Ein ausdrucksstarkes Beispiel für die “ideale” natürliche Landschaft
Die Eigentümer herrschaftlicher Bauten umgaben ihre Häuser gerne mit ansehnlichen Garten- und Parkanlagen. Sie geben uns heute Auskunft über die sich zur jeweiligen Entstehungszeit wandelnde Sicht ihrer Schöpfer auf die Natur, aber auch über den Umgang mit dieser Schöpfung. So wurden in den Nutzgärten der Klöster Pflanzen als Heilmittel kultiviert und so die ersten Erkenntnisse der Pharmakologie gewonnen. In den barocken Parks wollte der Mensch die Natur beherrschen und sie seinem Willen unterwerfen – in absolutistischer Manier. Dagegen sollten die Landschaftsgärten, die im 18. Jahrhundert von England aus als Englische Landschaftsgärten nachgeahmt wurden, das Gemüt und Emotionen ansprechen. Mit diesem naturnah gestalteten Paradies wandte man sich entschieden vom starren Barockgarten ab, um mit geschwungenen Wegen, unterschiedlichen Pflanzen, Wasserflächen und Sichtachsen die “ideale” natürliche Landschaft zu bilden. Mit Urwüchsigkeit und künstlichen Elementen erhielt diese Illusion zusätzlich Ausstattungselemente. Das Konzept übernahmen mit der Zeit auch „gewöhnliche Sterbliche“.
So ließ sich das Ehepaar Ludwig und Julia von Schacky und Schönfeld von 1903 bis 1913 eine Parkanlage schaffen, die ihresgleichen sucht. Der kleine Landschaftspark mit herrlichen Aussichten – einst über Ammersee, Weilheimer Moos und die Bergkette des Tegernseer Lands bis ins Allgäu – liegt am südlichen Ortsrand von Dießen am Ammersee. Der Freiherr, damals königlicher Kämmerer und Oberstleutnant a. D., und seine Frau nutzten den Park als ländlichen Sommersitz. Zu ihm konnten sie aus ihrem Stadtpalais in München fliehen. Bis heute ist der Schacky-Park im oberbayerischen Fünfseenland in seiner Ensemblevollständigkeit einmalig. Er ist ein überregional beliebter öffentlicher Volkspark, in dem zahlreiche Konzerte und Lesungen stattfinden.
Skulpturen und Brunnen wurden teils aus Marmor teils aus dem damals modernen Kunststein auf breiten Treppen- und Terrassenanlagen in den Landschaftspark eingebettet. Die zur Entstehungszeit noch exklusive elektrische Beleuchtung wurde mittels hochmoderner Jugendstillampen präsentiert. Der Park wurde ständig weiterentwickelt. Es kamen mit den Jahren ein Teehaus, mystische Statuen, beleuchtete Vasen, einladende Wege und seltene Pflanzen hinzu, die einen Weg von der bis heute im Privateigentum befindlichen Villa Diana zum Aussichtsplatz schmückten. Klug die Topografie nutzend, schuf das Ehepaar in unglaublich kurzer Zeit hier sein eigenes Paradies. Hier empfing es Gäste und gab in lauschigen Sommernächten berauschende Feste. Der Park bot dazu vielfältige Möglichkeiten.
Der Schacky-Park ist stilistisch der Gartenkunst des Historismus zuzuordnen. Es vermengen sich Stilzitate der Renaissance, des Barock und Spätbarock mit zeitgenössischen Jugendstilformen und den damals modernsten Techniken. Ausgehend von einem repräsentativen schmiedeeisernen Eingangstor führt ein breiter Kutschenweg durch großräumige Landschaftsszenen aus imposanten Hainen und Waldstücken. Die Hanglage war ideal, um drei formale Achsen in den Landschaftspark einzubetten. In einer ersten Achse führt eine Abfolge von drei ornamentalen Buchsrabatten in den westlich anschließenden Laubengang, das sogenannte Apfelbaumspalier. Diese Zone schließt mit einer Skulptur des Apollo ab. Die zweite Achse beginnt mit einer Dianaskulptur und verläuft terrassiert mit zwei Brunnen hinab zu einer querenden Achse, die die außerhalb der Parkanlage stehende Villa Diana mit dem Brunnen eines Flussgottes unter einer Pergola verbindet. Mythologisch sinnvoll verbindet ein Ententeich mit einer nur noch fragmentarisch vorhandenen Grotte den Apollo mit der Dianaskulptur. Eine dritte Achse schließt diese auch botanisch mediterran anmutende Zone ab. An ihrem höchsten Punkt dieses Parkabschnitts liegt ein Monopteros. Durch das Tal des zum Weiher aufgestauten Flechtgrabens führt ein wildromantischer Pfad vorbei an Obstbaumwiesen zum Teehaus.
An der Ostseite des Landschaftsgartens, zur Weilheimer Straße, verläuft eine 160 Meter lange eiserne Einfriedung. Der Staketenzaun wurde um 1910 errichtet. Er besteht aus stählernen Pfosten mit ornamentaler Spitze. Für die rund 2,5 Meter langen Zaunfelder wurde spießkantig gelochtes Winkeleisen verwendet. Am nördlichen Ende befindet sich ein zweiflügeliges Tor.
Nach dem Tod des Freiherrn erwarb 1922 nach mehrmaligen kurzen Besitzerwechseln Georg Heim den Park. Der promovierte Abgeordnete im Bayerischen Landtag und im Reichstag und maßgeblicher Gründer der Bayerischen Volkspartei war seit langem ein Motor der ersten Genossenschaften und Raiffeisenkassen. Ein erneuter Besitzerwechsel fand 1933 statt, als die Nationalsozialisten Heim seiner verschiedenen Posten enthoben. Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Augsburg übernahm das Anwesen. Die Schwestern nutzten den Park landwirtschaftlich und zur Erholung bis 2003. Danach wurde der Park aufgeteilt. Den westlichen Teil pachtete der Reit- und Fahrverein Dießen. Die östlichen rund 9 Hektar mit wertvollem Baumbestand und denkmalwerten Strukturen und Elementen übernahm für 30 Jahre die Markgemeinde Dießen, die die Pflege und Restaurierung der denkmalgeschützten Anlage 2006 in die Hände des Förderkreises Schacky-Park Dießen e.V. legte. Der höchst engagierte Verein hat 500 Mitglieder, davon sind 80 aktiv im Verein tätig. |