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| | | 100 Tage Merz-Regierung: Viel Tempo, wenig Natur | Detloff: Schnelligkeit darf nicht vor Gründlichkeit gehen – ökologische Zukunft braucht klaren Kurs und echte Investitionen
Berlin – Nach 100 Tagen Große Koalition schaut der NABU (Naturschutzbund Deutschland) besorgt auf die Regierungsführung von Bundeskanzler Friedrich Merz. Die Regierung setzte in dieser Zeit stark auf Planungsbeschleunigung und Bürokratieabbau, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Dabei griff sie auf die Vorarbeiten der Vorgängerregierung zurück und brachte in kurzer Zeit zahlreiche Gesetzgebungsverfahren auf den Weg. „Das Ziel, schneller zu werden, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Aber wenn dabei Beteiligungsrechte der Öffentlichkeit auf der Strecke bleiben, entsteht nur der Anschein von Effizienz. Ohne entsprechende Gründlichkeit werden Planungsprozesse fehleranfälliger und am Ende oft sogar langsamer“, warnt Dr. Kim Detloff, Fachbereichsleiter Politik beim NABU.
Positiv bewertet der NABU das Sondervermögen Infrastruktur. Der Investitionsstau bei Schienen, Brücken, Schulen und Digitalisierung ist zur Belastung für die Menschen in Deutschland geworden. In den bisherigen Überlegungen der Bundesregierung fehlen jedoch dringend notwendige Investitionen in den Klima- und Naturschutz. „Wenn wir zum Miteinander von grauer und grüner Infrastruktur kommen, gewinnen am Ende alle: Natur, Klima, Wirtschaft und Gesellschaft“, betont Detloff. Zur grünen Infrastruktur zählen großflächige Moorwiedervernässung oder Renaturierungsprojekte, die negative Klimafolgen wie Überschwemmungen oder Extremhitze mindern. „Geld für Natur- und Klimaschutz zahlt sich langfristig aus – sie sind unsere Zukunftssicherung“, so Detloff weiter.
Begrüßenswert ist aus Sicht des NABU, dass der im Koalitionsvertrag verankerte Sonderrahmenplan Naturschutz und Klimaanpassung im Entwurf für den Bundeshaushalt 2026 vorgesehen ist. Entscheidend wird jedoch sein, dass hier tatsächlich wirksame Naturschutzmaßnahmen finanziert werden.
Echte Impulse für den Naturschutz sind bislang ausgeblieben. Bundeskanzler Merz hat es bisher versäumt, sich als starker Fürsprecher für Klima- und Umweltschutz zu profilieren. Vor allem seine Aussage in der Befragung der Bundesregierung, ambitionierter Klimaschutz in Deutschland würde kein einziges Extremwetterereignis verhindern, verwundert.
Bei der 80. UN-Generalversammlung im September hat Bundeskanzler Merz die Gelegenheit, sich eindeutig zum internationalen Biodiversitäts- und Klimaschutz zu bekennen. Dies ist auch mit Blick auf die im November stattfindende Klimavertragsstaatenkonferenz (UNFCCC COP 30) von großer Bedeutung.
Für den NABU steht fest: Der Erhalt und die Wiederherstellung unserer natürlichen Lebensgrundlagen müssen ein zentraler Bestandteil des Investitionsverständnisses der Bundesregierung sein. Investitionen in den Schutz von Natur und Klima sichern langfristig Lebensqualität, Biodiversität und wirtschaftliche Stabilität. Planungsbeschleunigung darf nicht auf Kosten der Natur und der Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen. „Transparenz und Mitwirkung schaffen Planungs- und Rechtssicherheit. Digitalisierung, effizientere Strukturen und mehr Personal sorgen für die operative Kraft. Die Bundesregierung muss hierfür jetzt den Kurs setzen“, so Detloff abschließend. | | | Eintrag vom: 14.08.2025 | |
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