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Donnerstag, 21. November 2024
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Freiburg: IMMO – Die Messe rund um Ihre Immobilie
27. + 28. Februar 2016, Messe Freiburg

Wohnen in Freiburg ist begehrt

BaubĂŒrgermeister Martin Haag ĂŒber Zukunftsstrategien beim Thema Bauen und Wohnen

Hohe Miet- und GrundstĂŒckspreise und ein knappes Wohnraumangebot: Freiburg ist eine der begehrtesten GroßstĂ€dte in Deutschland. Seit dem vergangenen Jahr stellt zudem der Zuzug von FlĂŒchtlingen die Stadt vor weitere Aufgaben. Im Vorfeld der IMMO 2016 gibt es aber auch Ideen, wie man vonseiten der Stadt dem Thema begegnen kann, wie das GesprĂ€ch mit Freiburgs BaubĂŒrgermeister Prof. Martin Haag zeigt.

? Herr Prof. Haag, im Dezember hat die Stadtverwaltungen einen Zwischenstand ihres „Perspektivplans“ vorgestellt. Wo geht die Reise hin, wie kann Freiburg sich angesichts des Zuzugsdrucks entwickeln? Und vor allem: Wie schnell kann das gehen?

! Derzeit liegen im Rahmen des Perspektivplans eine umfassend abgestimmte Analyse sowie Strategien und Denkrichtungen zur Stadtentwicklung vor. Diese ersten Bausteine zeigen: Mit dem Perspektivplan wird ein aktuelles, gesamtstĂ€dtisches Konzept fĂŒr die Siedlungs- und Freiraumentwicklung erstellt, aus dem sich auch neue FlĂ€chenpotenziale fĂŒr den Wohnungsbau ergeben. Und zwar im Innenbereich wie auch angrenzend an bestehende Bebauung. Dabei werden erstmals auch Bereiche in den Blick genommen, die bisher nicht im Fokus der Planung standen. Die konkreten FlĂ€chenpotenziale, deren vorgezogene Entwicklung der Gemeinderat in der Dezembersitzung beschlossen hat, entstammen dem Entwurf zum Endbericht und sind noch nicht abgestimmt oder öffentlich und politisch diskutiert worden. Diese Diskussion ist fĂŒr FrĂŒhjahr 2016 vorgesehen. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarkts sollen diese ersten FlĂ€chenpotenziale jedoch schon begleitend zur Fertigstellung des Perspektivplans in einer Projektstruktur mit neuem Personal so schnell wie möglich aktiviert werden, um die neuen Bedarfe decken zu können. Schon im ersten Halbjahr 2016 soll bereits die nĂ€chste Tranche neuer WohnbauflĂ€chen angegangen werden.

Schnell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir jetzt keine Zeit verlieren dĂŒrfen, sofort in die Planung einzusteigen und nicht erst die Fertigstellung des Perspektivplans abzuwarten. Es heißt aber auch, dass wir fĂŒr jede FlĂ€che gesetzeskonforme Planungsverfahren durchfĂŒhren und die vorgeschriebenen Fristen, insbesondere fĂŒr die Beteiligung, alle einhalten. Schon daraus ergeben sich Planungsverfahren, die mindestens ein Jahr, wahrscheinlich aber deutlich lĂ€nger dauern werden, bis Baurecht geschaffen wird. Und dann muss auch noch gebaut werden.

? Nachverdichtung ist eines der probaten Mittel, wenn man wenig AusweichflĂ€chen zur Hand hat. Nachverdichtung ist aber auch ein mĂŒhevolles GeschĂ€ft. Wie wollen Sie das Thema angehen?

! Mit dem Perspektivplan werden fĂŒr die gesamte Stadt die bauliche Dichte und die Freiraumversorgung analysiert und daraus die ‚Freiburger Dichten‘ erstellt, das sind Zielspannen fĂŒr die bauliche Dichte in jedem einzelnen Quartier. Auch dieser Baustein des Perspektivplans wird im FrĂŒhjahr 2016 vorgestellt und öffentlich diskutiert. Verdichtet werden können demnach Quartiere, in denen eine sehr gute Freiraumversorgung besteht und auch nach der Verdichtung bestehen bleibt, und in denen die Bautypologie eine vertrĂ€gliche Verdichtung zulĂ€sst. Der Perspektivplan bietet also objektive Argumente, mit denen das FĂŒr und Wider einer Nachverdichtung fĂŒr jeden Baublock einzeln abgewogen werden kann. Diese Grundlage ermöglicht nachvollziehbare Entscheidungen in EinzelfĂ€llen, kann aber auch eingesetzt werden, um Stadtbereiche umzustrukturieren. In entsprechenden Entwicklungsbereichen sollen RahmenplĂ€ne zur Vorbereitung der Bauleitplanung erstellt werden. Wir werden dabei sehr genau analysieren, welche Chancen wir in diesen Bereichen sehen

