Verbindungen, die die OberflĂ€che schĂŒtzt. Diese Schutzschicht besteht aus mehreren Lagen; aufgrund der KorrosivitĂ€t des Umgebungsklimas wird die oberste Lage permanent abgetragen und durch darunter liegendes Zink erneuert. Mit der Zeit wird die Zinkschicht also immer dĂŒnner, allein ihre anfĂ€ngliche StĂ€rke bestimmt die spĂ€tere Schutzdauer.

Den Standard in Bezug auf Schutzdauer setzt die ZinkKorrosionskarte, die das Umweltbundesamt herausgibt. Demnach liegt der natĂŒrliche Zinkabtrag in der Region Freiburg bei 0,5 bis 0,8 Mikrometer pro Jahr. Die neuen Pylone des Schlossbergturms mit einem durchschnittlichen ZinkĂŒberzug von 85 Mikrometern genießen also eine theoretische Schutzdauer von 100 bis 170 Jahren.

Modellrechnung:
85 ”m Schichtdicke : 0,8 ”m Zinkabtrag pro Jahr = 106,25 Jahre Schutzdauer
85 ”m Schichtdicke : 0,5 ”m Zinkabtrag pro Jahr = 170 Jahre Schutzdauer

Laut dem Bundesinstitut fĂŒr Bau-, Stadt- und Raumforschung liegt die ErsatzhĂ€ufigkeit bei feuerverzinkten Stahlbauteilen in 50 Jahren bei Null (Quelle: BBSR, Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen, Tabelle 50).

Das Umweltbundesamt und das BBSR kommen also zu vergleichbaren Ergebnissen: Dank der langen Schutzdauer des ZinkĂŒberzuges sind keine (oder nur minimale) Instandhaltungskosten beim Tragwerk zu erwarten. Zudem haben Stahlbauteile gegenĂŒber Holz einen weiteren Vorteil: Dank genormter Werkstoffmaße und computer-gestĂŒtzter Fertigungs-Software (CAD/CAM) ist ein passgenauer Teilersatz mit geringem Aufwand möglich.

Die Kosten
Die Stahlbauarbeiten haben insgesamt ein Volumen von 192.800 Euro. Bei den Erd- und Landschaftsbauarbeiten rund um den Turm liegt die Kostenerwartung bei 15.000 Euro. Die provisorische Baustellenzufahrt hat 4.200 Euro gekostet.

Die Pylone
Die sechs neuen Pylone wurden bei der Freiburger Firma Winterhalter Stahlbau auf der Haid gefertigt. Sie haben rund 40 Zentimeter Rohrdurchmesser (406,4 mm) und eine WandstĂ€rke von 12,5 mm. Jeder Pylon besteht nur aus drei Einzelteilen, damit konnte die Zahl der neuralgischen Stoßpunkte gering gehalten werden. Ein Pylon-Einzelteil ist jeweils rund 10,50 Meter lang und wiegt gut 1,5 Tonnen. Insgesamt wurde am Schlossbergturm also (inklusive der Klein- und Anschlussteile) eine Stahlmenge von 29 Tonnen verbaut.

Ihre Feuertaufe haben die neuen Pylone frĂŒher bestanden als erwartet. Erst in den Vorwochen montiert, mussten sie schon am 18. August jenen Sturm ĂŒberstehen, dem im Stadtgebiet ĂŒber 40 BĂ€ume zum Opfer fielen – was dem „neuen“ Schlossbergturm anstandslos gelang. GemĂ€ĂŸ statischer Berechnung kann er WindstĂ€rke 12 trotzen. Damit bliebe er selbst bei einem Orkan von der StĂ€rke Lothars 1999 standfest.

Kontroll- und PrĂŒfaufwand
Entsprechend den Bauwerk-PrĂŒfungsrichtlinien DIN 1076 und RIEBW-PRÜF wird das GMF mit den beteiligten Ingenieuren ein PrĂŒfbuch erstellen , in dem die turnusmĂ€ĂŸigen PrĂŒfungen dokumentiert werden. Der Schlossbergturm ist dafĂŒr jĂ€hrlich in Augenschein zu nehmen. Eine einfache PrĂŒfung hat alle drei Jahre, eine HauptprĂŒfung alle sechs Jahre zu erfolgen. Bei der HauptprĂŒfung kommen Hubsteiger oder Drohnen zum Einsatz, um auch unzugĂ€ngliche Stellen zu sichten, die nicht fußlĂ€ufig zu erreichen sind. Daneben ist technisch mit keinen weiteren Wartungskosten zu rechnen.

Zum Abschluss des heutigen Pressetermins verwies Andrea Katzer-Hug, die Leiterin des GMF, darauf, dass sich ja ein Paradebeispiel fĂŒr die Lebenserwartung metallener AussichtstĂŒrme im Freiburger Stadtgebiet befindet: „Der Rosskopfturm ist 34 Meter hoch und so alt wie der Eiffelturm: Baujahr 1889. Er besteht komplett aus lackiertem Gusseisen, steht nach wie vor wie eine Eins und bereitet keinen Kummer. Seine letzte Sanierung gab es routinemĂ€ĂŸig zum hundertsten Geburtstag.“
 
Eintrag vom: 09.09.2017  




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