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Freitag, 26. April 2024
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Freiburg: Vielfältiges Engagement einer offenen Stadt
Verleihung des Integrationspreises findet zum neunten Mal statt
Oberbürgermeister Martin Horn und Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach würdigen die Preisträgerinnen und Preisträger

Der Freiburger Integrationspreis - Für eine offene Stadt geht dieses Jahr an das Kooperationsprojekt „Project One World“ der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Freiburg und dem Wordcafé Freiburg. Weitere Preisträger sind „Zeugen der Flucht e.V.“ für das Projekt "Miteinander sprechen: Zeitzeugenberichte von Geflüchteten" und das „Mosaik Netzwerk“. Sie erhalten insgesamt 5000 Euro für ihre wertvolle Arbeit.

Wegen der Corona-Pandemie findet dieses Jahr keine Einbürgerungsfeier im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses statt. In diesem Rahmen überreichten der Oberbürgermeister und der Erste Bürgermeister in den letzten Jahren die Preise. Den gegebenen Umständen geschuldet, gab es dieses Jahr eine Preisübergabe unter freiem Himmel. Oberbürgermeister Martin Horn und Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach überreichten dem ersten Preisträger, dem „Project One World“ gemeinsam mit Dr. Katja Niethammer, Leiterin des Amtes für Migration und Integration, und Meral Gründer, Mitglied im Beirat für Migrantinnen und Migranten, bei einem Pressetermin einen Scheck über 3000 Euro. Anschließend fand ohne Presse, aber mit EBM Ulrich von Kirchbach, die Preisübergabe an die Ehrenamtlichen von „Zeugen der Flucht e.V.“ und dem „Mosaik Netzwerk“ statt.

Oberbürgermeister Martin Horn: „Ich bedanke mich herzlich bei allen Menschen, die sich in unserer Stadt mit den verschiedensten Projekten und Ansätzen für Integration einsetzen. Dieser Preis soll solches Ehrenamt würdigen und die einzelnen Projekte stärker ins Rampenlicht rücken.“

Der Preis wurde 2011 auf Initiative von Alt-Stadträtin Dr. Sylvie Nantcha aus dem Gemeinderat heraus ins Leben gerufen und 2012 erstmals vergeben. Eine Jury aus Mitgliedern des Gemeinderats und des Beirats für Migrantinnen und Migranten unter Vorsitz von Ulrich von Kirchbach haben alle Bewerbungen gesichtet und schließlich gemeinsam in einer Online-Konferenz die Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Die diesjährigen Einreichungen für den Integrationspreis zeigen den großen ehrenamtlichen Einsatz der Menschen, die hinter den Projekten, Vereinen und Initiativen stehen. Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach: „Die Freiburgerinnen und Freiburger engagieren sich auf ganz unterschiedliche Weise, aber alle eint das Ziel einer offenen und lebendigen Gemeinschaft. Das freut die Jury und mich jedes Jahr bei der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger.“

Erster Preis
One World Project e.V. – Preisgeld 3000 €
Sprachbarrieren machen keine Ausnahme für Familien in medizinischen Notfällen. Daher entschied die ärztliche Direktorin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Prof. Dr. Charlotte Niemeyer, diesen Familien die Möglichkeit zu geben, die deutsche Sprache von Behandlungsbeginn an zu lernen. Wendy Zähringer-Hardy, Gründerin des Wordcafés, setzte das in die Praxis um und startete das Kooperations-Projekt „One World" an der Kinderklinik. Dieses richtet sich an junge ausländische Patient*innen der Freiburger Kinderklinik und die sie begleitenden Familien, die zur lebensrettenden Krebsbehandlung nach Deutschland kommen. Oft sprechen sie kein oder kaum Deutsch und die Behandlung kann viele Monate dauern. Das „One World Project“ bietet maßgeschneiderten Spracherwerb für Kinder und Eltern. Dabei lernen Eltern, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu kommunizieren und mit medizinischem Personal zu besprechen. Auch die Kinder lernen beispielsweise zu sagen, wann und wo sie Schmerzen haben. Aber im Sprachunterricht soll es sich nicht ausschließlich um Krankenhaus und Körperbefinden drehen, sondern auch um Alltägliches. Oft sind Vokabeln wie „Tabletten gegen Übelkeit“ schon bekannt, „die Sonne scheint“ aber noch nicht. Sprachfähigkeiten ermöglichen darüber hinaus den Aufbau eines sozialen Netzwerkes mit anderen Patientinnen und Paten, Familien, medizinischem Personal und alltäglichen Bekanntschaften. Der Sprachendienst kostet nichts und das Wordcafé möchte den Service nach der Pilotphase in der gesamten Klinik anbieten – überall dort, wo Unterstützung benötigt wird. Das „One World Project“ hilft Menschen, die gleich zwei Integrationshürden zu überwinden haben.

