Viele junge Leute wagen einen Schritt, der ihr Leben verändern kann.
Freiburg/Breisach (gh). Die Schulzeit ist vorüber, der Abiturabschluss ist in der Tasche, jetzt gilt es, Neues und Anderes zu erleben, am Besten „etwas bei man etwas mit Menschen zu tun hat“. Dies ist für viele junge Leute Motivation genug sich nach zwölf oder 13 Jahren hinter der Schulbank für ein Freiwilliges Soziales Jahr zu interessieren.
So war es beispielsweise auch bei Roman Kotwitz - Ende Juli wird er nach Belfast/Nordirland reisen. Dann beginnt für den 19jährigen Abiturienten tatsächlich ein neuer Lebensabschnitt, denn er hat sich für ein Jahr bei „Mediation Northern Irland“ (MNI) verpflichtet.
Die aus christlichen Überzeugungen vor mehr als 20 Jahren entstandene ökumenische Friedensorganisation mit Sitz in Belfast bemüht sich um konstruktive Beilegung und Vermittlung bei Konflikten (Mediation) in dem von großen und kleinen Auseinandersetzungen gebeutelten Land. Roman wird im Rahmen seines FSJ die Arbeit von einigen der rund 20 Mediatoren kennen lernen und einzelne Projekte und Kurse als Volunteer (Freiwilliger) begleiten. Im „Office“ soll er Verwaltungsarbeiten erledigen und die Betreuung der Homepage übernehmen, außerdem ist er in der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. „Ich erhoffe mir einen verstärkten Einblick in die Tätigkeit der Mediatoren zu bekommen“, sagt Roman, der schon seit der neunten Klasse an seinem Freiburger Gymnasium als Streitschlichter tätig war. Gute Voraussetzungen also für den 1,93 Meter großen selbstbewusst auftretenden jungen Mann, der nach dem Abi nicht gleich studieren oder arbeiten wollte, „sondern das Jahr danach anders nutzen“ will.
Die katholische Erzdiözese hatte ihn für ein FSJ zu der ökumenischen Friedensorganisation „Eirene“ (Sitz in Neuwied) vermittelt, dort durchlief er ein Auswahlverfahren und wird nun von Eirene in der Partnerorganisation MNI eingesetzt. In Belfast wird er das Zimmer seines Vorgängers übernehmen.
Auch für Klara Goetz werden die kommenden zwölf Monate ab Anfang August sehr spannend werden. Genau wie Roman absolviert sie ein freiwilliges soziales Jahr, allerdings nicht in Europa. Die 20-Jährige aus Bickensohl im Kaiserstuhl zieht es nach Brasilien. In Belo Horizonte einer drei Millionen-Einwohner-Stadt im Südosten des riesigen Landes wird sie in einem Favela, einem ausgedehnten Armenviertel mit rund 50.000 Einwohner, in einer Kindertagesstätte arbeiten. Dort soll sie bei den „größeren Kindern“, den 7- bis 14-Jährigen, für Sport, Spiel und Spannung sorgen, damit die Kids „aus dem Leben zu Hause, wo sie häufig auch Gewalt erfahren, mal rauskommen“, sagt Klara.
Rund 150 Kinder kommen täglich im „Centro de Integracao Martinho“ zusammen, einer Einrichtung, die zur Evangelisch-lutherischen Kirche gehört. Zusammen mit zwei andern jungen Frauen aus Baden wird sie als pädagogische Hilfskraft eingesetzt. Eine Tätigkeit für die Klara gute Voraussetzungen hat. Hat sich die als Tochter eines evangelischen Pfarrers und einer Pfarrerin schon von klein auf Jungschararbeit erlebt und war bei Freizeiten und in der Konfirmandenarbeit aktiv dabei. Lediglich die Landesprache muss sie noch lernen, doch sieht sie darin kein großes Problem, denn Spanisch hatte sie im Gymnasium in Breisach gelernt und spricht es "ganz gut", da sei portugiesisch nicht mehr so schwierig, meint sie lächelnd. Und im selben Atemzug ergänzt sie: „Ich hoffe ich komme mit der Armut und den Lebensverhältnissen zurecht“.
Unterwegs ist Klara Goetz mit dem Gustav-Adolf-Werk (GAW) in Württemberg. Das GAW kümmert sich um evangelische Minderheiten vor allem in Ländern den Süd- und Osteuropas und Südamerikas und entsendet in diesem Jahr 19 Freiwillige, davon 17 nach Süd- und Lateinamerika. Die Freiwilligen erhalten Unterkunft und Verpflegung frei und ein kleines Taschengeld dazu. Im Gepäck nimmt Klara ihren Laptop mit, denn per Internet ist die Kommunikation mit zu Hause gewährleistet. Auch in der badischen Landeskirche gibt es ein Programm für Freiwilligen Dienste im Ausland. Klaras Bruder hatte daran teilgenommen war ein Jahr lang in Palermo/Sizilien und studiert jetzt Theologie in München. „Was mein Bruder alles erlebt hat war toll“, schwärmt sie, „ich bin sicher, dass das kommende Jahr für mich ebenso wichtig und erlebnisreich wird“.
Mehr Informationen bei
Gustav-Adolf-Werk Württemberg e.V.
Pfahlbronner Str. 48
70188 Stuttgart
Tel. 0711 46 20 05
Internationaler Christlicher Friedensdienst e.V. EIRENE
Post Fach 1322 56503 Neuwied
Tel: 02631 8379-0
"Arbeitsstelle Frieden"
im Amt für Evangelische Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Landeskirche Baden
Blumenstr. 1-7, 76133 Karlsruhe
Tel.: 0721-9175-468, |