Vom 23. bis zum 30. April finden erstmals Russische Kulturtage in Freiburg statt
Delegation aus Moskau unter der Leitung von Ekaterina Genijewa zu Gast in Freiburg
Hätte die berühmte russische Dichterin Marina Zwetajewa noch zu Lebzeiten gesehen, dass ihr großes lyrisches Erbe den Anstoß für einen Kulturaustausch zwischen Freiburg und renommierten Moskauer Institutionen gegeben hat, sie wäre vermutlich recht zufrieden.
Als sich erstmals im Jahr 2012 Oberbürgermeister Dieter Salomon und die Leiterin der Allrussischen Staatlichen Rudomino-Bibliothek Ekaterina Genijewa trafen, war nach kurzer Zeit klar: Die Stadt Freiburg und die renommierte Moskauer Bibliothek sollten ihre kulturellen Beziehungen intensivieren. Und genau dies ist in den folgenden Jahren geschehen, Kulturschaffende und Stadtpolitiker aus Freiburg reisten nach Moskau und empfingen bei Gegenbesuchen in Freiburg Vertreterinnen und Vertreter der russischen Kulturszene. Ein vorläufiger Höhepunkt dieser Beziehungspflege sind nun die Russischen Kulturtage, die vom 23. bis zum 30. April stattfinden. Zu diesem Anlass kommt eine Moskauer Delegation unter der Leitung von Ekaterina Genijewa nach Freiburg.
Oberbürgermeister Dieter Salomon: „Gerade in politisch so schwierigen Zeiten, wie sie gerade Russland und die EU erleben, ist es sinnvoll und wichtig, auf lokaler Ebene den kulturellen Austausch und die Begegnung der Menschen zu fördern. Ich danke Eketerina Genijewa dafür, dass sie mit viel Leidenschaft die Russischen Kulturtage unterstützt.“
Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach betont: „Wir möchten den Austausch weiter fördern. Ich hoffe und wünsche mir, dass das Programm bei den Freiburgerinnen und Freiburgern gut ankommt und die bestehenden Verbindungen weiter entwickelt werden können.“
Neun Freiburger Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Kultureinrichtungen aus Moskau beteiligen sich unter der Federführung des Kulturamts an den Russischen Kulturtagen.
Einen Schwerpunkt der Kulturwoche bildet das Leben und Wirken der bedeutenden russischen Dichterin Marina Zwetajewa (1892-1941), die auch zeitweise in Freiburg lebte. Den Sommer des Jahres 1904 verbrachte sie im Gasthaus Engel in Horben und den nächsten Sommer im Mädchenpensionat der Schwestern Brink in der Wallstraße 10. Das Kommunale Kino zeigt mit „Patriotinnen“ und „Spiegel“ zwei Filme, die das Schicksal von Marina Zwetajewa thematisieren.
Donnerstag, 23. April, 20 Uhr, eröffnet zum Auftakt die Stadtbibliothek die Ausstellung „shots & stories“. Die Photoausstellung zeigt Porträts der Städte Uljanowsk, Wolgograd, Tscheljabinsk, Astrachan und Archangelsk. Die Collagen aus literarischen Texten, Photographien und Tonspuren gewähren einen ungewöhnlichen Blick auf ein weitgehend unbekanntes Russland. Die Bilder werden erstmalig in Deutschland gezeigt.
Freitag, 24. April, 20 Uhr, können die Besucherinnen und Besucher im Theater im Marienbad die Szenischen Lesung „Wände gehen und Möbel laufen: Wie soll ich mein Land besingen?“ mit Texten von Ljudmila Ulitzkaja, Michail Bulgakow und Daniil Charms und Wodka und Musik sehen, sowie am Samstag 25. April, 19 Uhr, Daniil Charms: „Zwischenfälle“, ein Theaterstück für Jugendliche und Erwachsene.
Sonntag, 26. April ,11 Uhr, empfängt im Theater im Marienbad Oberbürgermeister Dieter Salomon die russischen Gäste aus Moskau zur offiziellen Eröffnung der Russischen Kulturtage. Anschließend spricht unter anderem der Bundestagsabgeordnete Gernot Erler, der für die Bundesregierung der Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland ist, zum Thema „Brückenwerk am steilen Ufer. Zur DeutschRussischen Partnerschaft in Bildung, Wissenschaft und Kultur“. Zur Eröffnungsveranstaltung ist die Bürgerschaft herzlich eingeladen.
Am Sonntag, 26. April, 20 Uhr lädt das Theater Freiburg in den Werkraum zur Szenischen Lesung. Schauspieler des Ensembles
präsentieren Auszüge des erst im Herbst erscheinenden Romans „Telluria“ von Wladimir Sorokin.
