Das Gebäudemanagement hat die Sanierung der Fassade und des Schulhofs des Goethe-Gymnasiums beendet
Seit jeher besticht das nahezu symmetrische Goethe-Gymnasium, auch im innerstädtischen Kontext, durch seine besondere Fassade. In den vergangenen drei Jahren kam ihre Formensprache, die der italienischen Hochrenaissance entstammt, nicht wie gewohnt zur Geltung, weil allenthalben saniert, restauriert und repariert wurde. Nun präsentiert sich die Fassade wieder in voller Pracht – und der davor liegende, runderneuerte Schulhof gleich mit dazu. Das städtische Gebäudemanagement und seine beauftragten Firmen haben ihre Arbeiten beendet und ihr Werk übergeben.
Baubürgermeister Martin Haag betont: „Die Sanierung der denkmalgeschützten Fassade macht das Außergewöhnliche wieder deutlich sichtbar und bereichert unsere Stadt. Durch die Sanierung erhält das Goethe-Gymnasium seine prachtvolle, reich verzierte und mit Figuren geschmückte Fassade zurück.“
Zu den Besonderheiten der Schulfassade gehört, dass sie mit barocken Dekorationselementen durchsetzt ist. Der Mittelbau des Gymnasiums weist einen zentralen Eingangsrisalit auf, beide Seitenflügel entsprechen der Formensprache des Mittelbaus und auf der Rückseite des Gebäudes schließt sich in der Breite des Mittelbaus ein Turnhallenbau an. Die Dächer sind heute als ziegelgedeckte Sattel- oder Walmdächer gestaltet, abgesehen von der Turnhalle mit ihrem Bitumen-gedeckten Pultdach.
Im Erdgeschoss besteht die Fassade des Goethe-Gymnasiums aus einem Rustika-Sockel mit Rheinpfälzer Sandstein. Pilaster markieren die Ecken des Gebäudes über dem Erdgeschoss. Über dem ersten Obergeschoss tragen sie Medaillons mit den Themen Musik, Biologie, Erdkunde, Malerei (Ostfassade), Geschichte, Philosophie, Mathematik, Architektur, Erdkunde (Südfassade), Biologie, Musik, Malerei und Mathematik (Westfassade). Figurennischen schmücken die fensterlosen Seitenfassaden, hier widmen sich allegorische Standbilder der Themen Religion und Arbeit (Ostfassade) bzw. Natur und Kunst (Westfassade). Über dem Mittelteil prangt der Schriftzug „Höhere Mädchenschule“ mit dem Baujahr des Gebäudes, darüber eine Uhr mit den Figurenpaaren „Mutter mit Kind“ und „Vater mit Kind“. Drumherum zeigen halbkreisförmige Giebel das Stadtwappen.
Die Sanierung solch einer Naturwerksteinfassade ist sehr aufwändig. In diesem Fall erfolgte sie in vielen unabhängigen Arbeitsschritten. Photogrammetrische Aufnahmen führten zu maßstabsgerechten Zeichnungen, in die die Schadensbilder eingetragen wurden. Aus dieser sogenannten „Schadenskartierung“ ergab sich der weitere Maßnahmenplan. Bei der „Krustendünnung“ wurde die schwarze Kruste großteils abgewaschen, damit die Fassade diffusionsoffener und wieder heller wird. Danach wurden Fugen, defekte Steinteile und alte Mörtelantragungen oder -plomben ausgebaut. Nach dem Steinaufmaß für die Bestellung von Versatzstücken wurden die Oberflächen konserviert, die Fugen wieder eingebaut und Mörtelergänzungsmaterial angetragen. Dem Einsetzen neuer Steinteile und neuer Steinvierungen folgten Riss-Injektionen. Gleichzeitig wurde die Oberfläche geschlämmt, also mit Steinmehlen, Sanden und Kieselsol (als Bindemittel) beschichtet.
Die vorletzten Arbeitsschritte galten dann dem Blitzschutz und der Taubenabwehr. Daneben wurden Kupferfallrohre ausgetauscht, Regenrinnen instandgesetzt und die Bleischürze, die das Gebäude zu den Statuen hin abdichtet, saniert. Abschließend haben die beauftragten Fachfirmen neue Bleifugen erstellt, die Fenster gestrichen, das Turnhallendach eingefasst und die Jalousien hergerichtet. All dies geschah in drei Bauabschnitten: 2020 war die Westseite dran, 2021 die Ostseite, 2022 der Mittelteil samt Turnhalle.
