Wiederum mehr Babies, mehr Ausländer, mehr Arbeit, mehr Sonne: Das Statistische Jahrbuch 2016 liegt jetzt vor
317 Seiten voller Daten zu Wetter, Bevölkerung, Wirtschaft, Verkehr, Wohnungswesen, Kultur, Umwelt und Wahlen
Jahr für Jahr ist es ein Schatzkästlein an Geschichten und Daten, längst hat es den Umfang des Freiburger Telefonbuchs erreicht: Die Rede ist vom Statistischen Jahrbuch, das vom Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung (ABI) herausgegeben wird. Jetzt legt das ABI das Jahrbuch 2016 vor, das wiederum auf 290 Seiten – plus 27 Seiten Einleitung – alle wichtigen Statistiken der Stadt enthält.
Bewährt gründlich haben die Autoren viele Aspekte des öffentlichen Lebens unter die Lupe genommen. In 15 Kapiteln skizzieren sie demografische, wirtschaftliche, soziale, ökologische und kulturelle Aspekte. Das letzte dieser Kapitel, „Wahlen“, enthält die Ergebnisse aller Europa-, Bundestags-, Landtags-, Gemeinderats- und OB-Wahlen seit 1945. Ausführlich aufbereitet ist diesmal die Landtagswahl vom 13. März 2016. Aber auch der Bürgerentscheid zum SC-Stadion am 1. Februar 2015 und die Migrantenbeiratswahl am 19. Juli 2015 finden noch reichen Raum.
Im 20-seitigen Schlusskapitel „Freiburg im Vergleich“ setzen die Autoren die genannten Aspekte in Relation zu den Nachbar- und den anderen Stadtkreisen in Baden-Württemberg. Zeitreihen zeigen Entwicklungen der letzten Jahre auf, Stadtbezirks-Tabellen führen innerstädtische Unterschiede vor Augen.
Eine Auswahl der Themen:
Am 1. Januar 2016 hatte Freiburg nach amtlicher Zählung 226.393 Einwohner; das sind 2 Prozent mehr als am 1. Januar 2015 (damals waren es 222.203 gewesen). Die amtliche Einwohnerzahl basiert auf dem Zensus zum Stichtag 9. Mai 2011. Ihre Fortschreibung nach Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Familienstand erfolgt auf Grundlage des Bevölkerungsstatistikgesetzes nach dem Begriff der „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Dieses Verfahren ist bundesweit für alle Gemeinden einheitlich und wird von den Statistischen Landesämtern angewendet. Die danach ermittelte Einwohnerzahl dient für interkommunale Vergleiche und zur Anwendung von Rechtsvorschriften mit Bezug zur Einwohnerzahl einer Gemeinde (z.B. im Wahlrecht oder bei Finanzzuweisungen).
Wie gewohnt liegt die amtliche Einwohnerzahl deutlich (hier: plus 4.311) über der Einwohnerzahl des städtischen Melderegisters, das am 1. Januar 2016 insgesamt 222.082 Personen und ein Jahr zuvor 218.041 Personen verzeichnet hat. Dieses Register beruht auf allen melderechtlichen Vorgängen (wie Zu- und Wegzügen). Es wird laufend aktualisiert und ist maßgeblich für statistische Auswertungen auf örtlicher Ebene. Damit wird die Struktur der Bevölkerung nach Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit in der Stadt insgesamt und in ihren Bezirken festgestellt.
Der Anstieg der Bevölkerungszahl hängt mit dem unvermindert sehr hohen Geburtenüberschuss zusammen. Mit einem Überschuss von 481 Personen wurde 2015 der dritthöchste Wert seit vielen Jahrzehnten erreicht. Noch höher war der Überschuss nur 2014 (plus 550) und 2010 (plus 583). Den 1.967 Freiburgern, die 2015 verstarben, stehen 2.448 Lebendgeburten von ortsansässigen Müttern gegenüber. Dennoch trug der „natürliche Saldo“, wie der Geburtenüberschuss auch genannt wird, 2015 nur noch ein Achtel zum erwähnten Bevölkerungszuwachs bei.
Stärker als der natürliche hat nämlich der Wanderungssaldo die Veränderung der Bevölkerungszahl bestimmt. Im Jahr 2015 konnte Freiburg 24.858 Zuzüge und 21.333 Wegzüge verzeichnen (hier Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz). Daraus resultiert ein Außenwanderungssaldo von 3.525 Personen. Dies ist der höchste Wert, der je in Freiburg gemessen wurde. (Im Jahr 2011 lag der Wert noch höher, wurde aber durch die Einführung der Zweitwohnsitzsteuer verfälscht.)
