Prolixletter
Donnerstag, 21. November 2024
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Ausstellungstipp: »Es gibt nichts ‚Ewiges‘.«
Wieland Wagner – Tradition und Revolution. Eine Jubiläumsausstellung zum 100. Geburtstag

Richard Wagner Museum, Bayreuth
24. Juli bis 19. November 2017

Wieland Wagner (1917-1966) war einer der größten Reformer der Opernbühne im 20. Jahrhundert. Aufgewachsen in der „machtgeschützten Innerlichkeit“ Wahnfrieds, dem mythisierten Wohnhaus seines Großvaters Richard Wagner in Bayreuth, im Umfeld deutschnationaler, antisemitischer Wagner-Ideologie und der Künstler-Bohème des Festspielbetriebs gleichermaßen, wurde der Erstgeborene von Wagners Sohn Siegfried und dessen Frau Winifred Wagner zum Liebling und Günstling Adolf Hitlers.

Nach den ersten bühnenbildnerischen Gehversuchen bei den Bayreuther Festspielen zwischen 1937 und 1945 bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs mit der Einsicht in die Verbrechen des Regimes, mit dem seine Familie und vor allem seine Mutter so eng verbunden waren, einen so tiefen wie verstörenden Einschnitt in die scheinbar „heile Welt“ des designierten Bayreuther Kronprinzen.

Im Rückzugsort der Familie in Nußdorf am Bodensee vollzog sich – fast unbemerkt – die Neugeburt des Künstlers Wieland Wagner aus dem Geist der ästhetischen Moderne, der Antike und der Psychoanalyse, namentlich der Archtetypenlehre C.G. Jungs – sämtlich zuvor verbotenes und verpöntes intellektuelles Neuland.

Mit gerade einmal Anfang 30 übernahm Wieland Wagner gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang die Leitung der als „Hitlers Hoftheater“ politisch vollständig diskreditierten Bayreuther Festspiele, die jedoch bereits 1951, gerade einmal sechs Jahre nach Kriegsende, fortgesetzt werden konnten. Hier schuf er mit der theaterästhetischen Revolution von „Neu-Bayreuth“ eine Wagner-Ikonographie, die über Jahrzehnte nicht minder verbindlich wurde als der naturalistische Bühnenhistorismus Richard Wagners selbst. Damit sorgte er für die Abkehr der Bayreuther Festspiele von der ideologisch belasteten ‚Tradition‘ und für deren Hinwendung zu einem antikisierenden, statuarischen Reliefstil der archetypisch aufgefassten Figuren, deren Innenleben und Psyche mittels abstrakter Formen, Farben und Licht in archaischen Symbolräumen nach außen gespiegelt wurde und so die dramatische Handlung – ganz im Sinne Richard Wagners – als Ausdruck des Mythos begriff. Er befreite die Festspiele so von ihrer politischen Diskreditierung, was zu einer so zeitgemäßen wie zukunftsweisenden Wagner-Renaissance führte.

Die Jubiläumsausstellung aus Anlass des 100. Geburtsjahrs Wieland Wagners spürt dem Menschen und Bühnen-Künstler Wieland Wagner nach und vermittelt einen Eindruck der – obgleich bis zu seinem allzu frühem Tod im Alter von nur 49 Jahren – lediglich 15 Jahre und damit vergleichsweise kurz währenden, jedoch bis heute nachwirkenden, legendären Epoche der Bayreuther Festspiele und damit der Musiktheaterkunst und eines radikal gewandelten Wagner-Bildes weltweit. Die szenografische Form der Ausstellung macht zudem die wesentlichen theater- und kulturgeschichtlichen Aspekte des Theaters Wieland Wagners sinnlich erfahrbar.

Die Ausstellung wurde ermöglicht und gefördert von der Beauftragten für Kultur und Medien und der Oberfrankenstiftung.
 
Eintrag vom: 17.07.2017  




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