„Menschen, die durch soziale Netze gefallen sind, brauchen Grundlagen. Zu diesen Grundlagen gehören Essen und Wohnen, um sich durch eigenes Zutun wieder selbst in die Gesellschaft integrieren zu können.“ Mit diesen Worten setzt sich Barbara Mundel, Intendantin des Freiburger Theaters, für die Ziele der neuen Freiburger Wohnraumagentur Brückenschlag ein. Diese beschreitet neue, innovative Wege. Sie engagiert sich dafür, sozial benachteiligte Menschen in Freiburg Wohnraum zu angemessenen Kosten zu besorgen. In Zeiten eng begrenzter Finanzmittel und ausgeprägter Wohnungsknappheit in unserer Region wahrlich ein ambitioniertes Anliegen.
Brückenschlag ist ein Projekt des Diakonischen Werkes Freiburg. Die Agentur hilft der Diakonie – trotz der aktuellen Wohnungsnot – Wohnraum zu erschließen. Ihre Aufgabe ist es, diesen dauerhaft, bezahlbar und sozial verantwortlich an Menschen weiterzugeben, denen der Zugang zum freien Wohnungsmarkt aufgrund persönlicher und sozialer Problemlagen weitgehend verwehrt ist.
Gibt es denn tatsächlich Menschen, die keinen Zugang zu Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt haben?
Eines von zahlreichen Beispielen: Karin M., 45 Jahre, wurde nach einer schwierigen Scheidung und den damit verbundenen Auseinandersetzungen wegen ihrer Kinder depressiv. Sie verbrachte eine längere Zeit in einer Klinik, wodurch sie ihre feste Arbeitsstelle verlor. In der Folge wurde ihr die Wohnung gekündigt: Sie wurde wohnungslos. Zeitweise lebte sie in einer befristeten Übergangswohnung der Diakonie. Mittlerweile ist sie stabil und finanziell auf niedrigem Niveau abgesichert. Eine eigene Wohnung würde ihr helfen, wieder einen Arbeitsvertrag in ihrem Beruf zu bekommen und so eigenverantwortlich leben zu können.
Beispiel ähnlich wie dieses, gibt es viele, zu viele: wohnungslose Frauen und Männer, Schwangere und Alleinerziehende und Menschen, die übergangsweise in Einrichtungen der Diakonie wohnen müssen. Für sie ist es besonders schwierig, in Freiburg an eine Wohnung zu kommen, betont Angelika Hägele, stellvertretende Leiterin der Diakonie Freiburg. Maßnahmen gegen die Wohnungsnot werden zwar zahlreich angepackt. Auch der gute Wille der Stadt sei erkennbar, erläuterte Hägele, bei der ersten Informationsveranstaltung zu Brückenschlag, "aber was in letzter Zeit für die Betroffenen zur Verfügung stand, ist einfach zu wenig". Deshalb hat die Diakonie die Agentur gegründet, die jetzt erstmals in der Freiburger Öffentlichkeit aktiv wird.
Brückenschlag will zwischen Wohnungssuchenden und Vermietern vermitteln. Sie setzt auf die Sensibilität von sozial denkenden und handelnden Vermietern, die auch mit kostendeckenden Mieten zufrieden sind. Genauso gefragt sind alle Akteure der Wohnungswirtschaft und Unternehmen "mit sozialökonomischem Ansatz". Jedes Angebot einer kostengünstigen Wohnung, greift sie gerne auf. Sie schlägt dafür jeweils passende Personen vor und baut so die Brücke zwischen Suchenden und gutwilligen, hilfsbereiten Vermietern.
Brückenschlag verfügt also selbst nicht über die finanziellen Mittel und die Immobilien, um ihre Ziele direkt zu verwirklichen. Sie setzt auf engagierte Menschen, die das Anliegen „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützen. Wer Interesse hat, Brückenschlag zu unterstützen, sei es durch Hinweise, Angebot einer Wohnung, finanzielle Spenden oder durch Engagement in ein ethisches Investment, erhält über die verschiedenen Möglichkeiten ausreichend Informationen. Persönliche Gespräche, Vorträge oder schriftliche Unterlagen erleichtern Interessierten ihre Entscheidung, Wohnraum oder andere Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Brückenschlag kann Vermieter und Mieter bei Bedarf eine Zeitlang sozial und organisatorisch begleiten. Ziel ist es aber, dass beide auf Dauer einen direkten Mietvertrag abschließen. Schließlich sollen die Mieter möglichst schnell selbstbewusst und eigenständig werden.
Für eine Übergangsphase gibt es für Vermieter zahlreiche Hilfen wie Mietausfallbürgschaften, die Übernahme des Mietvertrags durch die Diakonie oder soziale und organisatorische Begleitung. Wichtig ist vor allem eines: Brückenschlag will Wohnraum für nicht Wohnversorgte besorgen, aber auch neuen Wohnraum schaffen. Deshalb sucht die Diakonie beispielsweise unausgebaute Dachgeschosse und ungenutzte Wohnräume, die sie mit Hilfe von Kooperationspartnern erschließen kann. Viele Betroffene warten gespannt, ob ihr Anliegen durch Brückenschlag mehr Gehör findet.
Interessierte an der Arbeit von Brückenschlag wenden sich an: brueckenschlag@diakonie-freiburg.de oder Tel: 0171- 9286892. |