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Freitag, 26. April 2024
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70. Jahrestag der Deportation nach Gurs
Öffentliche Veranstaltungen erinnern an die Opfer

Zentrale Gedenkveranstaltung am 19. Oktober um 19.30 Uhr im Historischen Kaufhaus

Am 22. Oktober 1940 wurden mehr als 450 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Freiburg und Umgebung auf Befehl der nationalsozialistischen Gauleitung von der Güterhalle des Freiburger Bahnhofs aus in das südfranzösische Lager Gurs deportiert. Viele von ihnen kamen dort durch Hunger und Krankheit um, die meisten wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Anlässlich des 70. Jahrestags der Deportation finden in Freiburg verschiedene Veranstaltungen statt. Die Teilnahme ist, soweit nicht anders vermerkt, kostenlos.

Am Dienstag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr lädt die Stadt Freiburg gemeinsam mit den Mitveranstaltern (Südwestrundfunk Studio Freiburg, Jüdische Gemeinde Freiburg, Deutsch-Israelische Gesellschaft, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Gesellschaft gegen Vergessen – für Demokratie, Stolperstein-Projekt Freiburg und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) zu einer zentralen Gedenkveranstaltung ein. Sie findet im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses am Münsterplatz statt und ist öffentlich.

Auf die Ansprachen von Oberbürgermeister Dieter Salomon und Landesrabbiner Benjamin D. Soussan folgt ein Vortrag des Freiburger Historikers Professor Hugo Ott mit dem Titel „Die Abschiebung der Juden ist ... reibungslos und ohne Zwischenfälle abgewickelt worden“ (29. Oktober 1940)“. Ott ist Verfasser des Buchs „Laubhüttenfest 1940. Warum Therese Loewy einsam sterben musste“. Dort zeichnet er eindringlich das Leben der Witwe des Freiburger Mathematikers Alfred Loewy nach, zu dessen Schülern auch Martin Heidegger gehörte. Sie hatte sich am 22. Oktober 1940 die Pulsadern aufgeschnitten, um der Deportation nach Gurs zu entgehen.

Dem Vortrag schließt sich ein Zeitzeugengespräch mit Renate Haberer-Krauss an. Sie stammt aus Offenburg und besuchte in Freiburg die Zwangsschule für jüdische Kinder. Im Oktober 1940 wurde die Sechsjährige mit ihrer Familie nach Gurs deportiert. Heute lebt sie in den USA. Moderiert wird das Gespräch von Gerd Böhmer, Südwestrundfunk-Studio Freiburg. Renate Haberer-Krauss steht im Rahmen des Programms der Katholischen Akademie (s. u.) auch für Zeitzeugengespräche mit Jugendlichen zur Verfügung. Weitere Informationen zur Gedenkveranstaltung gibt das Kulturamt, Telefon 0761/201-2101, E-Mail kulturamt@stadt.freiburg.de.

Ebenfalls am Dienstag, 19. Oktober, findet in der Freiburger Synagoge, Nussmannstraße 14, von 12 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür mit Führungen statt. Präsentiert werden außerdem Teile der in der Stadtbibliothek (s. u.) gezeigten Ausstellung „Kinder und Jugendliche - Mit der Reichsbahn in den Tod“. Um 15 Uhr erinnern dort Schülerinnen und Schüler an die Namen der Opfer: Sie lesen die Namen der nach Gurs Deportierten vor, die sie zuvor auf Kieselsteine geschrieben haben, und legen diese an den Gedenktafeln der Synagoge nieder. Um 18 Uhr beginnt ein Schweigemarsch von der Synagoge zum Mahnmal am Aufgang zur Wiwili-Brücke. Dort gedenkt man gegen 18.30 Uhr der Deportierten mit Ansprachen und Niederlegen von Blumen. Weitere Informationen gibt die Jüdische Gemeinde, Telefon 0761/383096.

Bereits am Donnerstag, 14. Oktober, um 19 Uhr wird die Ausstellung „Kinder und Jugendliche - Mit der Reichsbahn in den Tod“ in der Stadtbibliothek am Münsterplatz eröffnet. Es sprechen unter anderem Landesrabbiner Benjamin D. Soussan und der Zeitzeuge Felix Rottberger. Die von dem Freiburger Lehrer Christoph Schwarz erarbeitete Schau zeichnet mit Fotografien und kurzen Lebensläufen das Schicksal von Kindern und Jugendlichen nach, darunter viele aus Freiburg und Baden, die von den Nazis verfolgt und deportiert wurden. Die Ausstellung ist bis zum 5. November dienstags bis freitags von 10 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen. Weitere Informationen gibt die Stadtbibliothek Freiburg, Telefon 0761/201-2215, www.freiburg.de/stadtbibliothek.

