Gedenkveranstaltung erinnert an die Deportation
von Freiburger Sinti vor 70 Jahren
Die Deportation von Freiburger Sinti jährt sich 2013 zum 70.
mal. Mit einer Gedenkveranstaltung am Mittwoch, 20.
November, erinnern die Freiburger Sinti und die Stadt Freiburg
an die Opfer dieses Verbrechens. Die Veranstaltung beginnt
um 19.30 Uhr in der Kirchstraße 4 (Außenstelle der Gertrud-
Luckner-Gewerbeschule, hinter der Johanneskirche).
Eingeladen sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Hintergrund der Deportation war der „Auschwitzbefehl“ des
damaligen SS-Reichsführers Heinrich Himmler im Jahr 1943,
mit dem er die systematische Verfolgung, Deportation und
Tötung der Sinti und Roma anordnete. Zuvor schon, in seinem
grundlegenden Erlass vom 8. Dezember 1938, hatte Himmler
von der „endgültigen Lösung der Zigeunerfrage“ gesprochen.
Im Mai 1940 wurden die ersten Sinti- und Roma-Familien,
etwa 2500 Menschen, aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen
in polnische Zwangslager deportiert. Unter ihnen waren auch
zahlreiche Kinder und alte Menschen. Vor 70 Jahren, im März
1943, wurden dann Sinti und Roma aus 52 Orten des heutigen
Baden-Württembergs in das sogenannte „Zigeunerlager“ nach
Auschwitz-Birkenau verschleppt und ermordet, darunter auch
Sinti-Familien aus Freiburg. Bis zum Kriegsende 1945 fielen
über 500.000 deutsche und europäische Sinti und Roma den
Nazis zum Opfer.
Die Gedenkveranstaltung soll die Erinnerung an dieses
Verbrechen und an das Schicksal der Sinti und Roma im
Nationalsozialismus wach halten. Das betont auch
Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, der die geplante
Veranstaltung begrüßt: „Sinti und Roma wurden im
Nationalsozialismus systematisch verfolgt und ermordet. Wir
alle tragen die historische Verantwortung dafür, dass so etwas
nie wieder geschieht.“
Der Bürgermeister wird die Gäste gemeinsam mit zwei
Vertretern der Sinti und Roma begrüßen. Danach folgt ein
Vortrag von Max Matter. Er spricht über den Umgang mit Sinti
und Roma im Nationalsozialismus, zeigt aber auch auf, dass
sie schon vor und auch nach dem NS-Regime Opfer von
Vertreibung und Diskriminierung waren und noch immer sind.
Anschließend erinnern Freiburger Sinti in eigenen Beiträgen
an die Verfolgungen im Nationalsozialismus. Ab etwa 21 Uhr
bietet ein Empfang mit musikalischer Umrahmung Gelegenheit
zum Austausch.
Programm zur Gedenkveranstaltung
am 20. November, 19.30 Uhr, Kirchstr. 4
19.30 Uhr: Grußworte von Sozialbürgermeister Ulrich von
Kirchbach, Daniel Strauß, Vorsitzender des Landesverbands
der Sinti und Roma Baden-Württemberg, und Daniel Kobi,
Vorsitzender der Sinti-Siedlung Freiburg
20 Uhr: Vortrag von Prof. Dr. Max Matter, Zürich:
„Regionalgeschichtliche Aufarbeitung - Umgang mit Sinti und
Roma vor, während und nach dem Nationalsozialismus“
Literarischer Beitrag von Tomas Wald: „Gedenken an die in
Auschwitz-Birkenau ermordeten Sinti und Roma“
20.30 Uhr: Beiträge von Freiburger Sinti gegen das Vergessen
ab 21 Uhr: Empfang mit Gelegenheit zum Austausch
Das Trio Faty Mettbach sorgt für die musikalische Umrahmung. |