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Roboterträume: Roboterkörper als Visual Effects
Von Barbara Flückiger

Museum Tinguely, Basel, 22. Juni 2010, 19:15

Schon in der Geburtstunde der Roboterfigur im Film – Fritz Langs Metropolis (D 1927) – zeigt sich eine Engführung von Motiv und technischer Umsetzung. Denn immer schon war das filmische Display des technischen Körpers geknüpft an eine spektakuläre technische Leistung. Zunächst mit den Mitteln optischer Special Effects, seit den 1970er Jahren mit computergenerierten Bildern (CGI) entstanden Roboter und Cyborgs in immer neuen Formen und immer präsentierten sie zugleich den State-of-the-Art der
Filmtechnologie.

Wie der russische Avantgarde-Filmer Dziga Vertov [oder Dsiga Wertow] schon in den 1920er Jahren feststellte, ist die filmische Darstellung des Körpers selbst als eine Mensch-Maschinen-Koppelung zu begreifen, welche den Körper fragmentiert, transformiert, hochrüstet und neu synthetisiert. Walter Benjamin verglich den Kameramann mit einem Chirurgen.

Mit den digitalen Technologien der CGI haben sich diese Möglichkeiten sprunghaft verändert. Nirgends ist der Einfluss des technologischen Wandels deutlicher zu beobachten als in der spektakulären Bearbeitung des filmischen Körpers, denn mit der digitalen Kultur des Quantifizierens, des Zergliederns und neu Zusammensetzens dringen die Modifikationen und Konstruktionen des Körpers in völlig neue Dimensionen vor. Schon jeder Konstruktion und mehr noch jeder Auflösung eines digitalen Körpers muss eine Analyse bis in den letzten Winkel vorausgehen; jedes noch so unscheinbare Merkmal muss isoliert und registriert werden, damit es sich in den Datenraum der digitalen Repräsentation einfügen lässt. Der Computergrafiker ist – um Benjamins Bild aufzunehmen – der noch gnadenlosere Chirurg.

In diesem metaphorisch zu nennenden Zusammenspiel der Körperkonstruktion bietet sich der Figurenkomplex des Roboters/Cyborgs/Androiden an, um die Interaktion von technischen Verfahren und ästhetischen Erscheinungen anschaulich zu präsentieren. Sowohl motivgeschichtlich wie auch technikgeschichtlich lassen sich einige zentrale Muster filmischer Darstellung von Maschinen-Menschen herausarbeiten. Nicht nur die Konstruktion und Transformation der künstlichen oder halbkünstlichen Figuren, sondern auch deren Integration in ein menschliches Umfeld erfordern raffinierte technische Lösungen. Immer aber bleibt die emotionale Dimension als Leitlinie bestehen. Die Technik muss sich – mit anderen Worten – immer an der emotionalen Reaktion der hypothetischen Zuschauer orientieren. Schliesslich gehen die meisten Menschen ins Kino, um Emotionen zu erleben.

Literatur:
Barbara Flückiger (2008): Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer. Marburg: Schüren, 528 Seiten, rund 400 Abbildungen in Farbe und Schwarz-weiss.
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Eintrag vom: 22.06.2010  




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