Stadtdekan Engelhardt würdigte an Weihnachten zivilgesellschaftliches Engagement
Freiburg (gh). In dem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz „hat Gott sein wahres Gesicht gezeigt“. Das sagte Markus Engelhardt in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Saal der Freiburger Christuskirche. (Die Kirche wird zurzeit innen aufwändig saniert) Der evangelische Stadtdekan sprach zu einem Textabschnitt aus dem sehr kurzen, nur drei Kapitel umfassenden, „Brief des Paulus an Titus“ im Neuen Testament.
Dort werde von der Menschenliebe Gottes gesprochen erläuterte Engelhardt. Im Griechischen heißt das Wort an dieser Stelle „philanthropia“ im Lateinischen „humanitas“. Diese Philathropia, diese Menschenliebe habe „inmitten all dem Fürchterlichen, was Menschen einander antun“ auch immer wieder „großartige Spuren und Zeichen“ hinterlassen. „Was in diesem Jahr an Engagement der Zivilgesellschaft für die Hunderttausende an Flüchtlingen aufgebrochen ist, das ist einfach grandios“, rief Engelhardt von der Kanzel. Er würdigte die Arbeit der Menschen vor Ort, die sich für Flüchtlinge einsetzen und nannte dabei besonders das Engagement des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee. Das alles mache ihm Hoffnung, dass die christlich-abendländische Kultur nicht nur eine missbrauchte Formel bei „dunkeldeutschen Aufmärschen“ sei, sondern „viel lebendiger ist, als wir alle meinten“.
Die Kirche dürfe aber auch diejenigen „nicht ausblenden“, die sich „von dem großen Zustrom an Menschen überfordert fühlen“. Die Ängste müssten gesehen und ernst genommen werden, freilich dürften Angst nicht das Handeln bestimmen. Das hieße das weihnachtliche „Fürchtet euch nicht“ bestreiten, so Engelhardt. Er verwies darauf, dass es in den Nachkriegsjahren galt 14 Millionen Ost-Flüchtlinge zu integrieren. „Das wurde damals geschafft“. Integration sei dabei keine Einbahnstraße. Es gäbe eine „Bringschuld“ der hierher geflüchteten Menschen sich in das Gemeinwesen hier einzupassen und seine Werte zu akzeptieren, „vor allem Gleichberechtigung“, so der Stadtdekan. „Es gibt aber auch eine Gebeschuld von uns, ihnen dabei zu helfen.“ Dabei sei die wirksamste Hilfe „die künftigen Mitbürger“ am normalen Alltagsleben teilhaben zu lassen. Eine Möglichkeit sei dabei „hier im bürgerlichen Freiburger Osten“ in den häufig sehr großen Wohnungen, in denen nicht nur Familien mit Kindern leben, Flüchtlingspersonen aufzunehmen. „Prüfen Sie bitte ernsthaft, sofern Ihre wohnlichen Verhältnisse das hergeben, ob solches eine Option sein kann“, forderte Engelhardt die Gottesdienstbesucher auf.
Engelhardt verwies darauf, dass über bloßes Ermutigen hinaus die Botschaft der Bibel aus „dem tödlichen Strudel“ und Hoffnungslosigkeit angesichts der Weltlage erretten will. Wer sich von der rettenden Menschfreundlichkeit Gottes berühren lasse, die warm und licht über uns aufgeht, werde einander freund und nicht feind sein. |