Antirassistisches Bildungsangebot: Zeugen der Flucht e.V. Preisgeld 1000 Euro
Der Verein „Zeugen der Flucht e.V.“ gründete sich als Reaktion auf die gesellschaftliche Situation im Jahr 2015 und 2016. Er leistet mit dem Projekt "Miteinander sprechen: Zeitzeugenberichte von Geflüchteten" antirassistische Bildungsarbeit, die sich auf sozialwissenschaftliche Erkenntnisse stützt. Er ermöglicht Geflüchteten und Schülerinnen und Schülern Austausch und Begegnung auf Augenhöhe. Dazu gehen ehrenamtliche Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter und junge Menschen mit Fluchterfahrung in Schulklassen, um mit den Kindern und Jugendlichen über das sensible Thema Flucht zu sprechen. Zunächst geht es bei einer kurzen inhaltlichen Einführung um globale Fluchtbewegungen, Herkunfts- und Zielländer sowie die vielfältigen Ursachen von Flucht. Die Beschreibung der weltweiten Lage Geflüchteter soll deutlich machen, über wen und was die gesellschaftliche Debatte geführt wird. Mit der Frage, was für die Schülerinnen und Schüler individuelle Beweggründe für eine Flucht sein könnten, startet die gemeinsame Gesprächsrunde. Es folgt ein offener Austausch mit geflüchteten Menschen im Stuhlkreis. In den Begegnungen geht es nicht darum, Mitleid zu erregen, sondern darum, dass geflüchtete Menschen ihre Sichtweise darstellen können. So werden die Schülerinnen und Schüler für deren Lebenssituationen sensibilisiert und eine differenzierte Meinungsbildung gelingt. Persönliche Geschichten sollen das mediale Bild ergänzen. Des Weiteren will der Verein Ängsten und Unsicherheiten entgegenwirken, welche oftmals zu Diskriminierungen und Vorurteilen führen. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulformen.

Begegnungsnetzwerk: Mosaik Netzwerk Preisgeld 1000 Euro
Beim Begegnungscafé "Mosaik am Mittwoch“ treffen sich seit fünf Jahren bis zu 60 einheimische und geflüchtete Menschen wöchentlich zum Austausch, Lernen, gemeinsamen Basteln, Backen und Musizieren. Aus den Treffen heraus sind weitere Projekte wie ein wöchentlich reservierter Tisch im Café Satz zum Austausch und Deutsch lernen entstanden. Über die Begegnungscafés haben sich über die Jahre auch sehr viele Lernpatenschaften gefunden. Außerdem gibt es Patenschaften für die Hilfe bei der Wohnungssuche, Begleitung bei Behördengängen, Vermittlung von Praktika und Hilfe bei der Jobsuche. Ehrenamtliche haben allein in diesem Bereich in fünf Jahren über tausend Stunden geleistet. Zudem gibt es jedes Jahr ein Programm mit Bildungsfahrten und Freizeitangeboten wie zum Beispiel der Besuch des Landtages, Wanderausflüge, Theaterbesuche, Bowling oder Ausflüge an den Bodensee. Mehrmals im Jahr kocht ein Team aus dem Mosaik Netzwerk ein warmes Gericht aus deren Heimatland für bis zu 60 Personen und im zwei-Wochen Rhythmus trifft sich eine Nähgruppe in den Räumen des Stadtteiltreffs. Wer sich als geflüchteter Mensch in das Mosaik Netzwerk einbringt, kann von der integrativen Wirkung auf ganz unterschiedliche Weise profitieren.
 
Eintrag vom: 05.12.2020  




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