Bürgermeisterin Stuchlik: Wichtiger Bestandteil der
Freiburger Bildungslandschaft
Die Volkshochschule Freiburg (VHS) wird 90 Jahre alt. Am 9.
September 1919 als „Freie Volkshochschule“ gegründet, ist
sie heute eine von rund 175 in Baden-Württemberg und von
etwa 1.000 in Deutschland. Heute gilt die VHS in Freiburg als
erste Adresse für Weiterbildung. Keine Einrichtung in der
Stadt hat ein vergleichbar umfassendes und vielfältiges
Programm, keine verzeichnet eine ähnliche
Publikumsresonanz. Auch schätzen viele Institutionen die
VHS Freiburg als Kooperationpartnerin.
Gegenüber der Presse bezeichnete Bürgermeisterin Gerda
Stuchlik die VHS heute als wichtigen Bestandteil der
Freiburger Bildungslandschaft: „Mit ihren attraktiven
Angeboten und ihrer guten Infrastruktur ist die
Volkshochschule heute dort verankert, wo sie vom Namen her
hingehört – in der Breite der Bevölkerung. Dazu haben sicher
auch die zahlreichen Kurse beigetragen, die sich an
Menschen mit Migrationshintergrund wenden. Für sie ist die
VHS der erste Anker in der neuen Heimat geworden. Darüber
hinaus gehört die Volkshochschule auch immer dann mit
dazu, wenn es gilt, bildungspolitisch neues Terrain zu
betreten – derzeit zum Beispiel beim Modellprojekt „LEIF –
Lernen erleben in Freiburg“, bei dem es um den Aufbau eines
regionalen Bildungsmanagements geht.“
Gegründet wurde die Freiburger Volkshochschule
ursprünglich als Konkurrenzeinrichtung zu den
"volkstümlichen Hochschulkursen" der Universität, die sich mit
ihren Inhalten nur an ein gehobenes Bildungsbürgertum
richteten. Dabei war die Erschließung breiterer Zielgruppen in
der Bevölkerung von Anfang erklärtes Ziel. Über die reine
Wissensvermittlung hinausgehend sollte „Der Schüler die
Fähigkeit haben zu selbständiger Fragestellung, ...und kritischer
Betrachtung,.....zur selbständigen Arbeit,...und zur Gestaltung
eines harmonischen Lebens“, so beschreibt der erste Leiter,
Bernhard Merten, die Ziele der „Freien Volkshochschule“ im
Gründungsjahr 1919.
Die grundlegende Bedeutung dieser Aufgabensetzung wird
daran deutlich, dass das im Leitbild der Volkshochschule
Freiburg heute skizzierte Selbstverständnis mit jenem der
Gründerjahre unverändert identisch ist: „Die Volkshochschule
bietet ein breit gefächertes Angebot an Informationen,
Qualifikation, Selbsterfahrung und Kommunikation, das den
Menschen hilft, in einer sich verändernden Lebens- und
Berufswelt zu bestehen.“ Wie modern die Volkshochschule mit
diesem Ansatz damals schon agierte, zeigt sich auch darin,
dass in der Phase der Weltwirtschaftskrise neben dem breiten
Allgemeinbildungs-Programm bereits gezielt Maßnahmen zur
beruflichen Qualifizierung angeboten wurden.
1933 wurde die VHS zur NS-Volkshochschule, 1941 übernahm
die Universität die Trägerschaft der in "Volksbildungsstätte"
umbenannten Einrichtung. „Jedes von der Volkshochschule
behandelte Thema muss wie ein Nebenfluss in den
Hauptstrom in den Geist des Nationalsozialismus einmünden“,
so der Arbeitsauftrag. Die Volkshochschule wurde zur
Koordinierungsstelle für die betriebliche Erwachsenenbildung
ausgebaut. Dadurch stieg die Teilnehmerzahl in dieser Zeit
rapide an, sie setzte sich aber größtenteils aus
Wehrmachtsangehörigen zusammen.
