Prolixletter
Donnerstag, 21. November 2024
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Freiburg: Ruhestand nach 14 Jahren Gefängnis
PFARRER HIGEL WAR GERNE IM KNAST

Freiburg (gh). Nach 14 Jahren Tätigkeit in der Gefängnisseelsorge in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Freiburg wurde am Mittwoch (10. Juni 2015) Pfarrer Werner Higel in den Ruhestand verabschiedet. Bei einem Gottesdienst in der Anstaltskirche, den Gerhard Ding, Dekan für die Evangelische Gefängnisseelsorge in Baden-Württemberg, leitetet wurde das hohe Engagement und wertvolle Arbeit von Higel für Gefangene und Bedienstete deutlich. Auch der Leiter der JVA, der Leitende Regierungsdirektor Harald Egerer, würdigte die Verdienste Higels um die Menschen und „das Haus“. Nachfolger von Higel wird ab September Pfarrer Michael Philippi, der bisher in der Hochschulseelsorge in Freiburg tätig ist.

Dekan Ding stellte die Begabungen des scheidenden Seelsorgers heraus. Higel sei im Erstberuf Bankkaufmann gewesen, habe schließlich Sozialarbeit studiert und erst danach mit dem Studium der Theologie begonnen. Im „Knast“ habe er Theologie mit „dem Ziel der Versöhnung“ getrieben. Higel habe auch bei den Regionalkonferenzen und der Bundeskonferenz der Gefängnisseelsorge mitgearbeitet und wichtige Impulse gegeben. Er nannte vor allem Higels Einsatz bei der Erarbeitung einer seelsorglichen Stellungnahme zur Sicherungsverwahrung.

Beeindruckend war dann auch als bei den Grußworten ein Gefangener bekannte, dass er erst durch die Seelsorge-Gespräche mit Pfarrer Higel befähigt wurde zu seiner Schuld zu stehen. Der Gefangene dankte dem Theologen auch für die Gottesdienste in der Anstaltskirche, „die uns alle stets berührt haben“.

Die Kirche übernehme in den Justizvollzugsanstalten eine wichtige Rolle, sagte Higel bei seinem Dankeswort. „Eigentlich verkündigen wir etwas Absurdes“, wenn hinter Gittern gesagt werde, dass das Evangelium die Menschen frei mache. Es sei aber „der erste Schritt zur Entlassung“, wenn es Gefangenen gelingt „innerlich frei zu werden“.
Er habe die Aufgabe "im Knast" gerne gemacht obgleich sie auch schwierig und belastend gewesen sei. Denn "hier verdichtet ich sich was es an Schrecken und Schuld im menschlichen Leben alles gibt." Eine große Freude sei es gewesen, dass die von ihm angebotenen Seminare für die Bediensteten aus allen Fachbereichen rasch "zum Rennen" in der JVA wurden. An einem abgeschiedenen Ort außerhalb der Gefängnismauern seinen an manchen Wochenenden mehr als 30 Teilnehmer dabei gewesen, was sehr zum Kennenlernen und zum Klima beigetragen habe. "Wir sind hier aufeinander angewiesen, alleine schafft es hier niemand", so die Erfahrung des Seelsorgers.

Higels Nachfolger Pfarrer Philippi, der in Freiburg auch das Amt des stellvertretenden Dekans inne hat, wies auf Higels Engagement außerhalb des Gefängnisses hin. Higel habe in unzähligen Schulen im Unterricht das Leben hinter Gittern vorgestellt, sei bei Vakanz im Konfirmandenunterricht eingesprungen und habe zahlreiche Gottesdienst in Gemeindekirchen gehalten.

Dies ist dann auch eine Tätigkeit, die Higel auch weiterhin seinen Kolleginnen und Kollegen anbietet. „Ich werde sicher immer wieder mal für Vertretungsgottesdienste angefragt, das mach ich auch gerne“, sagt er schmunzelnd.
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Eintrag vom: 11.06.2015  




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