Die Gründe für diesen Rekord finden sich, wenn man schaut, woher die Zuzüge kommen und wohin die Wegzüge gehen. Die Außenzu- und -wegzüge werden durch drei Außenräume geprägt: das Umland, die Bundesrepublik (inkl. dem größten Teil Baden-Württembergs) und das Ausland. Während alleinstehende Studierende und Berufsanfänger die Wanderungsströme mit dem Außenraum BRD prägen, war die Auslandswanderung bislang eine klassische Arbeitsmigration: Ausländer kommen zum Arbeiten oder Studieren nach Freiburg, Deutsche wandern zum Arbeiten ins Ausland ab.
Im Jahr 2015 kam noch die Fluchtmigration hinzu. Sie ist aber nicht allein für die hohen Zuzugszahlen aus dem Ausland verantwortlich. Die Umlandwanderung ist zweigeteilt: die Zuzüge ähnelt den Zuzügen aus der Bundesrepublik (junge Menschen kommen zwecks Bildung und Ausbildung nach Freiburg), die Wegzüge ins Umland sind jedoch weiterhin stark durch junge Familien geprägt.
Anno 2015 fanden drei Entwicklungen in der Außenwanderung ihre Fortsetzung. So erreichten die Wanderungsverluste mit dem Umland mit 1.124 den höchsten Wert seit Beginn der elektronischen Melderegisterauszüge 1988. Während die Zuzüge mit 3.022 konstant blieben, stieg die Zahl der Wegzüge auf 4.146 Personen. Gerade für junge Familien ist es schwierig, in Freiburg entsprechenden Wohnraum zu finden. Also ziehen sie ins Umland.
Der positive Außenwanderungssaldo mit der Bundesrepublik hat sich, teils wegen der zugewiesenen Flüchtlingskontingente, gegenüber 2014 nahezu verdoppelt. Die Zahl der Zuzüge ist um 1.500 Personen gestiegen, nun beträgt der Wanderungssaldo 2.869 Personen.
Ebenso ist der Saldo mit dem Ausland gestiegen. Mit 1.936 Personen liegt er nun auf dem höchsten Stand seit 2001. Dabei stieg die Zahl der Zuzüge von 6.900 (2014) auf 8.301 (2015), den höchsten je gemessenen Wert. Aber auch die Zahl der Wegzüge erreichte mit 6.365 Personen den Höchststand seit 1988.
Unvermindert steigen indes die Beschäftigtenzahlen und die Zahl der Berufsauspendler. Am 31.12.2015 waren 74.441 Freiburger sozialversicherungspflichtig beschäftigt, und es gab 116.976 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Stadtgebiet. Dies ist eine Steigerung um 3 bzw. 2 Prozent zum Vorjahr. Die Berufseinpendler nahmen in der gleichen Zeit um 2,5 Prozent auf 64.127 Personen zu, und die Zahl der Berufsauspendler stieg um 5 Prozent auf 21.629 Personen an. Ein Blick auf die Veränderungen seit 2005 zeigt, dass die Zahl der Auspendler am stärksten gewachsen ist (41 Prozent seit 2005).
Ein Blick auf die Wirtschaftszweige offenbart, dass es den größten Zuwachs der Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich gab, genauer in den Bereichen „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und Unterrichtung, Gesundheits- und Sozialwesen“ (plus 1.232) und „Handel, Verkehr und Gastgewerbe“ (plus 937 Beschäftigte). Erstmals seit vielen Jahren konnte auch das verarbeitende Gewerbe einen Anstieg der Arbeitsplätze verzeichnen (plus 166). Zurück gegangen ist die Zahl der Arbeitsplätze nur bei den „freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ (minus 221).
Bei den Gewerbebetrieben verzeichnet das neueste Jahrbuch des ABI einen negativen Saldo. Konnten im Jahr zuvor noch mehr Gewerbeanmeldungen als -abmeldungen verzeichnet werden, gab es im Jahr 2015 1918 Gewerbeanmeldungen (minus 144 gegenüber 2014) und 2327 Gewerbeabmeldungen (plus 440 gegenüber 2014). Stark angestiegen ist insbesondere die Zahl der Abmeldungen im Bereich „freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ (von 259 im Jahr 2014 auf 480 im Jahr 2015).
