Öffentliche Gedenkveranstaltung am 27. Januar
Thema: Verfolgung von Kindern und Jugendlichen
1933-1945
Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers
Auschwitz am 27. Januar 1945 wurde 1996 auf Initiative des
damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher
Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus.
Anlässlich dieses Jahrestags findet am Dienstag, 27. Januar,
um 19.30 Uhr im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses am
Münsterplatz eine öffentliche Gedenkveranstaltung statt mit
dem Thema „Verfolgung von Kindern und Jugendlichen
1933-1945“. Der Eintritt ist frei.
Die Veranstaltung stellt Schicksale von Menschen aus der
Region in den Mittelpunkt, die als Kinder und Jugendliche mit
ihren Familien der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung
durch die Nationalsozialisten ausgesetzt waren. Aus den unterschiedlichsten
Gründen wurden sie Opfer des NSRegimes:
Sie waren – um nur einige Beispiele zu nennen –
Kinder von Juden, von Zeugen Jehovas, von Sinti und Roma
oder sie waren behindert.
Ãœber Kinder und Jugendliche als Opfer des Naziregimes wurde
auch bei früheren Gedenkveranstaltungen am Jahrestag
der Befreiung von Auschwitz gesprochen, etwa 2007 über die
Rettung jüdischer Kinder durch sogenannte Kindertransporte
nach England und 2005 über die Zwangsschule für jüdische
Kinder. In diesem Jahr soll das Thema in größerer Breite dargestellt
werden. Gleichzeitig stehen Berichte von Zeitzeugen
im Mittelpunkt.
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Ulrich von Kirchbach
führt der Freiburger Lehrer und Autor Christoph Schwarz
in das Thema ein. Schwarz hat den Schicksalen von fast tausend
verfolgten Kindern und Jugendlichen aus Baden-
Württemberg im Südwesten Deutschlands zwischen 1933
und 1945 nachgespürt. Die Ergebnisse seiner umfangreichen
Recherchen wurden 2007 in einem Gedenkbuch mit dem Titel
„Verfolgte Kinder und Jugendliche aus Baden-Württemberg
1933-1945“ veröffentlicht.
Dem Einführungsvortrag schließt sich ein Gespräch mit den
Zeitzeugen Ursula Giessler und Hermann Emter und den
Schülerinnen Elena Jauch, Carla Steinborn und Marianne
Nack an. Moderiert wird das Gespräch von dem SWRJournalisten
Gerd Böhmer.
Ursula Giessler wurde 1936 in Freiburg geboren. Ihre jüdische
Mutter war zwar 1928 kurz vor der Eheschließung mit
Ursulas Vater Rupert zum katholischen Glauben konvertiert,
für die Nazis blieb Irmgard Giessler jedoch weiterhin eine Jüdin.
Mutter und Tochter überlebten die Nazizeit versteckt in
Stegen im Kloster der Herz-Jesu-Priester. Rupert Giessler
war bis zu seinem Berufsverbot 1939 Redakteur der katholischen
Zeitung „Freiburger Tagespost“. Nach dem Krieg war
er Mitbegründer der „Freiburger Nachrichten“, der späteren
„Badischen Zeitung“.
Hermann Emter wurde 1930 ebenfalls in Freiburg geboren.
Seine Eltern gehörten den Zeugen Jehovas an. Sein Vater
war bereits im Gefängnis, als seine Mutter Elisabeth 1940
verhaftet wurde, nachdem sie sich geweigert hatte, eine Erklärung
zu unterschreiben, in der sie ihrem Glauben abschwor.
Nach dreimonatigem Gefängnisaufenthalt in Freiburg
wurde sie in das KZ Ravensbrück deportiert. Sie kam nie wieder
zurück. Hermann Emter und seine fünf Geschwister wurden
nach ihrer Verhaftung von einem Onkel aufgenommen,
der selbst vier Kinder hatte.
Allen an der Veranstaltung Beteiligten gemeinsam ist, dass
sie an dem großen Geschichts- und Gedenkprojekt über „Nazi-
Terror gegen Jugendliche. Verfolgung und Deportation in
der Region Freiburg“ beteiligt waren, das 2007 in Freiburg
durchgeführt wurde. Die Ergebnisse des Projekts wurden vor
einem Jahr in einer umfangreichen Ausstellung mit ausführlichem
Begleitprogramm in der Katholischen Akademie der
Erzdiözese Freiburg vorgestellt. Sie sind zugleich die Grundlage
für die Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung
von Auschwitz.
Christoph Schwarz war Mitglied der fünfköpfigen verantwortlichen
Projektgruppe. Ursula Giessler und Hermann Emter berichteten
den Schülerinnen Elena Jauch, Carla Steinborn und
Marianne Nack im Rahmen des Projekts über ihr eigenes
Schicksal und das ihrer Familien.
Veranstalter sind das Kulturamt der Stadt Freiburg und das
Südwestrundfunk-Studio Freiburg in Zusammenarbeit mit der
Jüdischen Gemeinde Freiburg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft,
der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit,
der Gesellschaft Gegen Vergessen – Für Demokratie,
dem Stolperstein-Projekt Freiburg und der Vereinigung
der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten. |