Klimaschutz rückt als Waldfunktion gleichrangig neben wirtschaftlichen Nutzen, ökologischen Schutz und Erholung
Der Wald von morgen wird nicht mehr der Wald von heute sein. Der Klimawandel wird das Waldbild stark verändern, und Waldbesitzer wie die Stadt Freiburg tragen Verantwortung, den Wald auf diese Veränderungen vorzubereiten. Das haben Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik, das Leitungs-Duo des Forstamtes, Nicole Schmalfuß und Berno Menzinger, sowie Rainer Wossidlo, Forsteinrichter beim Regierungspräsidium, heute auf einem Ortstermin klargemacht.
Dabei betonte Bürgermeisterin Stuchlik: „Unseren Wald für die Zukunft fit zu machen, ist eine Herkulesaufgabe. Ihre Details regelt unsere Waldkonvention, über die der Gemeinderat morgen entscheidet. Freiburg hat hier den Anspruch, Vorreiter zu sein und wesentliche Impulse zu setzen für den Klimaschutz.“ Die Stadt sieht sich hier besonders auch als große kommunale Waldbesitzerin mit über 5.000 Hektar Stadtwald in der Pflicht.
Die Waldkonvention ist die Eigentümerzielsetzung für den Stadtwald. Seine erste Waldkonvention hat Freiburg 2001 aufgestellt. Im Jahr 2010 wurde sie überarbeitet. Jetzt steht im Vorfeld der neuen Forsteinrichtung, dem „Zehn-Jahres-Plan“ für die Waldbewirtschaftung, der erneute Beschluss über das Strategiepapier an. Die überarbeitete Konvention verankert erstmals den Klimaschutz gleichrangig als vierte Funktion des Stadtwalds; bisher stand er vor allem als Nutzraum für die Forstwirtschaft, als Schutzraum für die Tier- und Pflanzenwelt sowie als Erholungsraum für die Menschen im Blickpunkt.
Beim heutigen Ortstermin stellten Forstamt und Forsteinrichter auch die Arbeit der Forsteinrichtung vor. Die Zehnjahresplanung ist eines der wichtigsten Steuerungsinstrumente für die Umsetzung der Ziele und die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Sie basiert auf einer umfangreichen Stichprobeninventur. Nicht etwa am Schreibtisch, sondern vor Ort in jedem einzelnen Waldbestand werden dann die Ziele und Planungen für das nächste Jahr vom Forsteinrichter gemeinsam mit dem Forstamt konkretisiert – eine Arbeit, die mit der Inventur schon 2019 begann und erst zu Beginn des kommenden Jahres abgeschlossen sein wird.
Beim Ortstermin diente ein lichter Bestand im Forstrevier Waldsee als Beispiel für die langfristige Anpassung des Stadtwaldes an den Klimawandel. Dabei wurde deutlich, dass inzwischen mehrere Baumarten, auch die Tanne, Probleme bekommes und sich in unserer Region nicht mehr als führende Baumart eignen.
Daher zielt das städtische Forstamt auf Mischwälder mit noch größerer Baumartenpalette. Je nach Mikro-Standort sind dies Buche, Tanne, Douglasie, einzelne Eichen, Esskastanien, Linden, Ahorn und Kiefer aus Naturverjüngung. Die Naturverjüngung ist der Grundstock für die Baumartenmischung des Folgebestands. Eiche, Esskastanie, Linde und ggf. weitere einzeln in der Verjüngung beigemischte Baumarten brauchen Pflege, damit sie Bestand haben. Diese und weitere Baumarten werden in die verbleibenden Lücken gepflanzt. Die Pflanzung, Sicherung und Pflege der Jungbestandpflege ist aufwändig, da die „neuen“ Baumarten in der Konkurrenz aktuell noch unterlegen sind.
Alle Beteiligten waren sich heute einig, dass die Stadt alles dafür tun muss, ihren Wald in seiner Vielfalt als Lebens- und Erholungsraum zu erhalten. Zugleich stellt sich die Aufgabe, das Potenzial zu nutzen, das der Wald und die Waldbewirtschaftung für die Minderung des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre bergen. Hierzu zählt neben dem vitalen Erhalt des Waldes die naturnahe, regionale und nachhaltige Produktion des Rohstoffes Holz, der stofflich genutzt CO2 bindet und beim Holzbau energieintensive Materialien ersetzt.
Mit der Waldkonvention wird ein Leitbild für den Stadtwald beschlossen und in zehn Zielen konkretisiert.
Teilweise prägen sie schon seit Jahrzehnten die Bewirtschaftung des Stadtwaldes, wie etwa der naturnahe Waldbau, die FSC-Zertifizierung und das Totholzkonzept.
Weitere Instrumente wie der Aktionsplan Biodiversität und die Integration der Natura2000-Managementplanung kamen in den vergangenen fünf Jahren hinzu.
Auch der gestiegenen Bedeutung von Angeboten für Erholungssuchende und der Information und Lenkung der Waldbesucher trägt das Leitbild Rechnung.
Zudem hebt sie das große Potenzial des Stadtwaldes für die Waldund Umweltpädagogik hervor, aber auch für Wissenschaft und Forschung.
Zu guter Letzt beschreibt die Waldkonvention den Weg, den Freiburger Stadtwald langfristig und behutsam auf veränderte klimatische Bedingungen vorzubereiten. |