Kampf gegen HIV und AIDS ist Kampf um Akzeptanz
Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 01. Dezember 2016 erklärt Axel Blumenthal, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD):
"Anlässlich des Welt-AIDS-Tages erinnert der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) an die vielen Millionen Menschen, die den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit verloren haben. In Deutschland können heute die meisten Menschen mit einer HIV-Infektion, dank der medizinischen Fortschritte und Versorgung, inzwischen ein selbstbestimmtes Leben führen. Sie sollten auch ein angst- und diskriminierungsfreies Leben führen können. Jeglicher Stigmatisierung aufgrund einer HIV-Infektion muss entschieden entgegen getreten werden.
Für den LSVD muss eine erfolgreiche Prävention die Vielfalt aller Lebensformen im Auge haben: Statt Tabuisierung und Propagierung von Enthaltsamkeit heißt das Aufklärung über die Übertragungswege, Zugang zu Kondomen und die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Sexualität. Dazu gehört auch eine sensible und altersgerechte Sexualaufklärung an Schulen, die ein eigenständiger Aspekt des schulischen Bildungsauftrags ist und die individuelle Sexualerziehung des Elternhauses ergänzt. Ziel der Sexualaufklärung sollte die positive Einstellung zur eigenen Körperlichkeit und Sexualität sowie die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein für sich und andere sein.
Für eine umfassende Prävention braucht es eine verstärkte und zielgruppengerechte Aufklärung, den Ausbau von niedrigschwelligen und kostenlosen Testangeboten, auch für andere sexuell übertragbare Infektionen, und die Zulassung von antiretroviralen Medikamenten (Truvada®) zur medikamentösen Prophylaxe. Der LSVD unterstützt daher auch den Appell der Deutschen AIDS-Gesellschaft, des HIV-Ärzte-Verbundes dagnä und der Deutschen AIDS-Hilfe.
Der Schutz durch Therapien ist eine weitere wichtige Safer-Sex-Strategie. Kondomloser Sex ist nicht länger zwangsläufig unsafer Sex in Bezug auf HIV. Dem muss auch die aktuelle Rechtsprechung Rechnung tragen.
Zu einer erfolgreichen AIDS-Prävention gehören aber auch die rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Je offener Menschen mit ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität umgehen können, desto selbstbewusster setzen sie sich mit Präventionsanforderungen auseinander und treffen informierte Entscheidungen.
Deutschland muss sich weiter an dem internationalen Einsatz gegen HIV und AIDS beteiligen. In vielen Ländern mangelt es an sachlichen Informationen, Zugang zu Kondomen, Therapien und einer ausreichenden Gesundheitsversorgung. Ein Engagement gegen HIV und AIDS ist ohne den Kampf gegen die Kriminalisierung und Stigmatisierung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen nicht möglich. Der Kampf gegen HIV / AIDS muss daher auch ein Einsatz für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen Menschen sein." |