Dokumentation des jüdischen Friedhofs
Eine umfassende Dokumentation des jüdischen Friedhofs an
der Elsässer Straße legt das Stadtarchiv dieser Tage vor.
Der Publizist Ruben Frankenstein hat das Werk mit dem Titel
„Denkmal und Name – Der gute Ort Freiburg“ verfasst und
damit ein nahezu abgeschlossenes Kapitel jüdischer
Friedhofsgeschichte dargestellt.
Nach jüdischer Sitte sollen die Ruhestätten der Toten für alle
Zeiten unberührt bleiben und damit Orte der ewigen Ruhe
sein. Eine vorzeitige Räumung der Gräber ist undenkbar.
Allenfalls dem Zahn der Zeit (und leider auch immer wieder
Schändungen) fallen die Grabsteine zum Opfer. Auf dem
jüdischen Friedhof, dem „guten Ort“, wie er liebevoll genannt
wird, erzählen über 900 Steine mit zumeist hebräischen
Inschriften vom Leben und Wirken jüdischer Freiburgerinnen
und Freiburger.
Nach Jahrhunderten des Ansiedlungsverbots im
vorderösterreichischen Freiburg war Juden endlich 1806 in
der nunmehr badischen Stadt der Aufenthalt erlaubt. Aber
erst nach dem Emanzipationsgesetz von 1862 konnten sie
hier das Bürgerrecht erwerben. Zu Beginn des Jahres 1864
lebten bereits über 100 Juden in der Stadt. Bis 1925 wuchs
die Zahl auf 1.400, 1939 waren es noch 800. Seit 1864/65
bestand eine jüdische Religionsgemeinde, 1870/71 wurden
der Friedhof angelegt und eine Synagoge erbaut.
Nach 140 Jahren ist der Friedhof nahezu vollkommen belegt,
und die Schließung steht bevor. Der neue Friedhof im
Stadtteil St. Georgen steht zur Aufnahme von Gräbern bereit.
Das Buch enthält eine Einführung in das jüdische
Begräbniswesen und die Geschichte des jüdischen Friedhofs.
Die vom Autor mit Studierenden der Universität Freiburg
erarbeitete Dokumentation beschreibt alle Grabsteine formal
– ihren Zustand, die Gestaltungsmerkmale, deutsche und
hebräische (mit Übersetzung) Inschriften sowie biografische
Hinweise zur bestatteten Person. Hinzu kommen ein Bildteil,
der die Mehrzahl der Grabsteine zeigt, ein Personenregister,
Literaturangaben sowie ein auffaltbarer Plan des Friedhofs
mit den einzelnen Grabstätten.
Ruben Frankenstein wurde 1938 in Tel Aviv geboren. Er
studierte dort und in Jerusalem Jura, später Germanistik,
Judaistik, Geschichte und Volkskunde in Wien und Freiburg.
Frankenstein arbeitete von 1965 bis 1974 als Staatsanwalt in
Tel Aviv und ist seitdem Lehrbeauftragter für hebräische
Sprache und Literatur an der Universität Freiburg sowie an
der Volkshochschule. Außerdem arbeitet er als Übersetzer
und Publizist. Frankenstein ist Begründer und Leiter der seit
1995 bestehenden, nach dem Untergrundarchiv im
Warschauer Ghetto benannten literarischen Reihe „Oneg
Schabbat“ und Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-
Jüdische Zusammenarbeit.
Ruben Frankenstein, Denkmal und Name – Der gute Ort
Freiburg: Dokumentation des jüdischen Friedhofs, 334 Seiten,
zahlreiche Abbildungen, Faltplan, Verlag Stadtarchiv Freiburg,
Grünwälderstraße 15, 79098 Freiburg, ISBN 978-3-923272-
34-1, 24.50 EUR |