Freiburg. Das Stube-Areal wird in den nächsten 18 Monaten für 6,2 Millionen Euro zu einem Kultur- und Vereinshaus für St. Georgen umgebaut und saniert. So hat es der Gemeinderat im Februar 2016 beschlossen. Heute war Spatenstich auf dem Gelände an der Blumenstraße, im Herzen des Freiburger Stadtteils. Dabei hob Oberbürgermeister Dieter Salomon hervor, dass mit diesem Umbau ein wichtiger Wunsch der Bürgerschaft in St. Georgen erfüllt und nachhaltig gefördert werde.
Die „Stube“ ist einer der Hotspots in der reichen Geschichte des Stadtteils St. Georgen. Mitten im historischen Dorfkern gelegen, residierten hier seit 1574 der Vogt und das Ortsgericht. Von 1831 bis zur Eingemeindung 1938 war sie der Sitz des Bürgermeisters und des Rathauses von St. Georgen. Danach erlebte das Areal an der Blumenstraße wechselvolle Zeiten, bis der Gemeinderat im Juni 2013 mit den Stadtteilleitlinien (STELL) für St. Georgen die „Erarbeitung eines zentralörtlichen Nutzungskonzeptes für das Stubenareal“ beschloss.
Im Februar 2016 folgte der gemeinderätliche Baubeschluss für den Umbau und die Sanierung des Stubenareals zu einem Kultur- und Vereinshaus. Realisiert wird der Umbau unter Federführung des Amtes für Liegenschaften und Wohnungswesen. Kernstück ist der multifunktionale Veranstaltungssaal, der im Dachgeschoss der Scheune geplant ist und die historische Dachkonstruktion sichtbar macht. Das gesamte Areal bietet damit einen neu gestaltetes Zentrum für die Vereine und die Bürgerschaft von St. Georgen. Das künftige Raumprogramm wurde in enger Abstimmung mit dem Bürgerverein St. Georgen entwickelt. Vorgesehen sind eine Gastronomie mit Außenbewirtung, eine Wohnung, Läden und Vereinsräume. Das Gemeindesekretariat bleibt vor Ort erhalten.
Bei der Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles kommt ein Energiekonzept mit Modellcharakter zum Zuge, für das 2 Millionen Euro aus der Konzessionsabgabe der Badenova fließen. Zur Wärmeversorgung wird ein Holzpelletkessel eingesetzt, auf das Dach der ehemaligen Kegelbahn und den Anbau der Fluchtreppe für den multifunktionalen Veranstaltungssaal kommt eine PV-Anlage. Obwohl die Nutzfläche um rund 1.000 Quadratmeter erweitert wurde und damit doppelt so groß ist wie bisher, soll der Energieverbrauch gegenüber dem bisherigen Bedarf um 60 Prozent sinken. Gegenüber einer Sanierung nach gesetzlichem Mindeststandard könnten 90 Prozent CO2 eingespart werden.
Wegen Auflagen der Denkmalbehörde können die Außenwände nur von innen gedämmt werden; bei den meisten denkmalgeschützten Objekten ist dieses Vorgehen die einzige Möglichkeit, die baulichenergetischen Standards zu verbessern. Nun sollen anhand des Stuben-Areals technische Lösungen für Innendämmungen umgesetzt und untersucht werden. Dazu findet in Kooperation mit der Universität Stuttgart ein Monitoring zur Innendämmung statt, inklusive Schulung, Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit. Dieses Monitoring wird durch den Innovationsfonds der Badenova gefördert.
Beim heutigen Spatenstich waren neben OB Salomon auch Erster Bürgermeister Otto Neideck, Baubürgermeister Martin Haag, die Leiterinnen und Leiter der am Projekt beteiligten städtische Ämter, Martin Maier, Vorsitzender des Bürgervereins St. Georgen, zahlreiche Vertreter des örtlichen Vereinslebens sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zugegen.
Die Geschichte St. Georgens in Stichpunkten
750 bis 450 vor Chr.: Hallstatt-Besiedelung, belegt durch den Urnenfriedhof an der Ecke Blumenstraße/Hartkirchweg
786: erste urkundliche Erwähnung von Wendlingen. Heimo und seine Tochter Svanahilt übertragen ihren Besitz ans Kloster St. Gallen
873: erste urkundliche Erwähnung von Uffhausen
1306: Burkart ist erster Vogt in Wendlingen/Uffhausen
1322: erste schriftliche Erwähnung von St. Georgen im Kopialbuch von Günterstal als „kilche san Georgium ze Hardkilch“
1390: Beide Orte sind ein Erblehen des Johanniterordens
1574: Bau des ersten Gebäudes des „Stubeareals“
1831: Das Vogt-Amt geht in das Amt eines Bürgermeisters über
1938: Eingemeindung von St. Georgen in die Stadt Freiburg
1950: Am Nikolaustag wird das illegale Dorfparlament (Vorläufer des Bürgervereins) gegründet |