Auf Initiative und mit Unterstützung der französischen
Militärregierung wurde die Volkshochschule 1946 wieder
eröffnet - als traditionell demokratische Einrichtungen politisch
zukunftsweisend. Befreit von der ideologischen Fesselung der
NS-Zeit erlebte die VHS eine ähnliche Aufbruchsstimmung wie
nach dem Ersten Weltkrieg mit dem wichtigsten Ziel, die Hörer
zu aktiven Teilnehmern am demokratischen Wiederaufbau zu
erziehen. Dazu wurden Kurse und Veranstaltungen in Theorie
und Praxis angeboten.
In den 50er und 60er Jahren etablierte sich die
Volkshochschule zu einem festen Teil der institutionalisierten
Erwachsenenbildung, das in den 70er Jahren durch eine
Professionalisierung der Organisationsstruktur mit einer Leitung
und einem hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeiterstamm
gestärkt wurde. In diese Zeit fallen auch die Verabschiedung
des Weiterbildungsgesetzes des Landes Baden-Württemberg
und ein inhaltlicher Paradigmenwechsel: praktisch verwertbare
und karriererelevante Qualifizierungsangebote bekamen zu
Lasten von humanistischen Bildungsangeboten ein sehr viel
stärkeres Gewicht.
Mit dem Zuzug von Gastarbeitern wurden die ersten Kurse für
Deutsch als Fremdsprache in der Volkshochschule Freiburg
angeboten. Auch heute noch ist die VHS hier in der Stadt einer
der größten Bildungsträger in diesem Bereich.
Ein weiterer Schritt im Prozess der Institutionalisierung erfolgte
am 14. Oktober 1976 mit der Gründung der Volkshochschule
als selbstständiger gemeinnütziger Verein. Auf dieser
geschäftsmäßigen Grundlage arbeitet die Volkshochschule
auch heute noch als ein mittelständiges Unternehmen in und für
die Stadt.
Seit Herbst 1982 ist die Volkshochschule mit eigenen
Räumen im "VHS-Zentrum" am Rotteckring im Schwarzen
Kloster, dem ehemaligen Ursulinerinnen-Kloster,
untergebracht. 1998 wurde als Zweigstelle in unmittelbarer
Nachbarschaft das "VHS-Studio" im Cinemaxx-Gebäude
eröffnet, 2008 kamen zusätzliche Räume in der
Rathauspassage hinzu.
Die 90er Jahre waren geprägt durch eine Vielfalt der Angebote
durch private Träger, Kammern, Betriebe, Kirchen und
Sportvereine. Diese Angebotsvielfalt für die Volkshochschule
und die anderen Anbieter in zahlreichen Kooperationen zu
nutzen und zu vernetzen, steht heute im Vordergrund.
Außerdem musste sich Volkshochschule ständig neuen
Arbeitsfeldern widmen und sich diese erobern. Nach einer
finanziell komfortablen Zeit in den 80ern und Anfang der 90er
Jahren musste sich die Volkshochschule mit der zunehmenden
Reduzierung der institutionellen Förderung durch die
öffentlichen Haushalte nach anderen „Standbeinen“ umsehen
und neue Finanzierungsquellen erschließen.
Auftragsmaßnahmen, Projekte und auch Privatschulungen sind
heute Angebotsfelder, die neben dem traditionellen offenen
Programmbereich eine große Bedeutung haben.
Im Jahr 2008 führte die Volkshochschule Freiburg 2.064
Veranstaltungen mit 59.868 Unterrichtseinheiten für 34.173
Teilnehmende durch. Das Haushaltsvolumen beträgt rund 3
Mio Euro. 25 Prozent davon finanziert die Stadt Freiburg, 6
Prozent das Land Baden-Württemberg, 69 Prozent sind
Eigenleistung der VHS. |