Die Sanierung der denkmalgeschützten Naturwerksteinfassade am Goethe-Gymnasium hat insgesamt 2,25 Millionen Euro gekostet. Aus seinem Programm zur Schulbauförderung schoss das Land Baden-Württemberg 791.000 Euro zu. Die Paul-Mathis-Stiftung übernahm die Kosten für die Restaurierung der Medaillons der Ostseite (Musik, Biologie, Erdkunde, Malerei), der allegorischen Figuren (Arbeit und Religion) und der übrigen Fassadenflächen im 1. und 2. OG der Ostseite mit einem Gesamtvolumen von 100.000 Euro.
Gleichzeitig mit der Naturwerksteinfassade hatte die Schule den Wunsch, den Schulhof umzugestalten. Damit befasst war das Garten- und Tiefbauamt. Das Amt für Schule und Bildung sorgte sich derweil um die Finanzierung der Maßnahme. Nachdem der Entwurf mit Beteiligung der Schüler erstellt worden war, ging es ans Umsetzen ihrer Wünsche. Dazu gehörten mehr Sitzmöglichkeiten, Anlagen für Tischtennis und Basketball sowie mehr Fahrradständer. Statt Parkmöglichkeiten sollte es mehr Platz für die Schüler auf dem Spielhof geben.
Ausgehend von diesen Wünschen ist eine markante Sitz- und Bewegungslandschaft entstanden, welche den Ort, die umstehenden Bäume und die „Ruine“ auf dem Schulhof respektiert und zwischen den formalen und organischen Themen vermittelt. Die formale Sandsteinanordnung ergänzt die Schulfassade, Balancierstämme und Sitzgelegenheiten unterstützen grüne Themen. Die Sitz- und Bewegungslandschaft wurde aus regionalem rotem Sandstein (Nordvogesen) und Robinienhölzern geschaffen. Zu den Bewegungsmöglichkeiten gehört neben Balancierstämmen, einem Basketballkorb und einer herkömmlichen Tischtennisplatte auch eine Teq-Platte – die erste ihrer Art in Freiburg. Teq-Platten sind 300 cm lange, 170 cm breite Hingucker, deren Wölbung a la Dalì zuerst an Altersschwäche erinnert, für Sporttreibende aber vielseitig einsetzbar ist. Neben Tischtennis ermöglichen sie auch allerlei Varianten von Handball, Volleyball, Tennis und Tischtennis.
Damit die Goethe-Gymnasiasten sich noch mehr mit „ihrem“ Schulhof identifizieren, fand im Herbst 2022 eine Projektwoche mit Schülern der Klassenstufe 9 statt. Dabei übernahmen die Schüler Holzarbeiten, sie durften messen, sägen, schrauben und schleifen. Die Umgestaltung des Schulhofs hat 92.000 Euro gekostet und fand unter der Regie der Firmen Grafmüller und Tollerei statt. Der Freundes- und Förderkreis der Schule hat sich an der Teq-Platte mit einer Spende beteiligt.
Am Freitag, 24. März, um 14:30 Uhr lädt das Goethe-Gymnasium zur Einweihung der frisch sanierten Fassade und des neu hergestellten Schulhofs ein. Näheres zu diesem Termin folgt im März.
Rückblick: Geschichte des Goethe-Gymnasiums
„Das Goethe“ blickt auf eine wechselvolle Historie zurück. Anno 1890/91 wurde es am Holzmarkt als neuer Standort für die zuvor bestehende Höhere Mädchenschule errichtet. Schon ein Jahr nach Baubeginn konnte Oberbürgermeister Otto Winterer die Schule eröffnen. Seit 1925 konnten Mädchen hier das Abitur ablegen. 1933 bekam die Institution einen neuen Namen: Hindenburgschule. 1944 wurde sie geschlossen und im Keller zum Lazarett umgebaut.
Nach Kriegsende zogen französische Besatzungsangehörige, eine französische Schule und ein Fernmeldeamt in das Gebäude. Die „Hindenburgschule“ wurde inzwischen anderweitig untergebracht und durchlebte zwei Namensänderungen. Ab 1945 hieß sie „Mädchenoberrealschule“, 1948 wurde sie wie alle Mädchenschulen in Südbaden nach einem Dichter umbenannt, in diesem Fall in „Goethe-Gymnasium“. Mitte der 1950er-Jahre konnte sie dann auch wieder in ihr ursprüngliches Gebäude am Holzmarkt einziehen. Seit 1966 dürfen auch Jungen die Schule besuchen. 1972 wurde dank steigender Schülerzahlen ein drittes Obergeschoss aufgesetzt. |