Off-Space meets Museum III
Das Zeppelin Museum Friedrichshafen teilt mit: die Ausstellung von Awst & Walther wird noch bis zum 11. Mai 2014 verlängert.
Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Off-Space meets Museum“ hat der eingeladene Kurator Heiko Schmid, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zürcher Hochschule der Künste, ein Projekt erarbeitet, das unter dem Titel „Archäologie der Zukunft“ Kunst und kulturhistorische Perspektiven miteinander verwebt. Gezeigt wird die Ausstellung, in der das Künstlerduo Awst & Walther seine Arbeit „Die Erde ist blau“ präsentiert.
Ausgangspunkt des Projektes war eine Recherche im Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. Was dieses Archiv auszeichnet, sind die zahlreichen dort zu findenden (Bild-) Dokumente, die zeigen, wie enthusiastisch und optimistisch die Menschen des frühen 20. Jahrhunderts für die damalige Zeit revolutionäre Technologien bejahten, und wie sie diese sogar nutzten, um neue Welt- und Zukunftsbilder zu erzeugen. In zahlreichen der im Archiv bewahrten Dokumente äußert sich also eine - inzwischen jedoch eher kritisch beurteilte - Fortschrittsgläubigkeit. Und genau dieser „historische“ Fortschrittsbegriff wird in der Ausstellung in den Blick genommen.
So wirft etwa das Berliner Künstlerduo Awst & Walther mit seiner Rauminstallation „Die Erde ist blau“ die Frage auf, welche Zukunftsmodelle unser technisch geprägtes Weltbild kennzeichnen. Indem sie ca. 20 grünleuchtende Notausgangsschilder im Kreis laufend in das ehemalige Grafikkabinett installieren, stellen sie die Nachvollziehbarkeit funktionaler Abstraktionsmodelle in Frage. Sie nutzen die EXIT-Schilder, die im Fall einer Katastrophe den Weg aus der Gefahrenzone hinaus weisen, um installativ eine paradoxe Raumsituation zu produzieren. Es gibt hier keine Wegweisung, die in ein Außen, auf einen jenseits des Innenraums liegenden Ort hindeuten würde. Das Künstlerduo schafft eine Art tragikkomisches Gefängnis, in welchem es jene für unsere technischen Zukunftsvisionen so relevanten Bewegungsvektoren ad absurdum führt. Im Gegensatz zu maschinellen Projektionsmodellen wird die Katastrophe von den Künstlern also keinesfalls als ein strikt auszuschließender Ausnahmefall behandelt, sondern in einer Weise auf jenen notorischen Trugschluss der technischen Beherrschbarkeit aller „Wirklichkeitsvariablen“ verwiesen. Dass die Technik nie zu 100 Prozent beherrschbar sein kann, ist ein Trugschluss, der sich nirgendwo besser nachvollziehen lässt, als in einem Museum, in dem die Luftschifffahrtsgeschichte bewahrt und thematisiert wird. Am Ende all unserer Annäherungen an die Zukunft, so legen die Künstler mit ihrer Installation damit nahe, müssen Ausstiegsszenarien etabliert werden, müssen Vorstellungen entstehen, welche nicht aus gegenwärtigen (technischen) Gegebenheiten abgeleitet wurden, sondern über unsere gängigen Perspektiven hinausweisen.
Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH
Seestraße 22
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