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Freitag, 19. April 2024
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Freiburg richtet „Tag der Deportierten“ im Camp de Gurs aus
– Gedenkfeier im früheren Internierungslager der badischen und Pfälzer Juden

OB Dieter Salomon spricht am Sonntag im Namen der badischen Städte

Im Oktober 1940 wurden 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportiert, darunter fast 400 aus Freiburg

Die Stadt Freiburg richtet in diesem Jahr für die badischen Städte die Gedenkfeier zum „Tag der Deportierten“ in der kleinen südfranzösischen Gemeinde Gurs aus, in die 1940 rund 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland deportiert worden sind. Zu der Feierstunde auf dem Friedhof der Deportierten am kommenden Sonntag (27. April) reist eine Abordnung des Gemeinderats mit Oberbürgermeister Dieter Salomon. Angemeldet sind auch Delegationen mit Bürgermeistern und Gemeinderäten aus Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Pforzheim, Offenburg, Baden-Baden, Bruchsal, Konstanz, Lörrach, Emmendingen und Weinheim sowie der Jüdischen Gemeinden aus Baden und der Pfalz.

Bei der Gedenkfeier wird Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon im Namen der badischen Städte sprechen. Weitere Redner sind unter anderem der deutsche Generalkonsul von Bordeaux, Hans-Werner Bussmann, Vertreter der jüdischen Gemeinden und Paul Niedermann, einer der letzten noch überlebenden Zeitzeugen. Der heute 86jährige war als Kind aus seiner Heimatstadt Karlsruhe nach Gurs verschleppt worden und konnte mit seinem jüngeren Bruder aus dem Lager fliehen. Paul Niedermann berichtet bis heute regelmäßig in Freiburger Schulen und kirchlichen Einrichtungen über seine Zeit im Lager Gurs.

Der jährliche „Tag der Deportierten“ erinnert an den Leidensweg der badischen und Pfälzer Juden, die auf Befehl der Nazi-Gauleiter am 20.Oktober in das Camp nahe der spanischen Grenze verschleppt worden waren. Knapp 400 kamen aus Freiburg. Seit einigen Jahren erinnert das Bronzerelief eines vergessenen Mantels auf der Wiwili-Brücke über den Hauptbahnhof an den Abtransport der letzten Juden, die damals noch in der Stadt verblieben waren.

Im Camp de Gurs waren ursprünglich Flüchtlinge aus dem spanischen Bürgerkrieg 1936 bis 1939 interniert. Obwohl im unbesetzten Frankreich gelegen und offiziell unter französischer Verwaltung stehend, diente Gurs den Nazis ab 1940 als Internierungslager für deportierte Juden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Von den 6500 Menschen starben rund 2000 bereits in Gurs durch Hunger, Kälte und Entkräftung. Die meisten wurden in den Jahren 1941 und 1942 in die Vernichtungslager des Ostens gebracht und dort ermordet. Nur wenige überlebten oder konnten fliehen, unter ihnen die weltberühmte Philosophin, Publizistin und Heidegger-Schülerin Hannah Arendt, die aus ihrem Exil in Paris nach Gurs verschleppt worden war, oder der Freiburger Rechtsanwalt und frühere SPD-Stadtrat Robert Grumbach, der nach seiner Rückkehr einer der ersten Ehrenbürger nach 1945 wurde.

Von dem ursprünglichen Lager ist heute nur noch wenig erhalten. Auf dem Friedhof der Deportierten sind zahlreiche Opfer bestattet worden. Seit Anfang der 1960er besteht eine Gedenkstätte, deren Unterhalt ebenso wie die Pflege der Grabstätten von den badischen Städten unterstützt wird, die im jährlichen Wechsel auch den „Tag der Deportierten“ jeweils am letzten April-Wochenende organisieren.
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Eintrag vom: 22.04.2014  




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