Prolixletter
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Die Kakaoattacke
Ein Reiseerlebnis von Daniel Jäger

Als ich vor ein paar Tagen in Mannheim meine Bahnreise unterbrach und durch die Unterführung im Hauptbahnhof lief, in dem es in den frühen Morgenstunden immer sehr voll ist, wurde ich von einer eiligen Reisenden mit Gepäck von links hinten angerempelt und gleichzeitig mit einem ordentlichen Schwapp einer kakaohaltigen Flüssigkeit übergossen.

Ich war ganz schön verdutzt und als ich aufsah, wo die Täterin geblieben ist, war diese schon um die nächste Ecke gebogen. Konnte sie es wirklich so eilig haben, obgleich unser Zug doch auf die Minute pünktlich in Mannheim eintraf? Offenbar. Aber warum musste sie ein "to-go"-Getränk mit sich herumschleppen? Ich war von der Schulter am ganzen linken Ärmel mit der braungefährbten Brühe versauigelt und holte erstmal ein Papiertaschentuch aus der Tasche, um diese Sauce etwas abzuwischen. Klar, meine Jacke musste alsbald in die Waschmaschine, die ich allerdings erst in fünf Tagen sehen würde.

Nachdem ich wie ein begossener Pudel weiter meines Weges ging - in Mannheim unterbreche ich gerne meine Bahnreise für einen Spaziergang zum Herschelbad für ein 30 minütiges Schwimmen - beobachtete ich andere Passanten, ob sie auch im Gehen und Stehen Getränke in den Händen hatten und beachtete die Schilder an Kaffeehäusern und anderen Restaurants, die das Angebot Coffee-to-go anpriesen. Welch eine Entwicklung unserer Gesellschaft - im Gehen essen und trinken, muss das wirklich sein? Keine Zeit für eine kleine Pause zum Verweilen und in Ruhe und mit Genuß etwas konsumieren?

Nach meinem Erlebnis ist mir verständlicher, dass in den Freiburger Straßenbahnen seit wenigen Monaten ein Piktogramm den Verzehr von Speisen und Getränken verbietet. Obgleich hier zwar im Sitzen gevespert werden könnte, ist bei der Schaukelei der Bahnen und der Drängelei bei Stoßzeiten die Gefahr sowohl die Sitze und Böden als auch andere Fahrgäste zu verkleckern einfach zu groß. In einem ICE habe ich es schon mehr als einmal erlebt, dass ein Sitzplatz nicht mehr benutzbar war, weil das Polster von Getränken verschüttet und einfach zu nass war. Unangenehm, wenn man das nicht rechtzeitig sieht und dann ein feuchtes Hinterteil bekommt.

Bei meiner Weiterreise traf ich am Bahnsteig einen 4er-Trupp von Bundeswehrangehörigen in Uniform, die das Warten auf den ICE mit tragbaren Getränken bewaffnet verkürzen wollten. Zwei hielten fast zeptral ihre Bierflaschen in den Händen, zwei hatten diese Pappbecher, die die Instantkaffeemischung "to-go" beeinhalten. Ich hielt gehörigen Abstand, um nicht einen weiteren Flüssigkeitsüberguss zu erhalten...
 
Eintrag vom: 13.02.2009 Autor: Daniel Jäger




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