Prolixletter
Dienstag, 3. Dezember 2024
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Freiburger Schwabentor: Das Gerüst ist weg
Sanierung des Schwabentors nach dreieinhalb Jahren beendet

Als Kurzgeschichte war sie gestartet. Dann wurde die Sanierung des Schwabentors unverhofft zum Fortsetzungsroman – und fand nun doch ein Happyend. Heute wurde nach dreieinhalb Bau-Jahren das letzte Gerüst entfernt, und der Torturm am oberen Ende der Salzstraße erstrahlt nun frischer denn je.

Bei einem Ortstermin hat Baubürgermeister Martin Haag heute erläutert, warum die Oberstadt so lange auf die Freigabe ihres Wahrzeichens warten musste: „Beim Sanieren jahrhundertealter Bauwerke gibt es immer wieder Überraschungen. Selbst bei bester Vorbereitung weiß man nicht, wieviel noch kommt und was das für den Zeitplan bedeutet.“ Haag dankte allen Anliegern in der Oberstadt für das aufgebrachte Verständnis und betonte, dass durch die Sanierung das Denkmal für die nächsten Jahrzehnte gesichert sei.

Überraschungen hat das Schwabentor dem Gebäudemanagement (GMF) reichlich geboten, seit im Sommer 2012 die ersten Handwerker anrückten. Damals war ihr Auftrag schlicht: Putz ausbessern, Tor neu streichen, nach sechs Monaten einpacken. Doch kaum war das Fassadengerüst aufgestellt und hohl liegender Putz entfernt, begannen die Schwierigkeiten, vor denen man bei einem über 760 Jahre alten Gemäuer nicht gefeit ist. Plötzlich wurden teils durchgängige Risse im Mauerwerk sichtbar.

Nun musste das GMF mit den übrigen Beteiligten, vor allem Sabine Ott vom Bauingenieursbüro Mohnke/Höss, die Vorgehensweise grundlegend überdenken. Zur Ursachenforschung begann zunächst ein „Risse-Monitoring“: Zwischen Dezember 2012 und April 2013 wurden die Risse und ihre Entwicklung systematisch erfasst und überwacht. Erst die Beobachtung über diesen Zeitraum hinweg lieferte belastbare Erkenntnisse.

Parallel dazu fanden geotechnische Untersuchungen des Baugrundes und Sondierungen an den Holzbalkendecken statt. Durch Kernbohrungen wurden Art und Zustand des historischen Bestandsmauerwerks erkundet. Systematisch nahm das Vermessungsamt Kontrollvermessungen vor, um die Geometrie des gesamten Schwabentor-Ensembles zu beobachten und zu überwachen. Zugleich zog das GMF über die Denkmalpflege einen Bauhistoriker hinzu, um die historische Konstruktion zu erforschen. Und dann kam der große Augenblick – die Ermittlung der Schadensursache. Für die tragwerksplanerische Beurteilung fügten das GMF und das Büro Mohnke/Hoss alle Erkenntnisse aus den genannten Untersuchungen zusammen. Ihre Auswertung ergab, dass dem um 1250 errichteten Torturm anno 1901 ein wuchtiger Treppengiebel aufgesetzt (und erst 1954 wieder abgenommen) wurde. Zudem fährt seit Oktober 1901 die Straßenbahn durch das Tor. Das zusätzliche Gewicht und die regelmäßigen Erschütterungen haben wohl zu den Rissen in den Steinen geführt und auch das Fundament destabilisiert. Erschwerend kam hinzu (wie Bohrungen im April 2013 ergaben), dass nur die südöstliche Ecke des Turm auf festem Schwarzwaldkies steht. Auf den anderen drei Seiten bestehen die Fundamente dagegen aus mittelalterlichen Aufschüttungen, die immer wieder zu leichten Setzungen führten.

Ursprünglich zum Erneuern des Putzes angetreten, stand das GMF nun vor der großen Aufgabe: Turm stabilisieren. Alle Lösungsvorschläge wurden mit der Denkmalpflege abgestimmt, ausgeschrieben – und dann ging es im Sommer 2014 los. Um die Fundamente zu härten, wurden Stahllanzen unter die Torfundamente geschoben und expandierende Kunstharze in den Untergrund gepresst. Um das Mauerwerk zu stabilisieren, wurden an der Innenseite in fünf bis sieben Höhenmetern Abstand unsichtbare Stahlstäbe verlegt. Um die Risse zu beseitigen, wurden Hohlräume im Mauerwerk geschlossen.

Erst als im Juli 2015 all dies abgehakt war, begann die ursprünglich geplante Putzsanierung. Dabei wurden auch Schäden am sichtbaren Sandstein und den Mauerfugen repariert, die Turmuhren und der historische Balkon saniert, Blechnerarbeiten am Dach erledigt und die Wandmalereien auf Vordermann gebracht. Und jetzt, rechtzeitig zum Weihnachtsfest, ist das Schwabentor „fertig“.

Gekostet hat die Sanierung insgesamt etwa 2 Millionen Euro. Davon übernimmt das Landesamt für Denkmalpflege 212.000 Euro, gemäß Bescheid vom 16. Dezember 2015.
 
Eintrag vom: 22.12.2015  




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