Die Zahl der Arbeitslosen (nach SGB III und SGB II) ist in Freiburg zum 31. Dezember 2015 wieder deutlich gestiegen (+413 Personen), nachdem sie im Jahr 2014 erstmals seit 2011 abgenommen hatte. Dabei ist die Zahl der arbeitslosen Frauen (+226) stärker gestiegen als die der Männer (+187). Absolut gesehen ist die Zahl der deutschen Arbeitslosen zwar stärker gestiegen (+251) als bei den Nicht-Deutschen (+161). Bezogen auf den Bestand im Jahr 2014 ist die Zahl der deutschen Arbeitslosen aber „nur“ um 5,5, die der ausländischen Arbeitslosen um 8,8 Prozent gestiegen. Der Anstieg macht sich auch in der Arbeitslosenquote (bezogen auf die abhängig zivilen Erwerbspersonen) bemerkbar, die von 6,2 im Dezember 2014 auf 6,4 im Dezember 2015 angestiegen ist. Die zuverlässigere Kennziffer, die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, liegt seit Jahren unverändert bei 6,0.
Im Jahr 2015 konnte Freiburg Rekorde bei der Zahl angekommener Gäste und der Zahl der Übernachtungen verzeichnen. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 755.174 Personen (+43.121) und sorgten für 1.448.470 Übernachtungen (+90.505). Dies führte zu einer Auslastung der angebotenen Schlafgelegenheiten (8521 im Juli 2015) von 49,2 Prozent. Das sind 1,9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Mehr als die Hälfte des Anstiegs machen ausländische Gäste und Übernachtungen aus. Deren Anteil liegt mittlerweile bei 38,2 Prozent; in den letzten fünf Jahren ist er um über 7 Prozentpunkte gestiegen. Mit großem Abstand werden die Listen der häufigsten Ankünfte und der häufigsten Übernachtungen von Gästen aus der Schweiz angeführt, gefolgt von Frankreich. Schweizer Staatsbürger haben insgesamt 122.453 Übernachtungen gebucht (+17.676), Gäste aus Frankreich 41.315 (+1.493). Auf Platz drei folgen bei den Ankünften die Gäste aus den Niederlanden (19.543), bei der Zahl der Übernachtungen aber Gäste aus Spanien (37.898).
Deutliche Zuwächse gegenüber dem Vorjahr sind außerdem bei Übernachtungen von Gästen aus Spanien (+7.622), den arabischen Golfstaaten (+6.767), China (+5.954), Großbritannien (+4.692) und den USA (+4.316) zu verzeichnen. Rückgänge gab es bei Übernachtungen von Gästen aus Russland (-8.670), Südamerika (insgesamt -1.926), Luxemburg (-1.100) und Italien (-478).
Die meteorologischen Daten für Freiburg werden an der Messstelle des Deutschen Wetterdienstes auf dem Flugplatz gewonnen. Die Durchschnittstemperatur im Jahr 2015 lag mit 11,8 Grad Celsius nahe am langjährigen Durchschnitt (1981 bis 2010) von 11,4 Grad. Bemerkenswert am Wetterjahr 2015 war die außergewöhnlich hohe Zahl von 69 „Sommertagen“ (25 bis 30 Grad) und 32 „heißen Tagen“ (über 30 Grad). Auch die Verteilung der monatlichen Durchschnittstemperaturen war 2015 fast deckungsgleich mit dem langjährigen Durchschnitt. Nur der Februar war kälter als üblich, während im Januar, Juli, November und vor allem im Dezember überdurchschnittliche Temperaturen herrschten.
Dass die durchschnittliche Sonnenscheindauer 2015 höher war als im langjährigen Durchschnitt, lag an den Monaten März, April, Juli, November und Dezember. Bei den Niederschlägen verlief das Wetterjahr 2015 indes eher untypisch. Nur der Februar und der Mai waren annähernd so feucht wie der langjährige Durchschnitt, in allen anderen Monaten wich die Menge des Niederschlags zum Teil deutlich davon ab. So war es nach einem relativ feuchten Frühjahr von Juli bis Oktober extrem trocken. Der November lag dann wieder über dem langjährigen Vergleichswert, und der Dezember, traditionell ein 75-mm-Monat, war dann mit 15 Millimetern Niederschlag der trockenste Monat des gesamten Jahres. „Von wegen Weiße Weihnacht“ galt also auch 2015 wieder.
Das Statistische Jahrbuch 2016 kann ab sofort als Druckversion für 10 Euro plus Versandkosten beim Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung (Fax 201-5598, statistik@stadt.freiburg.de) bestellt werden. Umfangreiche statistische Informationen sind auch im Internet unter www.freiburg.de/statistik verfügbar. |