Stadtbibliothek zeigt Ausstellung über jüdische Reformschule
Der bis 1939 existierenden jüdisch-zionistischen Berliner
Theodor-Herzl-Schule ist die Ausstellung „Wir gehen gern in
unsere Schule“ gewidmet. Sie wird am Mittwoch, 18. Februar,
um 19 Uhr in der Stadtbibliothek am Münsterplatz eröffnet.
Anlass für die Schau ist die gestrige (17.2.) Namensgebung
der 2006 gegründeten Freien Schule des Jugendhilfswerks
Freiburg, die sich als verbindliche Ganztagsschule mit ganzheitlichem
Bildungskonzept versteht. Sie trägt künftig den
Namen „Paula Fürst Schule“, benannt nach der Montessori-
Lehrerin, unter deren Leitung sich die Theodor-Herzl-Schule
zur führenden jüdischen Volksschule im Berliner Westen entwickelte
und die 1942 in Auschwitz ermordet wurde.
Die von der Berliner Bibliothek für Bildungsgeschichtliche
Forschung konzipierte Ausstellung portraitiert die ehemalige
Schulleiterin und zeigt Erinnerungsstücke von Schüler/innen
der Herzl-Schule – unter anderem Hefte, Bücher, Schülerzeitungen,
Zeugnisse, Aufsätze, Bastelarbeiten, Zeichnungen
und Fotos. Auf diese Weise gewinnt man Einblick in die Geschichte
dieser einmaligen Schule, die auch Teil der deutschen
Schulgeschichte ist.
1920 wurde in Berlin-Charlottenburg die „Private Volksschule
des Jüdischen Schulvereins“ eingerichtet, die spätere Theodor-
Herzl-Schule. Sie sah ihre Aufgabe in der Erziehung des
ganzen Menschen und war jüdisch-zionistisch geprägt. Im
Unterschied zu öffentlichen Schulen wurde hier die Didaktik
der Reformpädagogik weiterhin angewendet, es gab Eltern- und
Schülervertretungen und eine enge Verbindung zwischen
den Familien, Lehrkräften und Schülern. Inmitten eines Systems,
das zu Hass und Intoleranz erzog, war die Theodor-
Herzl-Schule ein Ort, wo unter Wahrung der Eigenheiten und
Besonderheiten der jüdischen Identität das humanistische
Gedankengut der Aufklärung weitergegeben wurde. So konnte
wenigstens eine Minderheit von jungen Menschen in
Deutschland eine Erziehung bekommen, die sie zu toleranten,
selbstständigen, verantwortungsbewussten und demokratischen
Persönlichkeiten formte.
Die Ausstellung läuft bis zum 18. März. Sie ist dienstags bis
freitags von 10 bis 19 und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei. |