Montag, 27. April, 18 Uhr, laden Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Tilmann von Stockhausen (Leiter der Städtischen Museen), und Julia Petrowa (Leiterin des Moskauer Museum für russischen Impressionismus) zur Ausstellungseröffnung der „Drei Meisterwerke des russischen Impressionismus“ ins Augustinermuseum ein. Die Werke sind anschließend bis Sonntag, 17. Mai, ausgestellt.
Montag, 27. April, 19.30 Uhr, zeigt das Kommunale Kino zeigt den russischen Film „Spiegel“. Am Donnerstag 30. April, 19.30 Uhr folgt „Patriotinnen“ .Nach beiden Vorführungen stehen die Regisseurinnen für Publikumsgespräche zur Verfügung. „Spiegel“ ist ein Spielfilm über die Dichterin Marina Zwetajewa und wurde erst auf wenigen Festivals außerhalb Russlands gezeigt. „Patriotinnen“ handelt vom Leben dreier Frauen, die jeweils zwischen den Mühlsteinen der Weltpolitik um einen Begriff von Heimat ringen. Die zentrale Frauenfigur ist Marina Zwetajewa.
Dienstag, 28. April, 11 Uhr, übergibt der russische Bildhauer Alexander Burganow in Anwesenheit von Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach der Stadtbibliothek eine Zwetajewa-Büste, die er im Auftrag der Rudomino-Bibliothek geschaffen hat und die die Bibliothek der Stadt Freiburg schenkt. Am Abend, 20 Uhr, lädt die Stadtbibliothek zur Lesung des Romans „Ein Abend bei Claire“ von Gaito Gasdanow ein. Es liest die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin Rosemarie Tietze, die auch in das Werk des russischen Exilautors einführt. Ihre Übertragung von Leo Tolstois „Anna Karenina“ ins Deutsche fand große Anerkennung. 2010 erhielt sie dafür den Paul-Celan-Preis.
Am Mittwoch, 29. April, 19 Uhr im ‚Haus zur Lieben Hand‘, hält Prof. Elisabeth Cheauré vom Slavischen Seminar der Universität den Vortrag „ Russland in Baden – Baden in Russland“. Sie spricht über Zwetajewa und andere große russische Dichter und Erzähler - Gogol, Tolstoi, Gontscharow, Dostojewski und Tschechow - und über deren Bezug zur Region, und stellt ihre Texte vor.
Donnerstag, 30. April, 18 Uhr, im Jüdischen Gemeindezentrum in der Nussmannstraße, trägt die mehrfach ausgezeichnete Sängerin Natalia Gonochowa aus Sankt Petersburg „Russische Romanzen in Deutsch und Russisch“, also Lieder von Puschkin, Lermontow und Turgenjew, Melodien von Glinka und Rachmaninow vor und bietet auch populäre Interpretationen von weniger bekannten Künstlern dar.
Vertreterinnen und Vertreter der russischen Delegation, die vom 25. bis zum 28 April zu Gast in Freiburg ist:
Dr. Ekaterina Genijewa - Direktorin der Allrussischen Staatlichen Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur
Jeanna Rudenko – Mitarbeiterin von Ekaterina Genijewa
Julia Petrowa - Leiterin des Museums des russischen Impressionismus
Alexander Burganow - Bildhauer
Marina Migunowa - Regisseurin des Films "Spiegel"
Kooperationspartner der Russischen Kulturtage:
Israelitische Gemeinde
Literaturbüro Freiburg
Kommunales Kino Freiburg
Slavisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Stadtbibliothek Freiburg
Augustinermuseum
Theater Freiburg
Theater im Marienbad
West-Ost-Gesellschaft Südbaden e.V.
Koordination: Kulturamt Freiburg
Information zur Dichterin Marina Zwetajewa
Marina Zwetajewa (1892 bis 1941) gehört zu den bedeutendsten russischen Dichterinnen und Dichtern. Sie hat im Sommer 1904 im Gasthof „Zum Engel“ in Horben, Langackern und dann bis Juli 1905 im Mädchenpensionat der Schwestern Brink an der Wallstraße 10 in Freiburg gewohnt, während ihre an Tuberkulose erkrankte Mutter behandelt wurde. In einem Gedicht von 1914 hat sie die Jugenderinnerung an Freiburg literarisch verarbeitet. In der Wallstraße 10 erinnert eine Gedenktafel an die Freiburger Zeit Marina Zwetajewas. Im Stadtteil Rieselfeld wurde eine Straße nach ihr benannt. Ihre Schwester Anastasija unterhielt bis ins hohe Alter Kontakte mit der Stadt Freiburg und wurde auch von ihr bis zuletzt unterstützt.
