Oberbürgermeister a.D. und Ehrenbürger Dr. Rolf Böhme vollendet am 6. August sein 80. Lebensjahr
Oberbürgermeister von 1982 bis 2002 und mehr als dreißig Jahre in politischen Ämtern und Mandaten für Freiburg: Stadtrat, Mitglied des Deutschen Bundestages, Parlamentarischer Staatssekretär und Oberbürgermeister
Freiburgs langjähriger früherer Oberbürgermeister und Ehrenbürger Rolf Böhme vollendet am Mittwoch, 6.August, sein 80. Lebensjahr.
Rolf Böhme, gebürtiger Konstanzer des Jahrgangs 1934, war von 1982 bis 2002 Freiburger Oberbürgermeister. Nach dem Jurastudium in München und Freiburg und der Promotion zum Dr. jur. war er zunächst in der Steuerverwaltung des Landes tätig. 1968 eröffnete Böhme eine Anwaltspraxis als Fachanwalt für Steuerrecht in Freiburg. 1971 wurde er in den Gemeinderat gewählt.
Von 1972 bis 1982 war Rolf Böhme für die SPD im Wahlkreis Freiburg Mitglied des Deutschen Bundestages und vertrat seine Fraktion unter anderem im Finanzausschuss. Im Februar 1978 berief Bundeskanzler Helmut Schmidt ihn zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen.
1982 wurde Rolf Böhme als Nachfolger von Eugen Keidel zum Oberbürgermeister gewählt und 1990 sowie 1998 jeweils im ersten Wahlgang bestätigt. Als er zum 30. Juni 2002 mit knapp 68 Jahren wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem Amt schied, war Böhme der mit Abstand dienstälteste Oberbürgermeister aller baden-württembergischen Großstädte. Sein Nachfolger wurde zum 1. Juli 2002 Dieter Salomon, von 1990 bis 2000 Mitglied des Gemeinderats und zuletzt Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im baden-württembergischen Landtag.
Nach seinem Amtsabschied nahm Rolf Böhme wieder seinen ursprünglichen Beruf als Rechtsanwalt in einer Freiburger Kanzlei auf. Von 2002 bis 2005 beriet er den damaligen Bundesinnenministers Otto Schily zu kommunalpolitischen Fragestellungen und gehörte der Sachverständigenkommission der Bundesregierung zur Vorbereitung der Gemeindefinanzreform.
Zum Ende seiner Amtszeit konnte Rolf Böhme eine beeindruckende Leistungsbilanz als Oberbürgermeister vorlegen, mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Arbeitsplätze, Wohnungsbau und soziale Stabilität, Umweltschutz und ökologische Lebensqualität sowie regionale Zusammenarbeit. Als Oberbürgermeister gab Böhme unter anderem den Anstoß zum Bau der beiden neuen Stadtteile Rieselfeld und Vauban und weiteren großen Wohnungsbauvorhaben. Weitere dominante Projekte seiner Amtszeit waren die Umgestaltung der westlichen Innenstadtquartiere mit dem Bau des Konzerthauses und des neuen Hauptbahnhofs, die Sanierung des Theaters, der Bau der neuen Messe am Flugplatz, das Konzept der Breisgau-S-Bahn 2005 als regionales Kooperationsprojekt mit den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen, sowie die politische Durchsetzung der neuen B 31 Ost.
Auf der Haben-Seite verbuchte Rolf Böhme über mehrere Jahre überdurchschnittlich hohe Wachstumszahlen bei Einwohnern und Arbeitsplätzen. Als Folge der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt verdoppelte sich das Gewerbesteueraufkommen in den letzten zehn Jahren seiner Amtszeit, und über vier Jahre verabschiedete der Gemeinderat ausgeglichene Haushalte ohne Neuverschuldung.
Ein besonderes Anliegen war Böhme die regionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Vernetzung mit der Nordschweiz und dem Elsass, die in Institutionen wie regionalen Zweckverbänden, der „Region Freiburg“ und grenzüberschreitenden Gremien und Kooperationen konkret wurden. 2000/2001 gelang der Zusammenschluss von kommunalen Energieversorgern am Oberrhein zu dem regionalen Unternehmen badenova. In Böhmes Amtszeit hatte sich Freiburg zudem bundesweit einen Namen als Unwelthauptstadt gemacht. 1992 wurde die Stadt erstmals von der Deutschen Umwelthilfe mit dem Bundespreis als umweltfreundliche Kommune ausgezeichnet; für den Ausbau des Nahverkehrs erhielt die Stadt 1996 den ersten Europäischen Preis des Nahverkehrs sowie weitere Auszeichnungen. In der Energiepolitik profilierte sich Freiburg als Solar-City.
Rolf Böhme trat in der Sozialpolitik für einen Kurs der sozialen und bürgerschaftlichen Balance ein. Nach den Unruhen und Hausbesetzungen zu Beginn der 80er Jahre unterstützte er Freiräume für die damalige alternative Szene (u.a. Kinder- und Jugendtheater, E-Werk), investierte aber auch in Kindergärten und Schulen. Ende der 90er Jahre war Freiburg eine der ersten deutschen Städte, die den gesetzlichen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren realisieren konnten, und wurde dafür als „kinderfreundlichste Stadt“ ausgezeichnet.
In seiner 20jährigen Amtszeit hat Rolf Böhme die Stadt Freiburg in zahlreichen überregionalen Gremien vertreten: Unter anderem im Vorstand und Präsidium des Deutschen Städtetages sowie des Städtetages Baden-Württemberg, im World Executive Comitee der „International Union of Local Authorities“ (IULA) sowie im Europäischen Hauptausschuss des Rates der Gemeinden und Regionen Europas. Von 1999 bis 2002 war er als Vertreter der baden-württembergischen Kommunen Mitglied des Rundfunkrates des Südwestrundfunks.
Mit zahlreichen Veröffentlichungen, darunter mehreren Büchern, trat Rolf Böhme während seiner Amtszeit und auch als Ruheständler für einen Erhalt der kommunalen Selbstverwaltung und für eine Stärkung der Städte und Gemeinden ein. 2007 erschien der Band „Orte der Erinnerung“ über die Geschichte jüdischen Lebens in Freiburg und die Bemühungen der Stadt und der Freiburger Bürgerschaft um eine Versöhnung und gute Nachbarschaft mit der jüdischen Bevölkerung in Freiburg und deutschlandweit. Rolf Böhme publiziert regelmäßig Beiträge zu aktuellen Fragen in verschiedenen Zeitungen. Aktuell gab er den Anstoß zu der vor wenigen Tagen erstmals von der Stadt und dem Kuratorium Freiburger Schlossberg verliehenen Schlossbergmedaille als Auszeichnung für die Förderung der Deutsch-Französischen Freundschaft und europäischen Einigung.
Rolf Böhme wurde vielfach geehrt: Anlässlich der Verabschiedung 2002 zeichnete der Gemeinderat ihn mit der Ehrenbürgerwürde aus als höchste Ehrung, welche die Stadt in eigener Zuständigkeit vergeben kann. Er ist unter anderem Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, Ehrensenator der Universität Freiburg und Mitglied der französischen Ehrenlegion. 2012 verlieh die Medizinischen Fakultät der Universität ihm die Ehrendoktorwürde.
zum Bild oben:
Rolf Böhme, wie wir ihn alle kennen und wie er bis 2002 im Grußwort im Freiburger Studienführer aus dem Prolixverlag für Erstsemester und alle anderen Leser zu sehen war. / Foto: Pressestelle Freiburg |