Dialogverfahren zu den Fundamentresten zwischen Stadt und den beiden jüdischen Gemeinden ist abgeschlossen
Dokumentations- und Informationszentrum über den Nationalismus in Freiburg geplant
Fundamentreste der Alten Synagoge sollen im neuen Zentrum würdigen Platz finden
Die Dialogrunde der Stadtverwaltung mit den beiden jüdischen Gemeinden zum Umgang mit den Fundamentresten der Alten Synagoge ist abgeschlossen. Vorausgegangen waren unterschiedliche Erwartungshaltungen und kontroverse Diskussionen in der Bürgerschaft im Zusammenhang mit dem neu gestalteten Platz der Alten Synagoge mit dem Erinnerungsbrunnen. Von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, der Presse und von den beiden jüdischen Gemeinden wurde Kritik an der Stadtverwaltung und ihrem Vorgehen beim Fund der Fundamentreste der Alten Synagoge geäußert.
Daraufhin hat die Verwaltung auf Initiative des Baudezernates im September 2017 einen extern moderierten Dialog zwischen der Stadt, der Israelitischen Gemeinde K.d.ö.R. sowie der Liberalen Jüdischen Gemeinde - Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher Freiburg e.V. ins Leben gerufen und erfolgreich gestaltet. Im April wurde dieses Verfahren nach insgesamt zehn Sitzungen mit gemeinsam unterzeichneten Ergebnissen und Empfehlungen abgeschlossen, die jetzt dem Gemeinderat am 10. Juli zur Entscheidung vorgelegt werden.
Wichtigstes Ergebnis des Moderationsverfahrens ist die wieder aufgenommene Idee eines zentralen Dokumentationsund Informationszentrums über den Nationalsozialismus in Freiburg (NS-Doku- und Infozentrum). Diese Idee unterstützen beide jüdischen Gemeinden mit Nachdruck. Dort sollten möglichst viele gut erhaltene Fundamentsteine der alten, 1938 zerstörten Synagoge, in einem Mahnmal präsentiert werden. Außerdem sollen die Namen der ermordeten Jüdinnen und Juden in Freiburg in dem NS-Doku- und Infozentrum sichtbar gemacht werden. Bei der Erarbeitung eines detaillierten Konzepts werden die Jüdischen Gemeinden weiter einbezogen. Den Grundsatzbeschluss für das NS-Doku- und Infozentrum soll der Gemeinderat noch vor der Sommerpause beschließen. Demnach soll dieses bis Ende 2020 realisiert sein.
In dem achtmonatigen Dialog wurde auch festgehalten, dass die Idee eines ergänzenden Mahnmals auf dem Platz der Alten Synagoge nicht mehr verfolgt wird.
Außerdem sollen beide jüdischen Gemeinden jeweils ein Sandsteinmodell der Alten Synagoge erhalten, die die Stadt Freiburg finanzieren wird. Nachdem bereits während der Dialogrunde provisorische Informationsstelen und das Gurs-Schild beim Synagogenbrunnen aufgestellt wurden, haben sich Stadtverwaltung und die beiden jüdischen Gemeinden darauf verständigt, ein digitales Informationspanel, ähnlich jenem am Eingang des Freiburger Münsters, zu installieren. Das Panel soll unter anderem Informationen über die Geschichte der Synagoge, die Hintergründe der Zerstörung, die Namen der Opfer und Informationen über jüdisches Leben in Freiburg beinhalten.
Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach ist sich sicher, dass die Empfehlungen und Ergebnisse dieses Dialogs die künftige Erinnerungskultur in Freiburg prägen werden. „Aktuell sind wir mitten in Überlegungen, wie der Synagogenbrunnen noch stärker als Ort der Erinnerung in den Fokus der Bürgerinnen und Bürger gerückt werden kann und wie die Nutzung des Platzes der Alten Synagoge mit dem Brunnen künftig gehandhabt wird. Hier wird es noch weitere Maßnahmen geben, da wir aktuell feststellen müssen, dass unsere Bitte um einen respekt- und würdevollen Ort der Erinnerung nicht von allen respektiert wird“.
Die Mitglieder des Dialogs einigten sich weiterhin, dass der Platz der Alten Synagoge, dessen Gestaltung auf einem breit angelegten Beteiligungsverfahren beruht, mit dem Brunnen kein Mahnmal oder Gedenkort im eigentlichen Sinne sein kann, sondern ein Ort der Erinnerung. Dies schließt selbstverständlich mit ein, dass an Gedenktagen, wie zum
Beispiel an jüdischen Feiertagen, dort Gedenkfeiern stattfinden können.
Und Baubürgermeister Martin Haag bedankt sich bei den Mitgliedern des Dialogverfahrens für die offene, konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit. „Das Verfahren hat gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und so eine wesentliche Grundlage für das neue Dokumentations- und Informationszentrums gelegt.“
„Deshalb, so Kulturbürgermeister von Kirchbach, „habe ich mit dem künftigen Oberbürgermeister der Stadt Freiburg Martin Horn abgestimmt, dass wir diesen Prozess unter Regie meines Dezernates fortführen, um im Dialog weitere Punkte, die uns verbinden, wie beispielsweise die Aufbereitung der Geschichte des Grundstücks der Alten Synagoge, gemeinsam anzugehen“. |