Bilanz der letzten fünf Jahre Radverkehrsförderung
Baubürgermeister Martin Haag: „Der nun scheidende Gemeinderat hat viele Maßnahmen des Radkonzeptes 2020 auf den Weg gebracht, erfolgreich umgesetzt und damit viel Positives erreicht. Aber auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt von morgen gibt es noch einiges zu tun.“
Im April 2013 hat der Gemeinderat das Freiburger Radkonzept 2020 beschlossen. Ziel war es zum einen, den Anteil des Radverkehrs in Freiburg auf über 30 Prozent der Wege zu erhöhen und zum anderen, die Anzahl der Radunfälle deutlich zu reduzieren. Das erste Ziel wurde mit 34 Prozent sogar übertroffen, die Unfallzahlen jedoch stagnieren weiterhin auf hohem Niveau. Das Garten- und Tiefbaumamt hatte das umfangreiche Konzept zusammen mit einer Arbeitsgruppe von Gemeinderäten und Verkehrsverbänden erarbeitet. Insgesamt wurden über 170 Maßnahmen und Maßnahmenbündel, von Rad-Vorrang-Routen über Radabstellplätze bis zum Marketing, beschrieben und priorisiert.
Baubürgermeister Martin Haag betont: „In der letzten Legislaturperiode hat der nun scheidende Gemeinderat viele Maßnahmen und Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht und viel erreicht: Die Rad-Vorrang-Routen boomen, das Radparken wurde deutlich ausgebaut und das Fahrradverleihsystem Frelo kommt super an. Aber auf dem Weg zur fahrradfreundlichen und klimaneutralen Stadt von morgen, gibt es noch einiges zu tun.“
Rad-Vorrang-Routen:
Im Radkonzept wurde ein Netz fahrradfreundlicher Wege festgelegt, vor allem 13 Rad-Vorrang-Routen, auf denen zügig und besonders komfortabel und sicher gefahren werden kann. Dieser Streckentyp - zwischen den noch größeren und längeren Radschnellwegen und den normalen Radwegen - wurde in Freiburg erfunden und wird gerade in die bundesweiten Regelwerke aufgenommen. Von den 13 Vorrang-Routen sollten nach dem Willen des Gemeinderates zunächst drei Pilotrouten umgesetzt werden: FR1 entlang der Dreisam, FR2 entlang der Güterbahn und FR3 auf der Achse Lörracher – Eschholz - Waldkircher Straße. Von diesen drei Pilotrouten wurden der FR1 und der FR2 zu großen Teilen fertig gestellt, mit dem Ausbau des FR3 wurde begonnen. Dabei sind aufwändige Bauwerke wie der Durchstich des FR2 unter der Opfinger Straße entstanden - mit 2,8 Millionen Baukosten das mit Abstand teuerste Teilprojekt. Aufwändig waren auch die Rampen an der Schnewlinbrücke, der Haslacher Straße, eine Brücke über die Ferdinand-WeißStraße sowie der Durchstich unter dem Mühlenweg. Vorfahrt für den Radverkehr wurde eingerichtet über den Sandfangweg und die Lehener Straße. Einige Strecken wurden beleuchtet und verbreitert. Zusätzliche Gehwege am Sandfangweg und beim Schwabentorwehr entlasten die Radwege und schaffen für zu Fuß Gehende ungestörte Wege. Von den im Radkonzept beschlossenen 37 Teilprojekten auf den drei Routen sind bis Ende diesen Jahres 21 fertiggestellt. Die Kosten von rund 9 Millionen Euro konnten auch dank der großzügigen Unterstützung des Landes Baden-Württemberg von rund 2,8 Millionen Euro Fördermitteln aufgebracht werden.
Verbesserte Verkehrsführungen
Oft sind es auch kleinere Einzelmaßnahmen im Radnetz, die für sich genommen nur eine kleine Verbesserung bedeuten, aber in der Summe das Radfahren im Ganzen erleichtern und komfortabler machen. Wie beispielsweise die Öffnung aller geeigneten Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung, die Kennzeichnung der zahlreichen Sackgassen, die für Fuß- oder Radverkehr durchlässig sind oder auch die Einrichtung von 30 Radaufstellstreifen an Ampeln, die Radfahrenden eine „Pole-Position“ vor dem Autoverkehr ermöglichen.
Unterhalt der Radwege
Und auch für den laufenden Unterhalt wird gesorgt: In den letzten Jahren wurden viele Hunderttausend Euro in die Beseitigung von Schäden in Radwegen gesteckt, laufend werden Grünflächen und Hecken zurück geschnitten, die Radwege werden ständig gereinigt und im Winter ein dichtes Radnetz vorrangig geräumt.
Ausbau des Radnetzes
Durch den energischen Ausbau der letzten Jahre ist das Freiburger Radnetz, auch unabhängig von den Rad-VorrangRouten, weiter gewachsen: es ist länger geworden und hat an Qualität gewonnen. Lücken wurden geschlossen, Abkürzungen geschaffen, die Breite erhöht und der Belag verbessert. Insgesamt gibt es in Freiburg nun 190 Kilometer Radwege, 33 Kilometer Radfahr- und Schutzstreifen sowie 17 Fahrradstraßen mit über 6 Kilometern Länge. Allein deren Länge hat sich unter der Ägide des letzten Gemeinderates fast verdoppelt. Wenn man die 240 Kilometer fahrradfreundlichen Straßen, Wirtschafts- und Forstwege aus dem Radstadtplan dazu rechnet, entsteht ein eindrucksvoll dichtes Netz von 470 Kilometern Länge - so kann nahezu jedes Ziel mit dem Rad auf attraktiven Wegen angesteuert werden - oft schneller als mit dem Auto.