„Die Briefe der Familie Rosenberg. Lesung und Musik mit Schauspielern und Musikern des Theater Freiburg“ lautet der Titel einer Veranstaltung des Theaters Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach, dem Goethe-Institut, der Katholischen Akademie und der Buchhandlung Jos Fritz. Am Sonntag, 17. Oktober, um 17 Uhr werden im Goethe-Institut, Wilhelmstraße 17, Briefe der Breisacher Familie Rosenberg aus der Zeit ihrer Verfolgung und Deportation nach Gurs vorgetragen. Weitere Informationen gibt das Theater Freiburg, Dramaturgie, Telefon 0761/201-2591, www.theater.freiburg.de.

Unter dem Titel „Deportation nach Gurs 1940 – Das Schicksal der Badener jüdischen Glaubens in der Nazi-Zeit“ hat die Katholische Akademie Freiburg mit zahlreichen Kooperationspartnern ein umfangreiches Programm rund um ein Ausstellungsprojekt von Jugendlichen für Jugendliche mit Zeitzeugenbegegnungen zusammengestellt.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 20. Oktober, um 19.30 Uhr in der Katholischen Akademie, Wintererstraße 1, hat dort die SWR-Fernsehdokumentation „Der Zug nach Gurs – Die Deportation der badischen Juden vor 70 Jahren“ von Gerd Böhmer und Thomas Wirths Premiere. Der Filmvorführung schließt sich eine Podiumsdiskussion mit dem Zeitzeugen Kurt Maier, dem Historiker und Soziologen Erhard Roy Wiehn, Anna Schreier vom Stadtjugendausschuss Karlsruhe und dem Regisseur Gerd Böhmer an. Die Ausstellung läuft bis zum 22. Dezember und ist montags bis donnerstags von 8.30 bis 18.15 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 15.30 Uhr geöffnet.

Während der gesamten Ausstellungsdauer finden nach Voranmeldung bei der Katholischen Akademie Zeitzeugengespräche für Jugendliche und Schulklassen statt.

Vorträge am Mittwochabend – in Kooperation mit dem Studium generale der Universität – begleiten die Ausstellung. Themen sind „Ideologie und Terror“, „Die akademische Elite und die NS-Diktatur“, „Politischer Extremismus in Deutschland“, „Professoraler Widerstand an der Universität“, „Gurs: eine Etappe zur ‚Endlösung’“, „Täter und Profiteure in Baden“, „Die Kirchen in der Zeit des Nationalsozialismus“ sowie „Erinnern für die Zukunft“. Die Reihe beginnt am Mittwoch, 27. Oktober, um 19.30 Uhr in der Katholischen Akademie. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro und ist für Schüler, Auszubildende und Studierende frei.

Ein zusätzliches Begleitprogramm der Katholischen Akademie umfasst Lesungen mit Musik in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Konzerte, Theater, Filme und ein Angebot des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg für den Musikunterricht.

Informationen zum Programm gibt die Katholische Akademie, Telefon 0761/31918-0, E-Mail info@gurs-projekt.de, www.gurs-projekt.de. Dort werden auch Anmeldungen für Zeitzeugengespräche entgegengenommen.

Gemeinsam mit Renate Haberer-Krauss findet am Freitag, 22. Oktober, um 15 Uhr eine Gedenkfeier für ihren Onkel Meier Friedrich Bloch und ihre Tante Lydia Bloch statt - und zwar bei den „Stolpersteinen“ für die beiden in der Breisacher Straße /Colmarer Straße 8. Daran nehmen voraussichtlich auch der Neffe Richard Levi und seine Frau Ella aus London sowie die Urenkelin des 1942 in Auschwitz ermordeten Paares aus Prag teil. Weitere Informationen gibt das Stolperstein-Projekt Freiburg, Telefon 0761/7075995, E-Mail marlis@meckel-fr.de.

Außerdem erscheint anlässlich des Jahrestages das Buch „98 Briefe ins englische Exil – die gewaltsame Trennung der Familie Levi aus Friesenheim. Zum Gedenken an die Deportation Alfred und Brunhilde Levis nach Gurs, Rivesaltes und Auschwitz“. Herausgeberinnen des beim Hartmut-Gorre Verlag Konstanz veröffentlichten Werks sind Heidi Beeck-Brach und Rosita Dienst-Demuth, Leiterin der Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule.
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Eintrag vom: 07.10.2010  




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