Prolixletter
Freitag, 19. April 2024
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Preisträger beim 14. Freiburger SchülerFilmForum
Beim 14. SFF waren mit 730 Zuschauern etwas weniger als im Rekordjahr 2013, dafür gab es umso intesivere Gespräche unter den FilmemacherInnen.

Der Vorstellung des Studiums an der der Filmakademie Baden-Württemberg folgten 25 SchülerInnen. Berichtet haben zwei langjährige frühere Teilnehmer des SchülerFilmForums, die inzwischen in Ludwigsburg studieren. Die Zuhörer bekamen einen Einblick in den Ablauf des Studiums und die Möglichkeiten, die sich danach in der Branche bieten, die maßgeblich von Selbständigen geprägt wird – mit allen Chancen und Risiken.

Bereits am Freitag früh mußten wir zusätzliche Stühle im Kino aufstellen, da der Andrang der „Kleinen“ überwältigend war. Am Freitagabend stellten wir dann die eigens für den RVF-KurzFilmWettbewerb produzieren Filme vor, bei dem dieses Jahr neben den drei von der Jury vergebenen Preisen erstmals ein Publikumspreis verliehen wurde.

Die Gewinner:

1. Preis 300.- €: Invisible
von Heiko Gross, Nathalie Baumann, Martin Preis

2. Preis 250.- €: Ein feiner Zug
von Maximilian Möhrmann, Lukas Lücke, Martin Dreibach,
Hannes Hauptmann und Bianca Kubiak

3. Preis 200.- €: Fine deeds
Marie Eisenbach, Merit Brinks

Der Höhepunkt am Samstag war die Verleihung des "Förderpreises Schulische Videoarbeit“, der zum fünften Mal vergeben wurde. Das Preisgeld in Höhe von 1.000.- Euro wurde wieder zu gleichen Teilen von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau und der Stadt Freiburg zur Verfügung gestellt. Die Gewinner in diesem Jahr:

Förderpreis 200.- €: Berthold-Gymnasium Freiburg
Förderpreis 200.- €: GHSE Emmendingen
Hauptpreis 300.- €: Clara-Schumann-Gymnasium Lahr
Hauptpreis 300.- €: Friedrich-Gymnasium Freiburg

Begründungen für den Förderpreis Schulische Videoarbeit 2014:

Hauptpreis 300.- €: Clara-Schumann-Gymnasium Lahr

Gleich 10 Kurzfilme erreichten uns dieses Jahr vom Clara-Schumann-Gymnasium in Lahr. Uns überzeugte die Leichtigkeit der Geschichten, sowie dass diese sich am Puls der Zeit orientieren. So ließen wir uns von „10 Dingen, die Lehrer nicht tun sollten, wenn sie Arbeiten korrigieren“ überraschen und wurden durch die ersten drei Episoden der Rückwärts-Seifenoper „Die Flucht“ mitgerissen.

Leiter der Video-AG, Grant Anderson, vermittelt treffend die filmischen Gestaltungsmöglichkeiten und geht dabei auf jene Videokultur im Internet ein, mit der sich Schüler heutzutage unterhalten. Das spannende Konzept einer sich rückwärts erzählenden Episodengeschichte fördert zudem den Mut zu ungewöhnlichen Erzählweisen und zum kreativ-künstlerischem Schaffensprozess. Gespannt warten wir bereits auf die Offenbarung, was wohl auf dem Stick sein wird.

Neben dieser Arbeit der Video-AG hat die Deutschlehrerin Maria Büchner in ihrem Unterricht den Schülern ermöglicht, sich auf ungewöhnliche Art mit Liebeslyrik zu beschäftigen. Auf der Grundlage eines Gedichts von Bodo Morshäuser entstanden so sieben spannende Kurzfilme, in denen ganz persönliche Interpretationen dieses Gedichts im Vordergrund stehen.

Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung am Clara-Schumann-Gymnasium Lahr und wollen die weitere Arbeit mit einem Hauptpreis in Höhe von 300.- € unterstützen.

Herzlichen Glückwunsch.
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Hauptpreis 300.- €: Friedrich-Gymnasium Freiburg

In dem Projekt „120 Sekunden Freiburg“ betreiben Jugendliche auf erfrischende Weise selbst Videojournalismus und gehen der Subkultur ihrer Stadt nach. So erfuhren wir von Trends und Veranstaltungen, wie z.B. von der Tauschbörse „Mädchenflohmarkt“ und der Indoor-Sportart „Fingerboarding“, die uns völlig neu waren.