Fahrradabstellplätze
Damit am Ziel auch ein sicherer Abstellplatz bereit steht, hat das Garten- und Tiefbauamt deren Anzahl deutlich erhöht. Allein in der Innenstadt wurden im doch sehr beschränkten öffentlichen Raum im letzten Jahr knapp 1.000 Abstellplätze neu errichtet – damit erhöht sich die Gesamtzahl in der Innenstadt auf über 7.000. Insgesamt gibt es über alle Stadtteile und an Haltestellen von Bussen und Stadtbahnen über 11.000 Radabstellplätze. Das ist im Vergleich mit anderen Baden-Württembergischen Städten ein Spitzenplatz. Auch hier gilt, nicht nur die Quantität wurde erhöht, sondern auch die Qualität. In den letzten Jahren wurden die alten „Felgenkiller“ nahezu komplett ausgetauscht durch die Freiburger Radbügel, an denen man sein Rad sicher anschließen kann.
Fahrradverleihsystem Frelo
Seit einiger Zeit gibt es auch vermehrt Radverleih- und Mietsysteme in der Stadt, die die unterschiedlichsten Nutzergruppen ansprechen. Zunächst tauchten die orangenen „Drahtesel“ von Donkey-Rebublic auf, dann kamen blaurädrige Swap-Fiets dazu, seit Mai erobert die VAG mit den Freiburgroten Frelos die Stadt. Mit 400 Rädern und 56 Stationen hat die VAG ein dichtes und attraktives Angebot geschaffen, das den öffentlichen Verkehr ideal ergänzt.
Freiburg im bundesweiten Vergleich an der Spitze
Rund 40 Prozent der im Radkonzept 2020 beschlossenen Vorhaben wurden bereits umgesetzt oder sind in Arbeit - und das zeigt Wirkung: In Freiburg werden inzwischen über ein Drittel aller Wege innerhalb der Stadt mit dem Rad zurückgelegt. Damit ist das Radfahren aber nicht nur innerhalb Freiburgs die Nummer eins. Auch bundesweit steht Freiburg mit dieser hohen Radnutzung auf den vordersten Rängen. Rechnet man den sogenannten Umweltverbund zusammen, also Fuß- und Radwege sowie öffentlicher Nahverkehr, liegt Freiburg auf Platz 1! 79 Prozent der Wege legen die Freiburgerinnen und Freiburger umweltfreundlich zurück - mehr als in jeder anderen Stadt in Deutschland.
Radaufkommen
Dass die Freiburgerinnen und Freiburger zunehmend gerne Radfahren, zeigt sich auch an den Fahrrad-Zählstellen: Seit 2012 gibt es das Zähl-Display an der Wiwilibrücke. Seitdem haben die dort registrierten Fahrräder um 55 Prozent zugelegt, in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent. Auf der VorrangRoute FR2, die in den letzten Jahren am stärksten ausgebaut wurde, stiegen die Zahlen sogar nur in den letzten vier Jahren um 55 Prozent an. Regelmäßig fahren jetzt über 4.000 Menschen am Tag mit dem Rad hier entlang.
Bewertungen
Doch die Freiburgerinnen und Freiburger fahren nicht nur viel Rad, sie sind auch zufrieden dabei, wie Umfragen zeigen: Im Radklimatest des ADFC - einer bundesweiten Umfrage unter Radfahrenden – ist Freiburg dieses Jahr zum vierten Mal unter den drei bundesweiten Spitzenreitern gelandet. In der Bürgerumfrage der Stadt waren 70 Prozent der Freiburgerinnen und Freiburger mit den Radwegen zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Greenpeace nannte Freiburg kürzlich ein „Paradebeispiel einer deutschen Stadt,(…) die das Auto nicht länger zum Maß aller Dinge überhöht“.
Ausblick
Doch weitere Anstrengungen sind geboten: Ziel ist die deutliche Reduzierung des Ausstoßes des Klimakillers C02 im Verkehrsbereich – da hat die Stadt in den nächsten Jahren noch viel vor. Das Rad-Marketing soll weiter verstärkt werden, um weitere Zielgruppen zum Radfahren zu animieren. Bei ausreichend Finanzen und Fachpersonal sollen die drei Pilotstrecken des Vorrang-Netzes in den nächsten Jahren fertig gebaut werden, um dann weitere Routen in Angriff zu nehmen. Neue Radschnellwege über die Gemarkungsgrenze hinaus, die einen weiteren Fortschritt gegenüber den VorrangRouten bedeuten, nach Norden bis Emmendingen und Waldkirch sowie nach Westen in die March werden in Zukunft auch den regionalen Verkehr noch stärker aufs Rad bringen. Auch abseits der Rad-Vorrang-Routen werden im nächsten Jahr wichtige Lücken im Freiburger Radnetz geschlossen: Unter anderem werden in der Tullastraße im Rahmen der Sanierung neue und breitere Radwege ausgewiesen, in der Günterstalstraße wird gegenüber der Johanneskirche eine sichere Radverkehrsführung angelegt, in der Berliner Allee ein Radweg am Weststadion gebaut, in der Wiesentalstraße das Linksabbiegen für die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Vauban erleichtert und vieles mehr. |