Bisheriger Austausch mit Moskauer Kulturschaffenden
Dezember 2014
Ekaterina Genijewa reist mit einer Moskauer Delegation für zwei Tage nach Freiburg. Präsentation des Sammelbandes "Marina Zwetajewa - Auf Schiefertafeln schrieb ichs…" sowie der Ausstellung "Russische Lyra von Marina Zwetajewa"
Juni 2014
Bürgermeister von Kirchbach reist nach Korolev/Bolschewo, das zum Raum Moskau gehört, und enthüllt einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Freiburger Lebensstation der berühmten Dichterin Marina Zwetajewa
September 2013
Freiburger Generalmusikdirektor Fabrice Bollon dirigiert Wagners „Tannhäuser“ im Moskauer Stanislawski-Theater.
Juli 2013
Freiburger Kulturdelegation unter der Leitung von Oberbürgermeister Dieter Salomon reist nach Moskau und bespricht die Förderung des kulturellen Austauschs
Dezember 2012
Einladung zum Besuch in Moskau durch Generaldirektorin der Rudomino-Bibliothek, Ekaterina Genijewa, im Zuge des 1. Walter-Scheel-Forums für Russisch-Deutschen Kulturaustausch
September 2012
Gastspiel des Theater im Marienbad mit dem Stück „Hat Opa einen Anzug an?“ an einem Kinder- und Jugendtheaterfestival in Moskau
Alle Veranstaltungen in der Kurzübersicht:
Fotoausstellung mit Porträts der Städte Uljanowsk, Wolgograd, Tscheljabinsk, Astrachan und Archangelsk
Eröffnung: Do, 23.04, 20 Uhr, Stadtbibliothek, Münsterplatz
„Wände gehen und Möbel laufen: Wie soll ich mein Land besingen?“ Leseabend zu Ljudmila Ulitzkaja, Michail Bulgakow und Daniil Charms mit Vodka und Musik
Fr, 24.04., 20 Uhr, Theater im Marienbad
Theater, Daniil Charms „Zwischenfälle“
Sa, 25.04., 19 Uhr, Theater im Marienbad
Offizielle Eröffnung: Vortrag „Brückenwerk am steilen Ufer. Zur Deutsch-Russischen Partnerschaft in Bildung, Wissenschaft und Kultur“ von Gernot Erler, MdB, Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der Östlichen Partnerschaft;
Grußwort Prof. Michail Schwydkoi, Sonderbeauftragter des russischen Präsidenten für internationale kulturelle Zusammenarbeit (angefragt),
So, 26.04. ,11 Uhr, Theater im Marienbad
Szenische Lesung mit Ensemblemitgliedern: Wladimir Sorokin „Telluria“;
So, 26.04, 19 Uhr, Werkraum / Theater Freiburg (Ort geändert gegenüber Programmflyer)
Vernissage: „Drei Meisterwerke des russischen Impressionismus“,
Mo, 27.04., 18 Uhr, Augustinermuseum
Spielfilm: „Spiegel“, in Anwesenheit der Regisseurin Marina Migunowa (2013, OmeU),
Mo, 27.04., 19.30 Uhr, Kommunales Kino, Urachstraße
Übergabe Marina-Zwetajewa-Büste mit Lesung von ZwetajewaTexten, Renate Obermaier (Theater im Marienbad)
Di, 28.04., 11 Uhr , Stadtbibliothek, Münsterplatz
Gaito Gasdanow „Ein Abend mit Claire“. Rosemarie Tietze stellt den russischen Exilautor vor.
Di, 28.04., 20 Uhr, Stadtbibliothek, Münsterplatz
Vortrag: „Russland in Baden – Baden in Russland“ Prof. Dr. Elisabeth Cheauré, Slavisches Seminar der Universität Freiburg
Mi, 29.04., 19 Uhr, Haus zur Lieben Hand, Löwenstr. 16
Konzert: „Russische Romanzen“ mit der Sängerin Natalia Gonochowa aus Sankt Petersburg (auf Deutsch und Russisch)
Do, 30.04, 18 Uhr, Israelitische Gemeinde
7
Film „Patriotinnen“, in Anwesenheit der Regisseurin Irina Roerig
Do, 30.04., 19.30 Uhr, Kommunales Kino, Urachstraße
Weitere Informationen:
Kulturamt, Münsterplatz 30, 79098 Freiburg, Tel. 0761-201-2101,
Internet: www.freiburg.de/russischekulturtage
Dort ist auch ein Programmflyer erhältlich |