Die gut aufbereitete Recherche der Themen und die gelungene Verknüpfung von Ton und Bild begeistern uns. Bildsprache und Informationstext ergänzen sich sinnvoll und bringen den Inhalt im streng gesteckten Zeitrahmen von 120 Sekunden genau auf den Punkt. Gleichzeitig zeigt sich in jedem der sieben eingereichten Filme die persönliche Note der Filmemacherinnen und Filmemacher. Man erkennt so die Handschrift jedes einzelnen und auch die intensive Auseinandersetzung mit den filmischen Gestaltungsmöglichkeiten.

Das Friedrich-Gymnasium zeigt einmal mehr, dass das Medium Film in der Schule einen hohen Stellenwert innehat und man dort das nötige Handwerkszeug erlernen kann. Dieses Vorhaben, das federführend von Gregor Delvaux de Fenffe vorgelegt wurde, überzeugte uns und wir gratulieren herzlich zu einem Hauptpreis in Höhe von 300.- €.
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Förderpreis 200.- €: Berthold-Gymnasium Freiburg

Anrührend wird die Herkunft eines alten südchinesischen Wiegenliedes gezeigt, in dem ein Besuch bei der Großmutter beschrieben wird. Sie empfängt ihre Gäste nach traditionellen Sitte mit ihrem köstlichen „süßen Gao“, einer traditionellen Speise, die – wie das Wiegenlied – im modernen China langsam in Vergessenheit gerät. Die dokumentarische Reise ist sehr persönlich und konsequent mit subjektiver Kamera aufgenommen.

Der Film „Der siebte Schatz“ von Wayne Kuang steht für uns exemplarisch für die Videoarbeit, die Markus Ewel am Berthold-Gymnasium im Seminarkurs Philosophie leistet. In dieser Arbeit sind in den vergangenen Jahren immer wieder Filmbeiträge entstanden und beim Freiburger SchülerFilmForum gezeigt worden. Das letztjährige Thema „In my room“ ermöglichte es den Jugendlichen, sich in einer Jahresarbeit künstlerisch mit einem persönlichen Thema zu beschäftigen.

Wir halten diesen Ansatz für förderungswürdig, weil der Philosophiekurs hier Pionierarbeit leistet. Die Medienbildung soll im künftigen Bildungsplan als Querschnittsaufgabe in allen Fächern fest verankert sein. In diesem Sinne hoffen wir als Jury, dass der Förderpreis in Höhe von 200.- € einen Teil dazu beiträgt, das Equipment der Schule aufzubessern und die praktische Videoarbeit am Berthold-Gymnasium Freiburg nachhaltig zu stärken. Herzliche Gratulation.

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Förderpreis 200.- €: GHSE Emmendingen

Drei Kurzfilme erreichten uns in diesem Jahr von den GHSE - Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen. Ob beim Nachdreh eines Berliner Musikvideos im eigenen Umfeld Emmendingen, bei einer Krimi-Satire oder bei der äußerst gelungenen Verfilmung des Zitats von Thomas Weiss „Verwirrung ist stets der Beginn kreativen Wandels“ , die Schülerinnen und Schüler bewiesen stets eine große Portion Humor, die gut ins Bild umgesetzt wurde.

Aufgabenstellung des Lehrers Stefan Witt an die Schülerinnen und Schüler war es wohl, so wenig „Verschnitt“ wie möglich zu erzeugen, d.h. mit einem klaren Konzept und zuvor festgelegten Kameraeinstellungen in den Dreh zu gehen. Das klare Konzept spiegelt sich auch in den gut gewählten Drehorten und der kreativen Ausstattung wider. Wir wünschen der GHSE Emmendingen auch weiterhin viel Erfolg und Spaß an den eigenen Video-Produktionen und unterstützen diese Arbeit des Video-Schnittkurses mit einem Förderpreis in Höhe von 200 €. Herzlichen Glückwunsch.

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Die Preisträger des RVF-KurzFilmWettbewerbs 2014 mit dem Motto „Ein feiner Zug“

Und die Begründungen der Jury:

Die Jury: Till Gombert, Reiner Hoff, Stefan Pössiger, Jörg Vathauer, Wolfgang Stickel

1. Preis (300.- €) Invisible
Heiko Gross, Nathalie Baumann, Martin Preis

Eine klare, glaubwürdige und für junge Menschen typische Geschichte bzw. das subjektive Erleben des Nicht-Beachtet-Werdens. Sie wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt anhand mehrerer Situationen: die Schule – die (nicht vorhandene) Peergroup. Ihre MitschülerInnen beachten sie nicht, Passanten übersehen sie und rempeln sie an. Als sie nach Hause kommt, ist auch niemand für sie da.

