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Freitag, 12. Dezember 2025
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ZurĂĽck in die Zukunft?
Auf Zeitreise mit dem Arboretum im Stadtwald GĂĽnterstal

Die neue Tafel zum Wald im Tertiär verbindet Erdgeschichte mit Energiefragen von heute

Waldbaden zwischen 1000 Baumarten aus 60 Ländern und 5 Kontinenten, das können Erholungssuchende im Arboretum in Günterstal. Wer dort spaziert, begibt sich nicht nur auf eine Reise um die Welt, sondern auch in die Vergangenheit. Eine neue Infotafel am Tertiärwald zeigt, was das Aussterben der Dinos mit unserem Strom von heute zu tun hat. Das Projekt des Vereins „Freunde des Stadtwald-Arboretums Freiburg-Günterstal“ wurde vom städtischen Forstamt unterstützt.

Der neue „Reiseführer in die Vergangenheit“ nimmt Besuchende mit ins Tertiär, das Erdzeitalter, in dem die ersten Laub- und Nadelbäume wuchsen und Säugetiere die Reptilien als dominante Tiergruppe ablösten. Auf dramatische Weise war zuvor die Kreidezeit zu Ende gegangen: Vor 66 Millionen Jahren krachte ein Asteroid auf die Erde. Tsunamis, Waldbrände, Erdbeben und eine Eiszeit machten dem Großteil der Dinosaurier und vielen anderen Lebewesen den Garaus. Auf ihren sterblichen Überresten wuchsen im Tertiär Bäume, die es heute im Arboretum zu sehen gibt, zum Beispiel Gingkobäume, Sumpfzypressen, Mammutbäume und Schirmtannen.

Auch ein Blick unter die Erde lohnt. Im Tertiär lagerten sich abgestorbene Pflanzenteile aus Urwäldern in Mooren und Sümpfen ab. Über Millionen Jahre pressten Druck und Wärme die Pflanzenreste zu einem festen Stoff – der Braunkohle. Sie ist heute einer der wichtigsten fossilen Energieträger. Im modernen Tagebau dauert es nur Stunden, um einen Abschnitt Braunkohle aus 1000 Metern Tiefe abzutragen und zu verladen. Verbrannt wird sie in Stromkraftwerken innerhalb von Sekunden. Den langen Weg der Braunkohle führen die neuen Infotafeln des Arboretums vor Augen – und laden ein, über die Art und Weise, wie wir heute Strom produzieren, nachzudenken.

Auch das Arboretum selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ende des 19. Jahrhunderts eingerichtet, war es von Anfang an ein Sammelsurium fremdländischer Baumarten. Aus aller Welt trugen Freiburger Förster Mammutbaum, Tanne, Ginkgo und Co. zusammen und vermehrten sie am Standort. Das Arboretum war Versuchsgarten und Labor zugleich: Laien beobachteten die Natur, Fachleute untersuchten das Wachstum der Bäume unter badischen Bedingungen. Trotz langer Reise überlebten viele der exotischen Bäume den Standortwechsel. Ein für den Stadtwald charakteristisches Beispiel ist die Douglasie aus Nordamerika (Pseudotsuga menziesii), die seit 1896 in Freiburg angebaut wird. Berühmteste Vertreterin ihrer Art ist Waldtraut vom Mühlwald, der höchste amtlich vermessene Baum Deutschlands im Günterstal. Mit der schnell wachsenden Baumart lässt sich viel Holz produzieren, weshalb sie zu einer der wirtschaftlich wichtigsten Baumarten geworden ist.

Heute ist das Arboretum ein lebendiges Archiv mit wissenschaftlichem Anspruch. Viele Studierende der Forst-Uni haben hier schon geforscht und Proben entnommen. Derzeit beschäftigen sie die Folgen des Klimawandels auf die Waldökosysteme. Monatelange Trockenphasen, sturzbachartige Regenfälle und Schädlingsbefall belasten die Wälder und werfen dringende Fragen auf. Welche Bäume wachsen hier künftig noch? Was bedeutet das für unser Wasser, unsere Luft, die Artenvielfalt im Wald? Im Arboretum gibt es Antworten. Denn hier wachsen nichtheimische Baumarten, die vielleicht besser mit den veränderten Bedingungen klarkommen als die heimischen. Zudem sieht man im Arboretum, wie sich nichtheimische und heimische Bäume verhalten, wenn sie nebeneinander wachsen.

Interessant ist das Arboretum aber auch für Forst-Laien, die in großer Zahl die fünf Themenpfade abstapfen. Wer 30 bis 90 Minuten aufbringen kann und sich für Waldthemen interessiert, kommt auch ohne wissenschaftlichen Background auf seine Kosten. Denn die Pfade beleuchten je einen Aspekt unserer Wälder, etwa die pflanzliche Heilkunde, das Prinzip Nachhaltigkeit oder die kulturhistorische Bedeutung von Wäldern in der Welt.

Das Arboretum in seiner heutigen Form ist auch das Vermächtnis eines ehemaligen Waldarbeiters im Forstrevier Günterstal: von Sepp Dietlicher. Im Selbststudium eignete er sich ein enormes Wissen über dessen Baum- und Pflanzenarten an. Viele wussten seinen Rat zu schätzen, darunter auch die Studierende der Forstwissenschaftlichen Fakultät, denen Dietlicher den Weg zu bestimmten Baumarten wies. Sein inniges Verhältnis zum Arboretum brachte er am Ende seines Lebensweges 2018 mit einer großzügigen Spende an die „Freunde des Stadtwald-Arboretums“ zum Ausdruck.
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Eintrag vom: 05.06.2025  




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