? Seit dem vergangenen November gilt auch in Freiburg die umstrittene Mietpreisbremse. Ist es schon heute möglich, ĂŒber Auswirkungen dieses Instruments zu sprechen? Glauben Sie persönlich, dass durch die Mietpreisbremse der Wohnraum in der Stadt bezahlbarer fĂŒr Geringverdiener wird?

! Die praktische Anwendung der Mietpreisbremse liegt nicht in unserer Hand als Kommune. Die Stadt bekommt nur Einblick in MietvertrĂ€ge beim geförderten Wohnungsbau - aber da greift die Mietpreisbremse nicht, weil die Miete ohnehin gedeckelt ist. Wir greifen also aktiv nicht ein und haben auch keine Informationen dazu, wie sich die Mietpreisbremse konkret auswirkt. Persönlich finde ich, dass die Mietpreisbremse eingefĂŒhrt wurde, um negative AuswĂŒchse der Kostensteigerung zu verhindern. Bei dem ohnehin bereits sehr hohen Mietniveau in Freiburg können jedoch schon die bei Neuvermietung zulĂ€ssigen 10% Aufschlag zur ortsĂŒblichen Vergleichsmiete eine Wohnung unbezahlbar fĂŒr Geringverdiener machen.

? Welche Rolle beim Thema Wohnraumversorgung spielen die vielen FlĂŒchtlinge, die seit dem vergangenen Jahr in die Stadt gekommen sind und die sicher auch 2016 weiterhin kommen werden? Stadt- und Turnhallen können ja keine Dauerlösungen sein. Wie packen Sie das Problem an?

! FlĂŒchtlinge werden in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft zunĂ€chst in GemeinschaftsunterkĂŒnften untergebracht, bis ihr Aufenthaltsstatus geklĂ€rt ist. Sobald sie aber ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten haben, sind sie Teil der Freiburger BĂŒrgerschaft. Die fĂŒr die Stadtgesellschaft wĂŒnschenswerte Integration setzt voraus, dass es schnell gelingt, diese Menschen aus den GemeinschaftsunterkĂŒnften in zunĂ€chst preiswerte Wohnungen zu vermitteln. Auch bei nur unteren Annahmen zur Bleibequote und zum Familiennachzug ergibt sich ein Wohnungsbedarf. Dies darf nicht auf Kosten der allgemeinen Wohnraumversorgung gehen, um den angespannten Wohnungsmarkt nicht zusĂ€tzlich zu belasten. Deshalb wurde im November 2015 die Projektgruppe neue WohnbauflĂ€chen in der Bauverwaltung gebildet. Sie soll neue WohnbauflĂ€chen aus dem Perspektivplan entwickeln. Diese sollen nicht ausschließlich fĂŒr die Unterbringung anerkannter FlĂŒchtlinge genutzt, sondern zu sozial gemischten Quartieren guter rĂ€umlicher und gestalterischer QualitĂ€t entwickelt werden, fĂŒr Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Die FlĂ€chenentwicklung muss also das gesamte Spektrum des Wohnungsbaus zugleich in den Blick nehmen und auf die stĂ€dtebauliche EinfĂŒgung achten, um stĂ€dtebauliche und soziale Fehlentwicklungen zu vermeiden. Freiburg wird schneller und stĂ€rker wachsen, als noch vor einem Jahr gedacht – aber wir werden dafĂŒr Sorge tragen, mit jedem neuen Wohngebiet und den zugehörigen FreiflĂ€chen ein gutes neues StĂŒck Freiburg zu bauen.

? Vielen Dank fĂŒr das GesprĂ€ch!
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Eintrag vom: 23.02.2016  




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