Niemand, der ihr in ihrer Einsamkeit, ihrem traurig sein beistehen kann. „Wo ward ihr, als ich euch gebraucht habe?“ Sie muss nur noch „den entscheidenden Schritt“ gehen, um dem Nicht-Beachtet-Werden ein Ende zu setzen.

Soweit ihre Stimme aus dem Off. Mehrmals wird ein vorbeirauschender Zug eingeschnitten, mal als filmische Szene, mal nur als Geräusch, der die Stille und Trostlosigkeit zerreißt.

Ihr Entschluss steht. Sie begibt sich zum Bahnübergang, sieht den nahenden Zug. Da plötzlich beachtet sie jemand, ruft ihr laut zu, nimmt Anteil an ihrem Schicksal.

Möglicherweise rettet er sie – wir als Zuschauer wünschen uns das natürlich und verstehen den „feinen Zug“ als Geste der Aufmerksamkeit. Aus ihrer Perspektive könnte es auch anders sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es ein gutes Ende gibt, ist genauso groß.

Der Film ist nicht linear in seiner Zeitstruktur erzählt. Die MacherInnen spielen gekonnt mit Zeitlupe und Zeitraffer, verschränken sie visuell sehr schön und bieten dem Zuschauer dadurch auch die Zeit und den Raum, den Film unterschiedlich zu lesen und den „feinen Zug“ verschieden zu interpretieren.

Die Kameraarbeit unterstreicht diese Wahlmöglichkeit der Perspektive und spiegelt mal subjektiv, mal objektiv die Realität bzw. das, was sie zu sein scheint, lässt aber den notwendigen Interpretationsspielraum zu. Ein feiner Zug der Filmemacher, der uns getrost über kleine schauspielerische Schwächen hinwegsehen lässt.

(dichte Atmosphäre, der Film nimmt einen im wahrsten Sinne des Wortes mit.)
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2. Preis (250.- €) Ein feiner Zug
Maximilian Möhrmann, Lukas Lücke, Martin Dreibach,
Hannes Hauptmann und Bianca Kubiak

Man muss schon genau hinsehen, um des Rätsels Lösung zu entdecken. Wir als Jury haben das natürlich getan und konnten so die Spannweite der Erzählung erfassen, die kurzen Momente, die für das Verstehen so wesentlich sind.

Der „feine Zug“ der MacherInnen besteht also allein schon darin, dass sie uns zu genauem Hinsehen zwingen. Das ist durchaus auch im übertragenen Sinne zu verstehen: Oft genug sind es die feinen Details, der „richtige Stein“, die die Geschichte bestimmen. Eben Bausteine der Wahrnehmung und des Lebens.

Die Frage bleibt dennoch, worin der „feine Zug“ besteht. Ist es der Schutzengel, der die Fäden in der Hand hält, ist es der Zufall der es so will, oder ist es schlicht und einfach die Vorhersehung eines jeden von uns? Welcher „Stein“ wird gezogen, und stürzt der Turm ein? Es bleibt offen, der Raum für Interpretation wird geboten.

Der Film spielt auf vielfältige Weise mit dem Motto und ist spannend erzählt. Er zwingt den Zuschauer zu genauen Hinsehen, aber auch zu distanzierter Betrachtung. Die bewegte Kamera unterstützt dies und liefert durch ihre Perspektivwechsel die Struktur zum Verständnis.
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3. Preis (200.- €) Fine deeds
Marie Eisenbach, Merit Brinks

Die Idee, einen Film in nur einer Einstellung zu drehen ist nicht neu, ebenso wie die Geschichte, dass sich verschiedene Menschen in zufälligen Begegnungen den „Stab übergeben“ und hier „gute Taten“ vollbringen. Dennoch verliert diese Methode des „One-Shot“ nicht ihren Reiz, zumal dann, wenn sie faszinierend gefilmt und schauspielerisch glaubwürdig in Szene gesetzt wird.

Die Herausforderung bestand ja gerade darin, „einen feinen Zug“ filmisch darzustellen. Dass daraus gleich ein „Zug um Zug in einem Zug“ wird, ist umso beeindruckender. So viele Gutmenschen auf Freiburgs Blauer Brücke sind kaum vorstellbar. Dass es sie aber tatsächlich gibt – wenn auch zunächst nur im Kopf von zwei jungen Regietalenten – fängt die entfesselte Kamera in schönen Bildern ein, genau genommen in einer einzigen Einstellung. So etwas kann nur gelingen, wenn alles stimmt: die Story, die schauspielerische Leistung, die Regie, das Timing und - als Krönung - die außergewöhnliche und feinfühlige Kameraführung. Bei dieser Bildgestaltung kann man den „Schnitt“ getrost darauf beschränken, eine passende Musik unter die Bilder zu legen.
 
Eintrag vom: 27.05.2014  




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